Mit 64 Punkten Rückstand auf WM-Leader Lewis Hamilton ist Valtteri Bottas zum Mexiko GP gereist. Weil es sich bereits um das viertletzte Rennen der Formel-1-Saison 2019 handelt, kann sein britischer Teamkollege an diesem Wochenende bereits alles klar machen. Holt Bottas 14 Punkte weniger als Hamilton, ist auch der letzte verbliebene WM-Verfolger final nicht mehr in Reichweite und Hamilton zum sechsten Mal F1-Weltmeister.

Das heißt jedoch auch: Bottas kann die Entscheidung aus eigener Kraft vertagen. Dazu reicht in jedem Fall ein Podium. Hamilton glaubt ohnehin nicht daran, es bereits diesen Sonntag zu entscheiden. "Das wird schwierig. Valtteri ist das ganze Jahr so stark", sagt der Brite.

Hamilton grübelt: Wann mal 14 Punkte mehr geholt?

"Ich weiß nicht, wie oft ich da überhaupt mal 14 Punkte mehr geholt habe. Insgesamt liegen auf jeden Fall noch so viele Punkte auf dem Tisch, ich muss die nächsten vier Rennen abliefern", so Hamilton weiter. Tatsächlich liegt er damit nicht allzu falsch. Einzig in Ungarn nahm er Bottas 2019 mal so viele Punkte ab.

Formel 1 2019: 5 Brennpunkte vor dem Mexiko GP (10:06 Min.)

Will der Finne Hamilton jedoch wirklich noch einmal angreifen, reicht es nicht, nur nicht allzu sehr zu verlieren. Dann muss das deutliche Gegenteil der Fall sein. Bottas muss unbedingt klar besser punkten. Ganz so gut wie noch vor zwei Wochen schätzt Bottas seine WM-Chancen angesichts der fast beendeten Saison bei einem derartigen Rückstand längst nicht mehr ein.

Bottas mit Japan-Momentum, aber im Rennen gegen die Zeit

"Das habe ich wohl vor Japan gesagt", sagt Bottas am Donnerstag in Mexiko auf eine Nachfrage zu alten Aussagen des Finnen, wonach er alles noch für möglich halte. "Die Dinge liefen in Japan gut", kommentiert Bottas seinen Sieg in Suzuka vor zwei Wochen. "Ich versuche, das positive Momentum mitzunehmen. Japan ist ein einzigartiger Grand Prix, den du gewinnen kannst."

Doch der WM-Zweite weiß auch ganz genau, dass ihm das alles im Gesamtbild so viel nicht gebracht hat. "Lewis hat ja auch viele Punkte gemacht und jetzt hier die Chance, alles klarzumachen", erinnert Bottas. "Es wird jetzt Rennen für Rennen schwieriger. Aber es bringt nichts, zu sagen, dass es vorbei ist. Ich versuche es jetzt natürlich so lang wie möglich hinauszuzögern."

Mercedes schon Weltmeister, freie Bahn für Bottas

Immerhin kann sich Bottas dabei jetzt voll und ganz auf sein eigenes Ziel fokussieren. In Japan machte Mercedes bereits den Konstrukteursweltmeistertitel klar. Noch dazu kann nur noch einer der beiden Mercedes-Piloten auch den Fahrertitel holen. Teamergebnis-optimiert oder gar für Hamilton fahren muss der Finne nun also in keinem Fall mehr. "Ich kann mich jetzt ganz darauf konzentrieren, den WM-Titel zu holen", sagt Bottas.

Dabei handelt es sich jedoch zuvorderst um eine mentale Komponente. Für seine sonstige Herangehens- und Arbeitsweise bedeute es jedenfalls erst einmal keinen so großen Unterschied. Er starte den Mexiko GP wie jedes andere Wochenende auch. "Ich versuche, einfach mein Bestes zu zeigen und mit dem Team hart zu arbeiten, um das beste Setup zu finden", schildert Bottas.

Bottas im Mercedes in Mexiko überhaupt Big-Point-fähig?

Sein Problem: Will er Hamilton richtig Punkte abnehmen, muss es eigentlich der Sieg sein. Ausgerechnet in Mexiko, jenem Grand Prix also bei dem Mercedes im Vorjahr sang- und klanglos unterging. "Letztes Jahr hatten wir hier ein schwieriges Rennen, hatten sehr mit dem Reifenabbau zu kämpfen. Ich weiß gar nicht mehr, wie viele Stopps wir einlegen mussten", erinnert Bottas.

Doch in ihm keimt auch Hoffnung. Weil Pirelli in diesem Jahr härtere Reifen nach Mexiko gebracht hat. "Und wir haben mittlerweile eine Ahnung davon, was da die Probleme mit den Reifen waren. Und das Auto ist auch ganz anders, es ist also ein ganz anderes Setup", sagt Bottas. "Wir sollten also besser sein als vergangenes Jahr.

Einzig in Sachen Power Unit sieht der Finne weitgehend schwarz: "Wir der Motor hier in der Höhe funktioniert, ist die Frage. Aber Ferrari wird seinen Power-Vorteil schon wieder haben. Die waren da schon im letzten Jahr sehr gut hier."