Lance Stroll war beim Formel-1-Rennen der Leidtragende von Sebastian Vettels 'unsafe rejoin'. Der Kanadier wurde vom Ferrari-Piloten bei dessen Manöver in der Variante Ascari abgeschossen. Daraufhin drehte er sich und zwang beim Einfädeln in den Verkehr seinerseits Pierre Gasly ins Kiesbett. Der Racing-Point-Pilot erhielt dafür eine mildere Strafe als Vettel. Für seinen Teamchef Otmar Szafnauer trotzdem noch eine Unverschämtheit.

"Ich denke nicht, dass Lance dasselbe gemacht hat", widerspricht Szafnauer im Gespräch mit Motorsport-Magazin.com der Entscheidung der Stewards. Während Vettel für seine Aktion eine 10 Sekunden Stop-and-Go-Strafe und drei Strafpunkte erhielt, gab es für Stroll eine Durchfahrtsstrafe und zwei Strafpunkte.

Die Manöver der beiden Piloten unterschieden sich in ihrem Tatbestand kaum. Beide fuhren in den fließenden Verkehr und brachten damit einen Konkurrenten in Schwierigkeiten. Doch für Szafnauer unterschieden sich die Szenen grundlegend. "Lance war ohne Eigenverschulden in dieser Situation", hebt Szafnauer zunächst hervor, dass sein Pilot sich nicht wie Vettel durch einen eigenen Fehler drehte.

Szafnauer kritisiert Vettel: Wollte nur eigenes Rennen retten

Aber nicht nur hier sieht der Rumäne einen grundlegenden Unterschied. Denn auch die Position, in der sich Stroll nach seinem Dreher befand, war eine andere als die Vettels. "Er war auf der Ideallinie, genau am Scheitelpunkt. Er musste sich bewegen, weil er sonst Gefahr gelaufen wäre, getroffen zu werden", sagt er über die Situation Strolls.

Vettel hingegen stand neben der Strecke und hätte ausreichend Zeit gehabt, sich ordentlich einzufädeln. "Seb war auf dem Gras, er musste sich nicht in Bewegung setzen", so Szafnauer. "Er ist nur wieder losgefahren, weil er aus seinem Rennen noch das Beste machen wollte."

Tatsächlich stand Sebastian Vettel in der Variante Ascari auf der Wiese und hatte eher Sicht auf die Strecke und den ankommenden Verkehr. Stroll hingegen stand mitten in der letzten Kurve der Variante Ascari, die herannahenden Autos im toten Winkel. Der 20-Jährige hatte nach dem Rennen beteuert, dass er nur auf Verdacht losfahren konnte, ohne etwas zu sehen.

Racing Point will mit Stewards reden: Haben das große Ganze nicht gesehen

"Lance musste losfahren, weil er in Gefahr war. Das sind zwei völlig unterschiedliche Dinge, zwei völlig unterschiedliche Gründe, sich in Bewegung zu setzen", so Szafnauer, der nicht verstehen kann, dass die Rennleitung das nicht erkannte. "Die Stewards haben das große Ganze leider nicht gesehen. Ich weiß nicht warum."

Obwohl es am Rennausgang nichts mehr ändert, will Racing Point mit den Offiziellen noch einmal über die Strafe verhandeln. "Wir werden es ihnen sagen und ihnen zeigen, weshalb wir denken, dass die Strafe unnötig hart war", so Szafnauer. "Erstens hat er [Stroll] hat keinen Fehler gemacht und wurde in diese Position gezwungen. Zweitens war er auf der Ideallinie und musste sich bewegen. Und du kannst da nicht rückwärts fahren."