Vor einem Jahr erlebte Renault am Formel-1-Wochenende in Russland den Tiefpunkt der Saison. 2019 stehen die Franzosen nach dem Freitag deutlich besser da. Nico Hülkenberg war im Training im Mittelfeld ganz vorne dabei. Der Emmericher ist optimistisch. Teamkollege Daniel Ricciardo hingegen stand in Sotschi mit dem falschen Fuß auf.

"Das Auto hat sich von der ersten Runde an ganz gut angefühlt. Von der Balance her hat es mir gepasst und auch die Rundenzeiten haben gestimmt", so Hülkenberg, der im FP1 als Siebter Best of the Rest wurde und am Nachmittag auf Platz acht landete. "Wir haben am Nachmittag ein paar Sachen probiert, die vielleicht nicht ganz so gut waren. Aber wenn man nichts probiert, kann man auch nichts gewinnen."

Angesichts viele Performance-Schwankungen in der ersten Saisonhälfte ist Hülkenberg überrascht, dass der R.S.19 zuletzt konstanter gute Performances abrufen lässt. "Das letzte Update war in Frankreich, das ist also schon eine Weile her - und das hat auch nicht wirklich viel gemacht", so der 32-Jährige. "Die letzten Wochen war es besser und heute auf Anhieb gut."

Renault-Stärke zufällig statt erarbeitet

Diese Entwicklung lässt vermuten, dass die Renault-Ingenieure beim Setup den einen oder anderen Kniff gefunden haben, um den Boliden auch ohne Weiterentwicklungen stabiler zu machen. Gegenüber Motorsport-Magazin.com äußert Hülkenberg jedoch eine andere Theorie.

"Ich glaube, da waren mit Spa und Monza auch einfach mal zwei Strecken dabei, die uns entgegengekommen sind", sagt er. "Das ist von Wochenende zu Wochenende einfach streckenspezifisch. Wir waren eigentlich relativ konstant auf allen Strecken. Manchmal ein bisschen besser, manchmal ein bisschen schlechter. Meistens waren es irgendwelche technischen Probleme, die uns zurückgeworfen haben, oder wenn wir selber Fehler gemacht haben."

Ricciardo rätselt über Dreher: Etwas seltsam

Letzteres war am Freitag beim Teamkollegen der Fall. Daniel Ricciardo flog am Ende des ersten Trainings in Kurve zehn ab und beschädigte das Heck seines Renaults. "Das war etwas seltsam", sagt er zu Motorsport-Magazin.com. "Es hat mich etwas überrascht. Es schien so, als ob ich am Scheitelpunkt etwas auf den Kerb gekommen bin, woraufhin das Heck weggerutscht ist."

Der Australier landete in beiden Trainings hinter Hülkenberg. Im FP1 fehlten sechs Zehntel, im FP2 waren es vier Zehntel. "Wir haben versucht das Auto auszusortieren, aber es ist in manchen Bereichen immer noch etwas steif. Ich hatte das Gefühl, dass das Heck plötzlich entlastet wird und dann hat es sich gedreht", klagt der siebenmalige Grand-Prix-Sieger.

Dass seine Performance im zweiten Training vom Abflug am Vormittag beeinträchtigt wurde, glaubt er aber nicht. "Es hat an der Session nichts geändert. Ich habe nur die ersten paar Minuten verpasst. Das ist also keine Entschuldigung für die Leistung am Nachmittag." Anders als Hülkenberg fehlte ihm einfach das richtige Gefühl für das Auto.

"Ich bin ersten den harten Reifen gefahren und mi dem viel es schwer, in die Gänge zu kommen. Dann haben wir auf Soft gewechselt und damit den Grip zu finden, ist mir nicht leicht gefallen", erklärt er. "Wir müssen jetzt nur unsere Hausaufgaben machen. Es ist schön, einen guten Freitag zu haben. Aber wenn er etwas schwierige ist, mache ich mir auch keine Sorgen. Wir bekommen das morgen schon hin."

Renault peilt im Qualifying die Top-10 an

Das Ziel ist für die Gelben im Qualifying ein Platz in den Top-10. "Idealerweise kommen wir ins Q3 und schauen dann mal. Einige Autos werden Strafen haben, also bekommen wir ein paar Positionen geschenkt. Hoffentlich kommen wir damit sicher unter die ersten Zehn", so Ricciardo. Sollte es nicht klappen, wäre das für ihn aber auch kein Beinbruch.

"Der Soft war heute okay aber ich glaube nicht, dass er lange hält. Wir werden definitiv versuchen ins Q3 zu kommen, aber wenn das nicht klappt, ist es auch kein Desaster, auf einem anderen Reifen zu starten."

Regen in Sotschi? Hülkenberg und Ricciardo erwarten schwierige Bedingungen

Mit einer Wettervorhersage, die bis zu 80 Prozent Regenwahrscheinlichkeit hervorsagt, könnten sämtliche Gedankenspiele in diese Richtung aber ohnehin hinfällig werden. "Das ändert die gesamte Dynamik. Alle müssen damit klarkommen, es ist eine große Herausforderung", so Hülkenberg über den möglichen Regen.

Hinzu kommt, dass die Formel 1 seit ihrem Debüt in Sotschi 2014 dort noch nie im Nassen gefahren ist. "Wenn es hier regnet, ist es auf diesem sehr glatten Kurs sicherlich ziemlich schwierig", mutmaßt Ricciardo. Man kann natürlich maximalen Abtrieb draufbauen, was jetzt nicht mehr so viel Unterschied ist, und vielleicht das Auto ein bisschen weicher machen", sagt Hülkenberg.

Doch ob es passt, hängt für den Hulk letztendlich vom Fahrer ab. "Als Fahrer muss man immer schauen, dass man den Rhythmus kriegt und sich gut fühlt", sagt er. "Wir müssen uns konzentrieren und zur richtigen Zeit die richtigen Dinge tun."