Ferrari erlebte 2020 ein wahres Debakel. Der Vizeweltmeister von 2019 rutschte auf den sechsten Platz in der Konstrukteursweltmeisterschaft ab. "Uns ist klar, dass sich das nicht wiederholen darf", sagte Teamchef Mattia Binotto bei der Teampräsentation am Freitag in Maranello.

Ferrari entschied sich dazu, 2021 gleich zwei Präsentationen abzuhalten: Zunächst sollte das Team samt Neuzugang und Vettel-Ersatz Carlos Sainz im Mittelpunkt stehen, am 10. März, zwei Tage vor Testbeginn, dann die neue Rote Göttin, der SF21.

Gab Binotto bei der traditionellen Weihnachtsfeier vor gut zwei Monaten noch Rang drei als konkretes Ziel für 2021 aus, wollte er sich nun nicht mehr auf eine Platzierung festlegen lassen: "Wir müssen Siegeswillen zeigen. Das bedeutet aber nicht, dass wir gewinnen werden. Wir müssen uns verbessern und die richtige Einstellung zeigen. Der Vorsprung auf die Spitze war aber zu groß, um ihn über einen Winter aufzuholen."

Mattia Binotto ist ein Ferrari-Urgestein, seit 2019 ist er Teamchef, Foto: Ferrari
Mattia Binotto ist ein Ferrari-Urgestein, seit 2019 ist er Teamchef, Foto: Ferrari

Um langfristig wieder besser dazustehen, hat Ferrari einmal mehr die internen Strukturen verändert. Vor allem die Chassis-Abteilung wurde neu aufgestellt und in verschiedene Teilbereiche unterteilt. "Eine Organisation muss dynamisch sein, um auf neue Herausforderungen zu reagieren", erklärt Binotto. "Struktur und Verantwortlichkeiten sind jetzt klarer."

Um seinen eigenen Posten macht sich der Teamchef derweil noch keine allzu großen Sorgen. "Ich verspüre keinen Druck. Ich verspüre Verantwortung und Stolz", sagte er mit einem dem Mythos Ferrari angemessenen Pathos in seiner Stimme.

Der Italiener mit Schweizer Wurzeln wird auch 2021 versuchen, für mehr Ordnung in Maranello zu sorgen. Dafür wird er im Laufe der Saison einige Rennen nicht vor Ort begleiten. Im Laufe des Jahres will er sich mehr und mehr zurücknehmen. "Es geht darum, eine ganze Firma zu managen, nicht nur, ein Team. Es gibt große Herausforderungen für 2022", erklärt er angesichts der großen Regeländerungen. "Aber in der virtuellen Garage in Maranello bekomme ich am Rennwochenende alles mit und mit Laurent Mekies haben wir jemanden, der die Rolle vor Ort übernehmen kann."

Laurent Mekies wird Mattia Binotto auch 2021 bei einigen Rennen vertreten, Foto: LAT Images
Laurent Mekies wird Mattia Binotto auch 2021 bei einigen Rennen vertreten, Foto: LAT Images

Auch wenn es bei der Teampräsentation noch kein Auto zu sehen gab, der SF21 sorgte schon für reichlich Gesprächsstoff. Dass der Motor allein für die schwache Vorsaison verantwortlich sein soll, will Binotto so nicht gelten lassen: "Wir waren langsam auf den Geraden. Aber das hatte damit zu tun, dass wir zu viel Luftwiderstand und zu wenig Leistung hatten."

Ferrari 2021 auf den Geraden schneller

"Wir erwarten, dass wir auf den Geraden wieder besser sein werden. Wir haben ein effizienteres Auto: Sowohl bei der Aerodynamik, als auch beim Motor", verspricht Binotto. Ferrari steht aber wie alle anderen Teams im Winter vor dem gleichen Problem: Niemand weiß, was die Konkurrenz gemacht hat. "Deswegen ist es unmöglich zu sagen, wo wir stehen", sagten Charles Leclerc, Carlos Sainz und Mattia Binotto unisono.

Die beiden Entwicklungstoken hat Ferrari für Änderungen am Heck eingesetzt. Vor allem 2021 ein entscheidender Bereich, weil bei sonst sehr stabilem Reglement ein Stück vor den Hinterreifen aus dem Unterboden herausgeschnitten wurde. Auch an Diffusor und hinterer Bremsbelüftung gibt es kleinere Einschnitte.

Auch deshalb will Ferrari die vielversprechenden Daten nicht überbewerten. "Das wird sehr spannend", meint Binotto. "Wir sind nicht die einzigen, die Probleme mit der Korrelation zwischen Windkanal und Strecke hatten. Und gerade im Heckbereich wird diese Korrelation ein Schlüsselfaktor für diese Saison."

Passt das Paket beim Saisonstart nicht, sieht Binotto schwarz. An eine Aufholjagd glaubt er nicht: "Unser Fokus liegt auf 2022 Das ist die Hauptaufgabe. Wir werden nicht viel Zeit für die Weiterentwicklung des 2021er Autos aufwenden. Die Hackordnung zu Beginn des Jahres könnte für die ganze Saison gelten."