Zehn Sekunden Zeitstrafe und zwei Strafpunkte auf die Superlizenz. Diese Sanktion kassierte Lewis Hamilton für seinen Crash mit Max Verstappen in der ersten Runde des Formel-1-Rennens in Silverstone 2021 von den Rennstewards um Nish Shetty. Für Red Bull war diese Strafe viel zu milde. Dr. Helmut Marko forderte für die "gefährliche" und "fahrlässige" Aktion sogar eine Rennsperre, Christian Horner sprach von einem cleveren, taktischen Foul.

Mercedes sah die Sache anders. Die Szene sei nicht einmal eine Strafe gewesen, hieß es aus Brackley. Toto Wolff schrieb Rennleiter Michael Masi deshalb sogar eine E-Mail. Diese beinhaltete eine Skizze einer Richtlinie der Stewards für derartige Szenen. "Die Regel mit den Stewards ist, wenn du innen bist, quasi mit dem Frontflügel über die Hälfte des vorderen Autos, dann ist es deine Kurve. Sie müssen nicht auf gleicher Höhe sein", sagt Wolff bei Sky.

Toto Wolff: Du musst nicht ganz daneben sein

"Die Regel ist, dass der [linke Vorder-] Reifen über die [Fahrzeug-] Mitte des Außenfahrenden gehen muss. Und das ist er hier bei Weitem", argumentiert Wolff. Masi verwies Wolff sofort auf die Stewards. Dorthin begab sich der Mercedes-Teamchef auch umgehend. Und die hätten ihm bestätigt, dass die Regel so sei. "Aber es war ein Highspeed-Unfall, deshalb haben die Stewards doch zehn Sekunden gegeben", berichtet Wolff.

Im Urteilsspruch ist davon nichts zu lesen. Dort gehen die Formel-1-Richter nicht auf die Geschwindigkeit, sondern vor allem Hamiltons Linienwahl ein. "Die Autos 33 [Verstappen] und 44 [Hamilton] sind in Kurve neun mit Auto 33 in Führung und Auto 44 leicht dahinter und innen eingefahren", heißt es dort.

Formel-1-Richter: Hamilton hätte Scheitel nicht geschafft

Die Urteilsbegründung weiter: "Auto 44 war auf einer Linie, die nicht den Kurvenscheitelpunkt erreicht hätte, obwohl innen Platz verfügbar war. Als Auto 33 in die Kurve eingelenkt ist, hat Auto 44 den Kontakt nicht vermieden und die linke Front von Auto 44 hat Auto 33 hinten rechts getroffen. Auto 44 wird als hauptschuldig bewertet."

Die Teams können wie immer Einspruch gegen das Urteil einlegen, bislang war trotz der vorherigen Sperrforderung Markos vonseiten Red Bulls allerdings noch nichts zu hören. Red Bull hält sich diese Option allerdings noch offen. Allerdings wären dazu neue und signifikante Beweise nötig, sonst ist an der Tatsachenentscheidung der Stewards nicht zu rütteln. Von Mercedes ist ein Einspruch nicht zu erwarten. Immerhin gewann Hamilton das Rennen trotz der aus eigener Sicht ungerechtfertigten Strafe.

Hamilton: Strafe und Strafpunkte ohne Folgen

Die beiden Strafpunkte schmerzen Hamilton derzeit ebenso wenig. Der Brite liegt nun bei insgesamt vier. Erst bei zwölf Punkten folgt eine Rennsperre. Ende September verjähren zwei Strafzähler auf der Lizenz des Weltmeisters.