Jacques Villeneuve:
Interlagos hat sicherlich Charakter, aber sie zählt nicht zu meinen Lieblingsstrecken. Sie verfügt über einige schwierige Kurven und ein enges Infield. Außerdem ist sie recht buckelig. Für die Kurven benötigt man so viel Bodenhaftung wie möglich, hingegen braucht man für die Geraden minimalen Abtrieb. Die Zuschauer sind immer großartig und die brasilianischen Fans schaffen eine ganz spezielle Stimmung. Das Wetter war einige Male recht unvorhersehbar, und wenn es dieses Mal wieder regnen sollte, so könnte sich für uns wie in Spa ein Vorteil daraus ergeben - dort wurde ich Sechster und holte fürs Team drei WM-Punkte. Die Stadt Sao Paulo hatte ich nie sonderlich gemocht, aber vielleicht wird Felipe meine Meinung ändern. Auf jeden Fall wünsche ich ihm für sein Heimrennen alles Gute.

Felipe Massa:
Es ist klar, dass ich bei einem Rennen in Brasilien einem großen Druck ausgesetzt bin, aber ich bin sehr gern hier und liebe es, vor meinen Landsleuten zu fahren. Es ist ein sehr schönes Gefühl. Ich schätze, dass es mir außerdem hilft, mich an den Druck zu gewöhnen, den ich im kommenden Jahr bei Ferrari ständig haben werde. Ich freue mich wirklich sehr auf das Rennen, besonders da der C24 in Spa gut lief. Ich kann mich noch gut an das letztjährige Rennen in Brasilien erinnern, als ich zum ersten Mal einen Grand Prix anführte. Ich hoffe, dass ich dieses Mal noch besser bin. Interlagos ist eine knifflige Strecke und körperlich sehr anspruchsvoll. Eigentlich fährt man die ganze Zeit nur durch Kurven, denn sogar die vermeintlichen Geraden sind geschwungen. Hinzu kommt, dass der Kurs entgegen dem Uhrzeigersinn befahren wird, was ungewöhnlich ist. Das beansprucht die Nackenmuskulatur stark, und die zahlreichen Bodenwellen sind auch nicht ohne. Aber es gibt eine Reihe von guten Kurven, und wenn man die richtig erwischt, dann ist das ein absolut befriedigendes Gefühl.

Willy Rampf, Technischer Direktor:
Interlagos ist einer der Kurse, der sowohl für die Fahrer als auch die Ingenieure eine große Herausforderung darstellt. Bei der Fahrzeugabstimmung muss man verschiedenen Ansprüchen gerecht werden: Einerseits ist für die langen Geraden - besonders die lange Auffahrt zur Start-/Zielgeraden - minimaler Luftwiderstand wünschenswert, andererseits benötigt man maximalen Abtrieb für das enge Infield. Man muss daher einen guten Kompromiss eingehen. Interlagos ist als Buckelpiste bekannt, deshalb ist es ebenso wichtig, dass das Fahrzeug von der mechanischen Seite mittels guter Feder- und Stabilisatoreneinstellung optimal abgestimmt ist, um eine gute Traktion und Bodenhaftung zu gewährleisten. Aufgrund der rauen Asphaltoberfläche ist mit einer hohen Reifenabnutzung zu rechnen, und das muss ebenfalls in Betracht gezogen werden. Die Strecke liegt ziemlich hoch über dem Meeresspiegel und aus diesem Grund reduziert sich die Motorleistung. Aerodynamische Effizienz ist daher umso wichtiger. Wie auch in Imola und Istanbul wird in Interlagos entgegen dem Uhrzeigersinn gefahren. Das beansprucht die Nackenmuskulatur der Fahrer umso mehr. Auf der südlichen Erdhalbkugel ist jetzt Frühlingsanfang und gelegentliche Regenschauer sind in Interlagos nicht auszuschließen. Wie wir letztes Jahr erleben durften, kann das das Rennen noch spannender gestalten. Damals konnte Felipe einen guten Startplatz erzielen und lieferte zu Beginn ein starkes Rennen ab. Wir bauen also auf die Erfahrungen vom vergangenen Jahr auf, um den C24 für diese Strecke, die ihm liegen sollte, abzustimmen.