Klare Verhältnisse im WM-Duell Red Bull vs. Mercedes im zweiten Freien Training der Formel 1 zum Aserbaidschan-GP 2021. Während sich Baku-Experte Sergio Perez auf dem 6,003 Kilometer langen Stadtkurs in 1:42.115 Minuten die Tagesbestzeit vor Max Verstappen sicherte, fuhr Weltmeister Mercedes seinen Ansprüchen noch weiter hinterher als im ersten Training. Lewis Hamilton verpasste die Top-10, Valtteri Bottas landete sogar hinter Sebastian Vettel.

Ferrari zeigte sich in einem erneut von zahlreichen Zwischenfällen geprägten Training weiter stark aufgelegt, musste allerdings einen Crash Charles Leclercs verdauen. Mick Schumacher kam wegen technischen Problemen kaum zum Fahren. Dasselbe galt für Nicholas Latifi.

Formel 1 Baku 2021: Das Trainingsergebnis

Das Ergebnis: Fast exakt eine Zehntelsekunde trennte an der Spitze den einen Red-Bull-Piloten vom anderen. Verstappen - in Baku noch ohne Podium - landete 0,101 Sekunden hinter Perez, schon mit zwei Treppchen in Aserbaidschan. Allerdings beklagte Verstappen Probleme beim Einlenken. "Das ist wie Tag und Nacht", verglich der Niederländer am Boxenfunk die Balance seines RB16B mit der aus dem ersten Training.

Nur drei Hundertstel fehlten Carlos Sainz im ersten Ferrari auf den langsameren Red Bull. Charles Leclerc belegte mit weiteren zwei Zehnteln Rückstand den vierten Rang. Der Monegasse war auf seiner schnellsten Runde allerdings in die Tec-Pro-Barriere gekracht (s. Abschnitt 'Zwischenfälle'). Auf dem Longrun kamen bei Leclerc weitere Probleme hinzu. Der Monegasse klagte über einen unerklärlich hohen Reifenverschleiß auf der Hinterachse.

Mercedes verpasst in Baku die Top-10

Pierre Gasly bescherte AlphaTauri mit P5 ein weiteres starkes Freitagsergebnis. Fernando Alonso, Antonio Giovinazzi, Lando Norris, Esteban Ocon und Yuki Tsuonda komplettierten bunt gemischte Top-10.

Diese verpassten somit gleich beide Mercedes-Piloten - obwohl Hamilton und Bottas, wie alle anderen, mit den weichen Reifen fuhren. "Mach einfach, was immer wir tun müssen. Ich werde nicht schneller werden. Ich weiß nicht, wo die Zeit ist, um ehrlich zu sein", funkte ein völlig ratloser Hamilton an seinen Renningenieur Peter Bonnington. Hamilton erzielte im Trainingsergebnis mit 1,041 Sekunden Rückstand auf Perez den elften Platz, Bottas lag eine weitere Sekunde zurück (P16).

Mick Schumacher von Öldruck-Problem gebremst

Damit sortierte sich der Finne direkt hinter Vettel ein, der Aston-Martin-Kollege Lance Stroll erneut knapp den Vortritt lassen musste. Weniger als eine Zehntel trennte das grüne Duo. Mick Schumacher wurde 19., eine halbe Sekunde hinter Teamkollege Nikita Mazepin. Allerdings störten gleich zwei Probleme an seinem Haas das Trainingsprogramm des Deutschen massiv (s. Abschnitt 'Technik').

Die Technik: Ferrari packte im zweiten Training einen ganz besonders minimalistischen Heckflügel aus. Offenbar ein Versuch, das Power-Unit-Defizit auf der langen Geraden zu kompensieren. Probleme gab es bei Mick Schumacher. Der Öldruck an seinem VF-21 streikte zu Beginn der Session. Nach vier Runden zu Beginn verpasste Schumacher so rund eine halbe Stunde. Nur drei Runden weit kam der Haas-Pilot, dann meldete er via Boxenfunk das nächste Problem und steuerte erneut seine Garage an. Schumacher ging zwar noch einmal auf die Strecke, kam allerdings nur auf insgesamt elf Runden.

Die Zwischenfälle: Mit einem harmlosen Verbremser sorgte Valtteri Bottas nach fünf Minuten für die erste, kurze gelbe Flagge der Session. Der Finne war am härtesten Bremspunkt der Strecke, natürlich Kurve eins nach der 2,2 Kilometer langen Vollgaspassage, in die Auslaufzone gerutscht. Sekunden später wieder gelbe Flaggen. Diesmal hatte Lando Norris den Notausgang von Kurve 15 besichtigt. Klassischer Verbremser. Nahezu parallel verlor Sebastian Vettel in Kurve 16, der letzten echten Kurve des Baku City Circuit, das Heck seines AMR21 und drehte sich. All diese Vorfälle blieben ohne Konsequenzen.

Baku-Training: Leclerc crasht, Williams kaputt

Kurz darauf verbremste sich Nicholas Latifi in Kurve zwei während Nikita Mazepin in Kurve eins Bottas imitierte. Auch hier keine Berührungen mit den Banden. Kurz darauf ärgerten sich der Russe und Carlos Sainz wechselseitig. Beide fühlten sich eingangs der Vollgaspassage voneinander behindert. Der Russe befand sich auf seiner schnellen Runde, der Spanier auf seiner Outlap. Auch Vettel fand sich wenig später in der Auslaufzone von Kurve eins wieder.

Nach zwölf Minuten stand plötzlich der Williams von Nicholas Latifi in Kurve 15. "Der Motor ist gestorben, Motor einfach gestorben", funkte der Kanadier. Erst an diesem Wochenende hatte Williams - wie alle Mercedes-Teams - neue Power Units eingebaut. Der Defekt sorgte für eine rote Flagge. Wie üblich im Training lief die Uhr weiter herunter. Sieben der nur 60 Minuten Trainingszeit kostete das die Teams.

Nur acht Minuten Action wurden daraufhin geboten, dann krachte es. Charles Leclerc, auf Bestzeit-Kurs, hatte sich in Kurve 15 verbremst, versuchte dennoch die Kurve zu bekommen, statt in den Notausgang zu fahren und rutschte so geradeaus in die Tec-Pro-Barriere. Dabei riss sich der Monegasse den Frontflügel seines SF21 ab. Leclerc konnte allerdings wieder zurücksetzen und die Boxengasse ansteuern. Dort wechselte Ferrari den Frontflügel, weiter ging's. Gestört wurde die Session einzig durch eine kurze virtuelle Safety-Car-Phase.

Besser machte es kurz darauf Pierre Gasly, der sich an selber Stelle ebenfalls verbremste, aber in den Notausgang kachelte. Allerdings setze der Franzose recht zügig im Rückwärtsgang zurück auf die Strecke. Kurz darauf verbremste sich Vettel ein zweites Mal, diesmal in Kurve zwei. Zehn Minuten vor Schluss ruinierte sich Bottas seinen Longrun mit einem weiteren Abstecher in die Auslaufzone der ersten Kurve. Wenig später tat es ihm Yuki Tsunoda gleich.

Das Wetter: Wie bereits im ersten Training am Vormittag herrschten in der aserbaidschanischen Hauptstadt beste Bedingungen für Motorsport. Die zweite Session der Formel 1 ging bei leicht stärkerem Westwind mit rund sechs Stundenkilometern über die Bühne. Bis zu 28 Grad Celsius betrug die Außentemperatur, das Asphaltband erhitzte sich auf bis zu 48 Grad Celsius. Am Samstag sollen die Temperaturen ähnlich ausfallen, der Wind allerdings deutlich auffrischen.