Robert Kubica ist in der Formel 1 2020 als Testfahrer von Alfa Romeo in die zweite Reihe gerückt. Dass er beim Auftakt in Australien nicht im Grid stehen wird, war nach der enttäuschende Comeback-Saison mit Williams abzusehen. Für den Polen ist klar: sein Ex-Team ist für seinen Abstieg aus der Königsklasse verantwortlich.

"Es ist gut möglich, dass ich, wenn ich letztes Jahr ein besseres Auto gehabt hätte, jetzt nicht hier sitzen, sondern mich auf das Rennen in Australien vorbereiten würde", so der 35-Jährige im Interview mit dem polnischen Radiosender Gosc Radia Zet.

Kubica war 2019 nach einer achtjährigen Pause in Folge eines schweren Rallye-Unfalls in die Formel 1 zurückgekehrt. Doch bei Williams gelang es ihm nicht, an seine frühere Form anzuknüpfen. Im direkten Qualifying-Vergleich zu Teamkollege George Russell unterlag er mit 21:0.

Beim Chaos-GP in Hockenheim staubte Kubica zwar einen WM-Punkt ab, was Russell im Saisonverlauf nicht gelang, doch letztendlich hatte der Rückkehrer deutlich mehr Probleme mit dem Auto als der Neuling. Der FW42 war von Beginn an ein Sorgenkind.

Dem Team gelang es zunächst nicht, den Boliden rechtzeitig zum Start der Wintertestfahrten in Barcelona fertigzustellen. Auch im weiteren Saisonverlauf war Williams klar das Schlusslicht unter den zehn Teams. Kubica war der Frust sowohl auf als auch abseits der Rennstrecke anzumerken.

Kubica kritisiert Williams-Personal: Nicht gut genug gearbeitet

Immer wieder klagte er über eine katastrophale Balance des Autos, welche ihn ratlos zurück ließ. In der zweiten Saisonhälfte kam es zunehmen zu Spannungen zwischen Kubica und seinem Team. So klagte er in Suzuka darüber, dass ihm das Team einen neuen Frontflügel nicht zugestand, welcher ihm seinem Empfinden nach ein besseres Gefühl für den FW42 vermittelt hatte.

"Ich habe bei Williams viele Menschen vorgefunden, die wussten, was sie zu tun haben. Aber es gab auch andere, die einen besseren Job hätten machen können", lässt Kubica Kritik an seinem ehemaligen Arbeitgeber durchklingen. Möglicherweise ist diese sogar an die höchste Führungsebene des Rennstalls gerichtet.

Nachdem Teamchefin Claire Williams vor einem Jahr noch davon Sprach, mit Kubica und Russell ihre Traum-Fahrerpaarung gefunden zu haben, erklärte sie vor wenigen Tagen, dass man Kubica in Grove nicht vermisse.

Alfa-Romeo-Teamchef hält zweites Kubica-Comeback für möglich

In Folge des Aus als F1-Stammpilot bestreitet Kubica 2020 parallel zu seinem Engagement bei Alfa Romeo seine erste DTM-Saison mit BMW. Sein neuer Alfa-Teamchef Frederic Vasseur schließt eine Rückkehr ins erste Glied jedoch nicht aus.

"Auf jeden Fall. Wenn wir schauen, wo Robert jetzt ist, ist er sicherlich näher dran als vor ein paar Jahren", so der Franzose im Gespräch mit dem britischen TV-Sender Eleven Sports. Vor seinem Einstieg in die Formel 1 leitete er hauptsächlich seine Nachwuchsschmiede ART Grand Prix, mit der Russell 2018 Formel-2-Meister wurde.

Er sieht Kubicas Abschneiden gegen den britischen Youngster nicht so dramatisch, wie die nackten Zahlen es vermuten lassen. "Die Aufgabe, die er vor einem Jahr hatte, war nicht einfach. Ich kenne George, der für mein Team gefahren ist. Ich schätze ihn sehr, sehr stark ein. Es war eine schwierige Situation für Robert", sagt Vasseur.

Nachdem Kubica bei den Wintertestfahrten 2020 bereits zwei Tage für Alfa Romeo im Einsatz war, hält er es für möglich, dass sich der polnische Nationalheld von seinem angekratzten Ruf rehabilitieren kann: "Das Wichtigste ist, was diese Saison herauskommt. Und nicht das, was vor zwölf Monaten war."