Wieder ein Wochenende, welches man "ganz schnell wegstecken muss", sagt Michael Schumacher auf seiner Homepage. Der Noch-Weltmeister hat sich wieder beruhigt - gestern noch erinnerte sein Verhalten ein wenig an Spa 1998. Damals war er auf David Coulthard aufgefahren, als dieser in der Gischt plötzlich verzögerte - gestern krachte Takuma Sato in sein Heck. In beiden Fällen stürmte Schumacher zu dem Kontrahenten und schleuderte diesem wenig jugendfreie Worte ins Gesicht. Da erkennt dann auch ein Blinder, dass Michael Schumacher eben doch kein Computer ist, wie ihm das lange Zeit vorgeworfen wurde.

"Michael ist normalerweise wirklich cool. Doch seine Reaktion rührte daher, dass er eine Möglichkeit verpasst hatte, und wir hatten in diesem Jahr bekanntlich nicht allzu viele Möglichkeiten", versucht Jean Todt zu erklären. Dass Schumacher Sato geschlagen habe, wie das der Japaner angeblich behauptet hatte, kann Todt nicht glauben: "Ich habe so etwas nicht gesehen, ich denke nicht, dass Michael das tat. Ich habe am TV nichts Derartiges gesehen." Schumacher: "Ich fand es einfach zu dumm, durch eine solch komplett unnötige Aktion aus einem Rennen auszuscheiden. Und heute, mit ein bisschen Abstand, muss man sowieso sagen, dass sich das Rennen nicht so entwickelt hätte, wie wir uns das erhofft hatten."

Denn: "Wir hatten ganz klar darauf gesetzt, dass es relativ bald nach Rennstart zu regnen beginnen würde, und es danach bei wechselnden Bedingungen eventuell möglich gewesen wäre, uns durch geschickte Entscheidungen nach vorne zu spülen. Es hat aber dann ja gar nicht geregnet, insofern wäre das Rennen eh nicht nach Wunsch verlaufen. Ich hätte zwar ziemlich sicher einige Punkte holen – und nach Juan Pablos Ausfall damit sogar meinen Vorsprung auf ihn ein bisschen ausbauen können. Aber darum wäre es sowieso nicht gegangen. Außerdem: Hätte, wenn und wäre gehören nicht zu meinem Wortschatz."

Nach der Uhrzeit hat sich Schumacher nicht erkundigt., Foto: Sutton
Nach der Uhrzeit hat sich Schumacher nicht erkundigt., Foto: Sutton

Jean Todt bemüht sich dennoch um das Hätte/Wäre: "Wir hatten ein besseres Paket als es am Ende aussah - wenn man bedenkt, wo Michael vor dem Unfall lag und wie konkurrenzfähig er im ersten Teil des Rennens hinter Alonso fahren konnte. Unglücklicher wiese - wir sind da nicht die einzigen - haben wir Michael in der Safety Car-Phase Trockenreifen gegeben und als er realisiert hat, dass diese nicht funktionierten, mussten wir wieder auf Intermediates wechseln. Aber Button, der Dritter wurde, war hinter Michael. Leider auch Sato..."

Als das Rennen frei gegeben wurde, krachte der Japaner in das Heck des F2005, später hat Michael Schumacher bei Jean Todt angerufen: "Michael wollte das Prozedere, die Anhörung vor den Stewards beschleunigen, um möglichst schnell abreisen zu können." Nach der Anhörung wurde Sato bekanntlich mit der Rückreihung um zehn Startplätze beim Grand Prix von Brasilien bestraft.

Drei Rennen sind noch ausständig - Brasilien, Japan und China. Ferrari hat ein Ziel: "Wir wollen in der Konstrukteursmeisterschaft Dritter bleiben - und so gesehen konnten wir in Spa immerhin um zwei Punkte mehr als Toyota holen." Denn auch Bruder Ralf Schumacher respektive Toyota hat in den Trockenreifen-Fettnapf gegriffen - der fünfte Platz von Rubens Barrichello war also Gold wert für die Scuderia. Denn jetzt liegt Ferrari mit zehn Punkten Vorsprung vor den in Köln stationierten Japanern.

Doch zehn Punkte sind bei drei noch offenen Rennen noch lange keine Garantie, zumal Toyota derzeit einfach die bessere Performance an den Tag legt. Michael Schumacher selbstkritisch: "Unter normalen Bedingungen hätten wir auch in Spa praktisch kaum Chancen gehabt, und auch unter nassen Bedingungen war es nicht berauschend. Jetzt müssen wir wirklich schauen, dass wir wieder den Anschluss finden, damit wir in den letzten drei Saisonrennen besser aussehen. Daran werden wir nun weiter in aller Konzentration arbeiten."