Der Kalender der Formel-1-Saison 2020 ist ungewöhnlich. In der zweiten Saisonhälfte finden sechs der neun Rennen auf Strecken(-varianten) statt, die die Königsklasse des Motorsports seit langer Zeit nicht mehr oder noch nie genutzt hat. Die Abwechslung kommt bei den Fahrern gut an. Doch schon im kommenden Jahr soll wieder zurück zum etablierten Kalender gehen. Die Rennen sollen dann nicht mehr zum größten Teil in Europa stattfinden, sondern wieder auf der ganzen Welt.

Die Saison 2021 wird zwar 23 Rennen umfassen und damit mehr als jemals zuvor in der Geschichte der Formel 1. Doch die Strecken, die in diesem Jahr eingesprungen sind, sucht man darin vergeblich. Dabei lobten die Fahrer den Nürburgring, das Autodromo Enzo e Dino Ferrari in Imola und den Mugello Circuit.

Es kursieren mehrere Überlegungen, um mehr Strecken im Rennkalender zu haben. Es wird über die Verkürzung der Rennwochenenden diskutiert, um zusätzliche Grands Prix in einem Jahr veranstalten können. Ebenfalls steht im Raum, die Rennstrecken nach einem Rotationsprinzip abzuwechseln. Dadurch erhält der Formel-1-Kalender regelmäßig neue Einflüsse.

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Bei McLaren favorisieren Fahrer und Teamchef die zweite Variante. "Wenn wir etwas in diesem ungewöhnlichen Jahr lernen, ist es, dass es gut ist, neue Strecken im Kalender zu haben", sagt Carlos Sainz. "Ich wäre sehr happy über einen Kalender mit 20 oder 21 Rennen aber mit wechselnden Strecken."

Unbekannte Strecken sorgen für Spannung

Das entspricht der Meinung von Teamchef Andres Seidl. "Wir sollten die Möglichkeit nutzen, die Austragungsorte abzuwechseln, um neuen Strecken die Möglichkeit zu geben, in den Kalender einzusteigen. Dadurch können wir Spannung aufbauen", findet er.

Diesen Weg will Liberty Media einschlagen - allerdings könnte auch der Kalender nochmals aufgestockt werden. In einer Investorenkonferenz sagte der scheidende Formel-1-Chef Chase Carey: "Wir erwarten, in den nächsten paar Jahren einen Kalender mit 24 Rennen zu haben. Wir werden vielleicht ein paar Rennen rotieren lassen, sodass wir in der Lage sind, noch ein paar neue Partner unterzubringen, aber das wird begrenzt sein, weil unsere Priorität weiter auf langfristigen Partnerschaften liegen wird."

Derzeit umfasst jedes Formel-1-Wochenende vier Tage: Es wird donnerstags mit einem Medientag eröffnet. Freitags beginnt die Action auf der Strecke mit zwei 90-minütigen Freien Trainings. In Austin wurde 2019 eine Regelrevolution vorgestellt. Sie sieht vor, die Wochenenden auf drei Tage zu verkürzen. Im Zuge dessen wurde darüber gesprochen, den Kalender auf bis zu 25 Rennen pro Saison auszuweiten. In diesem Jahr wurde beim Emilia Romagna GP in Imola erstmals ein kompakter Zeitplan angewendet. Die Freien Trainings am Freitag entfielen. Stattdessen gab es eine auf 90 Minute verlängerte Session am Samstagvormittag.

Lando Norris hält es nicht für richtig, die Anzahl der Wochenenden unter diesen Voraussetzungen zu erweitern. "Dann fliegst du einen oder vielleicht auch nur einen halben Tag später zu den Rennen. Das ist nicht genug, um drei oder vier zusätzliche Wochenenden pro Jahr zu machen", sagt der Brite.

Zusätzliche Rennen würden Personalkosten steigen lassen

"Es geht vor allem um die Mechaniker und die Mitarbeiter, die mit uns reisen. Sie haben eine anstrengendere Zeit als wir Fahrer", führt Sainz aus und gibt zu bedenken. Falls der Kalender ausgeweitet würde, gibt er zu bedenken: "Man bräuchte mehrere Crews und die Mitarbeiter müssten rotieren. Das würde alles noch teurer machen." Dieses Argument ist nicht neu in der Diskussion. Es wird immer angebracht, wenn über eine Erweiterung des Rennkalenders debattiert wird.

Für Seidl steht fest: "Die Wochenenden zu verkürzen, würde keine höhere Anzahl an Rennen rechtfertigen. Der Hauptpunkt aus meiner Sicht ist die Zeit, die man von zu Hause weg ist. Die Wochenenden verbringen wir alle an der Strecke. Das ist nicht nachhaltig für unsere Teammitglieder."