Die Saison 2020 hat noch nicht einmal begonnen und schon sind die Boliden für die Saison 2021 eines der beliebtesten Gesprächsthemen im Paddock. Die massiven Regeländerungen zwingen viele Teams zu einer frühen Planung für das Jahr 2021. Das betrifft vor allem die Mannschaften aus dem Mittelfeld, deren Ressourcen nicht vergleichbar sind mit jenen von Mercedes, Ferrari und Red Bull.

Andrew Green, der technische Direktor bei Racing Point, sagt: "Es ist eine große Herausforderung. Die Regeln für 2021 sind Neustarts in allen Bereichen. Wir haben die Entwicklung für 2021 schon gestartet und Ressourcen dorthin verlagert. Das ist normalerweise nicht der Fall. In den nächsten Monaten werden wir immer mehr Ressourcen auf die Saison 2021 legen. Ab der Sommerpause werden wir unsere Entwicklung ausschließlich auf den Wagen der kommenden Saison legen."

Mit demselben Problem muss sich auch Alpha Tauri befassen. "Bei uns arbeiten im Moment etwa 40 bis 50 Prozent der Angestellten am Wagen für 2021", sagte der Technikchef des Red-Bull-Juniorteams, Jody Egginton.

Da sich die Teams schon so früh in der Saison auf das kommende Jahr vorbereiten werden die Weiterentwicklungen der momentanen Boliden schon früh eingefroren. Deshalb könnte der Saisonstart noch wichtiger werden als in den letzten Jahren.

"Es ist unsere Strategie, schnell aus den Startlöchern zu kommen", sagt Green. "Wir können keinen langsamen Beginn hinlegen. Es ist mehr denn je wichtig, eine gute Grundlage für die Saison zu schaffen."

In Hinblick auf die gute Performance von Racing Point bei den Testfahrten, meinte Green: "Es ist etwas schade, wir würden diese Regeln gerne weiterbehalten. Unser Wagen in diesem Jahr hat viel Potenzial."

"Die Regeln für nächstes Jahr sind etwas komplett anderes", so Green weiter. "Sie sind unglaublich restriktiv und bieten nur wenig Raum für Anpassungen, eigentlich fast gar keinen. Die Teams werden sich wahrscheinlich schnell auf ein Lösung angleichen und ähnlich aussehen und performen."

Racing Point war bei den Testfahrten in Barcelona aufgefallen, da ihr Wagen – abgesehen von der Lackierung - dem Mercedes aus der Saison 2019 zum Verwechseln ähnlich sieht. Das britische Team musste sich deshalb häufig den Vorwurf gefallen lassen, dass man den Mercedes kopiert habe.

Renault-Technikchef Marcin Budkovski bezeichnete die vermeintliche Kopie es als "eine bedenkliche Entwicklung". Auch bei McLaren zeigte man sich wenig erfreut über die Herangehensweise von Racing Point. Teamchef Andreas Seidl witterte sogar einen Regelverstoß: "Wenn du die Arbeit, die du verrichten musst, auf zwei Teams aufteilst, geistiges Eigentum überträgst und damit effektiv deine Ressourcen erhöhst, verstößt dies eindeutig gegen die Regeln."

Andrew Green verteidigte das Konzept in einem früheren Interview damit: "Wir haben uns einfach vom schnellsten Auto des gesamten Formel-1-Feldes inspirieren lassen. Alle Teams bezahlen Fotografen dafür, Fotos von der Konkurrenz zu machen."