Nächste Strafe und nächster Strafpunkt für Nikita Mazepin: Im Qualifying zum Großen Preis von Spanien 2021 behinderte der Haas-Pilot nach einem Urteilsspruch der Stewards um ihren in Barcelona Vorsitzenden Tim Mayer Lando Norris im ersten Abschnitt des Zeittrainings ‚klar’ und ‚unnötig’. Während McLaren-Fahrer durch den Zwischenfall sein ganzes Qualifying zerstört sieht, ist sich Mazepin keiner Schuld bewusst.

Was war passiert? Norris befand sich gegen Mitte des Q1 auf seiner ersten fliegenden Runde, als der Brite in der Schikane im letzten Sektor auf gleich drei Fahrzeuge auflief. Kimi Räikkönen und Yuki Tsunoda, jeweils auf Inlaps, wichen in der engen Linkskurve 14 dabei nach rechts aus, doch Mazepin, selbst auf einer Aufwärmrunde, fuhr regulär weiter durch die Kurve. Dabei hielt er Norris deutlich auf.

Norris sauer: Ganzes Qualifying ruiniert

Der Brite erzielte eine um fünf Zehntel langsamere Zeit als Teamkollege Daniel Ricciardo. Im bisherigen Saisonverlauf war Australier in der Regel langsamer. Um kein Aus im Q1 zu riskieren, musste Norris daraufhin einen zweiten Satz frischer Softs benutzen. Der fehlte Norris im weiteren Verlauf. Deshalb sei sein gesamtes Qualifying durch diesen Vorfall ruiniert worden, klagte der Brite, in der Startaufstellung am Ende nur Neunter.

Diese Folgen spielten für das Urteil der Stewards wie gehabt keine Rolle. Für die Strafe gegen Mazepin - drei Plätze Startplatzstrafe und ein Strafpunkt - reichte ohnehin, was unmittelbar vor der Behinderung (Verstoß gegen Art. 31.5 des Sportlichen Reglements) und dabei geschah.

Stewards: Mazepin frühzeitig von Haas gewarnt

So sei Mazepin bereits ab Kurve zehn via Boxenfunk über den sich schnell nähernden Norris informiert und daraufhin permanent über den sich reduzierenden Abstand auf dem Laufenden gehalten worden, schreiben die Stewards. Anders als Räikkönen und Tsunoda vor ihm, die ebenfalls per Funk gewarnt worden seien, wich Mazepin allerdings nicht klar aus.

Tatsächlich hatte sich der Russe zwischen den Kurven 13 und 14 sogar von Räikkönen und Tsunoda überholen lassen - weil er so den Abstand zum vor ihm fahrenden Schumacher wahren wollte. Als dann Norris auftauchte überholte Mazepin das Duo zurück und stand so im Weg. „Das hat Norris klar behindert, der signifikant Zeit verlor“, schreiben die Stewards.

Mazepin: Flucht nach vorne einzige Option

„Es ist sehr schwierig, wenn sich zwei Autos in einer sehr langsamen und engen Kurve überholen. Da passt dann kein drittes mehr hin“, schildert Mazepin seinen Eindruck der Szene. „Erst recht nicht, wenn dann von hinten noch ein viertes mit Vollgas kommt.“

„Deshalb dachte ich, dass es keine Option ist, dahinter zu bleiben, denn dann wäre ich auf der Rennlinie geblieben“, verteidigt sich Mazepin. „Meine einzige andere Option war, zu fahren. Das habe ich dann getan. Ich hätte nichts machen können, außer mich in Luft aufzulösen. Aber dazu bin ich offensichtlich nicht in der Lage.“

Stewards widersprechen Mazepin: Strafe

Während die Stewards Verständnis für eine knifflige Situation für Mazepin und eine besondere Herausforderung in diesem Kurvenkomplex generell zeigen (was auch einem – offenbar wenig begeisterten – Norris dargelegt worden sei), widersprechen sie dem Russen in einem elementaren Punkt, der letztlich in der Strafe mündet. Er hätte es sehr wohl verhindern können, heißt es im Urteil.

„Hätte Mazepin gewartet, bis Norris IHN überholt, hätte er wieder herausziehen können und Norris folgen können. Die Stewards schätzen diese Gelegenheit als verfügbar für ihn ein ohne damit seine nächste Runde signifikant zu beeinträchtigen. Deshalb sprechen die Stewards die übliche Strafe für ‚unnötiges Behindern‘ von drei Plätzen Strafversetzung und einem Strafpunkt aus“, schreiben die Stewards. Noch dazu sei Mazepin frühzeitig informiert worden.

Strafe ohne Folgen: Mazepin sowieso Letzter

Das war vor eine Woche noch nicht der Fall. In Portugal erhielt Mazepin dennoch eine Fünf-Sekunden-Strafe für einen Vorfall bei einem Überrundungsvorgang durch Sergio Perez. Mazepin kassiert fünf Strafsekunden und einen Strafpunkt. Durch den zweiten Strafpunkt nun in Barcelona füllt sich das Konto des Russen auf zwei. Bei Erreichen von zwölf Strafpunkten werden Fahrer in der Formel 1 für das nächste Rennen gesperrt.

Die Strafversetzung selbst bleibt für Mazepin unterdessen folgenlos. Der Russe qualifizierte sich auf dem letzten Platz, sieben Zehntel und zwei Ränge hinter Mick Schumacher. „Ich kam zurecht, konnte die Reifen auf Temperatur bringen und hatte keinen Verkehr auf meiner schnellen Runde“, sagt Mazepin. „Aber mit der Pace fühlte ich mich nicht wirklich wohl, das müssen wir ansehen.“