Lewis Hamilton hat Mercedes' Erfolgsgeschichte bei der Formel 1 in Russland mit einem weiteren Sieg fortgesetzt. Der Weltmeister feierte in Sotschi seinen neunten Saisonsieg und den 82. seiner Karriere. Durch einen Defekt bei Sebastian Vettel übernahm Hamilton nach dem ersten Boxenstopp die Führung, die er vor Valtteri Bottas und Charles Leclerc behauptete. Zwischen den Ferrari-Teamkollegen kam es erneut zu einer Auseinandersetzung über interne Absprachen.

Ferrari behauptete die Führung am Start erfolgreich gegen Mercedes. Leclerc und Vettel hatten sich zuvor über den Windschatten beim Run auf die zweite Kurve abgesprochen um der Konkurrenz keine Chance zu lassen. Leclerc verteidigte sich dementsprechend nicht, wodurch Vettel die Führung übernahm. Wenig später wurde Vettel angewiesen Leclerc vorbeizulassen, er kam der Teamorder jedoch nicht nach.

Die Ferrari-Strategen organisierten den Platztausch zwischen den Teamkollegen per Undercut von Leclerc. Wenig später fiel Vettel in der Runde nach seinem Boxenstopp aus, was für eine VSC-Phase sorgte. Mercedes hatte zu diesem Zeitpunkt noch nicht gestoppt und übernahm dadurch die Führung. Leclerc gelang es in den 20 Runden bis zur Zielflagge nicht mehr, Bottas und Hamilton zu attackieren.

Die Punkteränge: Hinter den Top-3 fuhren die Red-Bull-Teamkollegen Max Verstappen und Alexander Albon auf die Positionen vier und fünf. Die Top-10 komplettierten Carlos Sainz, Sergio Perez, Kevin Magnussen, Lando Norris und Nico Hülkenberg.

Formel 1, WM-Stand 2019: Hamilton nimmt Kurs auf die WM

Der WM-Stand: Mit seinem neunten Sieg baute Hamilton die Führung in der WM abermals aus. Bei noch 130 zu vergebenen Punkten liegt er 73 Zähler vor Bottas. Den WM-Titel kann er aber frühestens in Mexiko klar machen. Selbst wenn er in Suzuka gewinnt und den Bonuspunkt für die Fastest Lap holt, während Bottas ausfällt, würde er nur 99 Punkte vorne liegen.

In der Herstellerwertung erhöhte Mercedes den Vorsprung auf Ferrari wieder auf 162 Punkte. Red Bull ist abgeschlagen Dritter. Mit zwölf Zählern setzte sich McLaren im Mittelfeld weiter ab und knackte die 100-Punkte-Marke.

Das Wetter: Sotschi empfing die Königsklasse am Renntag mit perfektem Sonnenschein. Bei 21 Grad Celsius Außen- und 33 Grad Streckentemperatur war von dem ursprünglich angekündigten Regen nichts zu sehen.

Ferrari spielt Mercedes am Start aus

Die Startphase: Leclerc kam beim Erlöschen der Ampel am besten weg, doch Vettel nutzte den doppelten Windschatten und kassierte erst Hamilton und dann den Teamkollegen beim Run auf die zweiten Kurve. Einen noch besseren Start erwischte Sainz. Der Spanier ging schon beim Beschleunigen an Bottas vorbei und lag zunächst sogar vor Hamilton, bis der Weltmeister sich die dritte Position auf der Bremse wieder zurückholte.

Weiter hinten legte Räikkönen einen Frühstart hin, für den er eine Durchfahrtsstrafe erhielt. Bis auf ein paar enge Szenen ging am Start alles gut. In Kurve vier kollidierten jedoch Ricciardo, Grosjean und Giovinazzi. Letzterer wurde von den Gegner in die Mangel genommen, was eine Kettenreaktion auslöste. Die Rennleitung rief das Safety Car auf den Plan. Für Grosjean war das Rennen gelaufen, Ricciardo und Giovinazzi mussten zur Reparatur an die Box.

Streit bei Ferrari: Vettel widersetzt sich Teamanweisung

Der frühe Rennverlauf: In der vierten Runde wurde das Rennen wieder freigegeben. Vettel hatte beim Restart alles unter Kontrolle, dahinter folgten Leclerc, Hamilton, Sainz und Bottas. Zwei Umläufe später sorgte Ferrari für einen überraschenden Funkspruch. Vettel wurde angewiesen, Leclerc vorbeizulassen.

Offenbar gab es zwischen den Ferrari-Piloten eine Abmachung, nach dem Start nicht zu kämpfen um Mercedes keine Chance zu lassen. Leclerc verteidigte sich dementsprechend auf dem Weg zum ersten Bremspunkt nicht und gab Vettel den vereinbarten Windschatten, den dieser zum Überholmanöver nutzte.

Vettel widersetzte sich jedoch der Anweisung Leclerc vorbeizulassen und blieb vorne. Ferrari reagierte deeskalierend auf die Diskussionen am Funk und ließ das Rennen weiterlaufen. Vettel baute seinen Vorsprung in der Folge sukzessive aus. In Runde 15 lag er dreieinhalb Sekunden vor Leclerc. Mercedes konnte die Pace der Ferrari-Piloten nicht mitgehen. Hamilton und Bottas lagen sieben respektive 14 Sekunden hinter dem Führenden.

Hinter der Spitze bahnte sich der vom Platz neun gestartete Verstappen den Weg durchs Feld. In Runde 17 ging er an Sainz vorbei und übernahm die fünfte Position. Leclerc bekam derweil die Freigabe von seinem Chefingenieur, die Pace anzuziehen. Er lag zu diesem Zeitpunkt vier Sekunden hinter Vettel.

Wirklich schneller als der Leader war Leclerc trotzdem nicht. Er blieb vier Sekunden hinter dem Teamkollegen. Vettel schloss währenddessen in kleinen Schritten auf den Monegassen auf und lag in Runde 22 nur noch zwei Sekunden dahinter. Der weiche Reifen hatte deutlich länger als prognostiziert gehalten, doch der Medium von Mercedes wurde langsam schneller.

Vettel fällt nach strategischem Platztausch aus

Die Boxenstopps: In Runde 22 kam Leclerc zum Wechsel von Soft auf Medium an die Box. Die Ferrari-Crew fertigte ihn in 2,5 Sekunden ab und schickte ihn hinter Bottas auf der vierten Position wieder zurück ins Rennen. Vettel fuhr zunächst weiter, klagte im Funk dann aber über Probleme mit den Hinterreifen.

Erst in der 25. Runde kam Vettel zum Stopp. Auch er wechselte von Soft auf Medium, der Wechsel dauerte mit 3,0 Sekunden etwas länger als bei Leclerc. Durch drei schnellste Rennrunden in Folge ging Leclerc durch diese Strategie am Teamkollegen vorbei. Wenige Kurven später war das Rennen für Vettel beendet. In Kurve 14 musste er seinen Ferrari mit einem Defekt am Hybridsystem abstellen.

Der Rest des Feldes nutzte die daraus resultierende VSC-Phase für Boxenstopps. Mercedes fertigte Hamilton und Bottas ab. Der Weltmeister rutschte durch den Reifenwechsel während der Neutralisierung vor Leclerc. Sowohl er als auch Bottas wurden für den zweiten Stint auf Soft umgesattelt. Kurz darauf landete Russell in Kurve 14 in der Streckenbegrenzung. Der Unfall des Rookies sorgte für eine Safety-Car-Phase.

Die vollständige Neutralisierung des Rennens wurde abermals für Boxenstopps genutzt. Ferrari holte Leclerc noch einmal zum Service. Der 21-Jährige wechselte von Medium zurück auf Soft und fiel dadurch hinter Bottas auf die dritte Position zurück. In Runde 33 ging der Grand Prix in Renntempo weiter.

Bottas blockt Leclerc

Die Schlussphase: Hamilton hatte beim Restart alles im Griff, Leclerc war hingegen nah an Bottas dran. Für eine Attacke reichte es bei der ersten Anfahrt auf Kurve zwei jedoch nicht. Die Pace an der Spitze gab zunächst Hamilton vor, der den Vorsprung auf Bottas sogleich auf über eine Sekunde ausbaute.

In Runde 35 wurde das DRS freigegeben, Leclerc tat sich jedoch schwer eine Attacke auf Bottas zu reiten. Einen Umlauf später rutschte er aus dem DRS-Fenster. Hamilton lag derweil über drei Sekunden vor dem Stallgefährten. Leclerc verschoss sein Pulver auf dem weichen Reifen und kam nicht mehr in die Position für einen Angriff.

Hamilton sicherte sich nach 53 Runden vor Bottas und Leclerc den Sieg. Auch der Punkt für die schnellste Runde ging an den WM-Leader. Hinter der Spitze arbeitete sich Albon in der Schlussphase noch bis auf die fünfte Position vor. Magnussen zog im Kampf gegen Perez den kürzeren und erhielt für das regelwidrige Zurückkehren auf die Strecke eine Zeitstrafe.

Die Top-Facts des Rennens

  • Mercedes feiert 6. Russland-Sieg in Folge
  • Hamilton profitiert von Vettel-Defekt
  • Wieder Streit zwischen Vettel und Leclerc