McLaren hat das Mittelfeld in der Formel-1-Saison 2019 bisher klar im Griff. Doch der Aufschwung des britischen Traditionsrennstalls hat trotz allem einen unschönen Makel: Die Zuverlässigkeit. In Spa-Francorchamps gab es einen Doppelausfall, der Lando Norris ein Top-Resultat kostete. Für Monza sollen die Probleme behoben sein. Doch der Defekt-Teufel war bisher ein ständiger Begleiter.

"Ich war extrem enttäuscht, so wie das gesamte Team. Es hat nur eine Runde gefehlt, die Jungs haben sich schon gefreut. Aber es zeigt, dass immer etwas passieren kann in der F1. Es ist nicht vorbei, bevor es vorbei ist", so Norris, der am vergangenen Sonntag auf Platz fünf liegend nur wenige Kilometer vor der Ziellinie ausrollte.

Sein Bolide hatte urplötzlich in den Anti-Stall-Modus geschaltet, der eigentlich ein Absterben des Motors im Stand verhindern soll. "Sie haben das Problem gefunden und es für dieses Wochenende gefixt. Es ist nichts, das sehr häufig oder vorher überhaupt schon einmal vorgekommen ist", erklärt der Rookie.

Entwarnung gab es auch vom Teamkollegen. Carlos Sainz hatte in Spa schon in der ersten Runde Probleme und war daraufhin an die Box gekommen, nur um wenig später auf der Rennstrecke auszurollen. "Wir wissen, was das Problem war. Die gute Nachricht ist, dass der Motor es überlebt hat und ich ihn im Training wieder einsetzen kann", so der Spanier.

Pechvogel Norris beteuert: In Spa nichts falsch gemacht

Für McLaren war der Doppelausfall die erste Nullrunde seit Kanada - dem Rennen, in welchem Norris' Hinterradaufhängung von einer defekten Bremse abgefackelt wurde. "Ich hatte schon ein paar [Defekte]. Drei oder vier", hadert Norris, dem dieses Jahr schon einige starke Resultate aufgrund schlechter Zuverlässigkeit entwischten.

Der fünfte Platz in Spa wäre sein bis dato bestes Resultat in der Formel 1 gewesen. Nach dem Start hatte sich Norris einen üppigen Vorsprung auf die Mittelfeld-Konkurrenz herausgefahren und das Auto sogar geschont, als die Gegner außer Reichweite waren.

"Wir haben den Motor nicht rangenommen, ich habe nicht gepusht, bin keine unnötigen Risiken eingegangen, wie zum Beispiel über Kerbs zu fahren oder dergleichen", beteuert der 19-Jährige gegenüber Motorsport-Magazin.com. "Nichts, was ich hätte machen können, hätte den Ausgang geändert. Es war ein Defekt, auf den ich keinen Einfluss hatte.

Formel 1 2019: 5 Brennpunkte vor dem Italien GP (07:39 Min.)

Sainz: In Sachen Zuverlässigkeit nicht die beste Saison

Während McLaren in der Konstrukteurswertung als Vierter stolze 82 Punkte auf dem Konto hat, und obendrein einen Vorsprung von 31 Zählern auf den ersten Verfolger, steht Norris nach seiner Pechsträhne nicht so gut da. 24 Punkte hat der Brite bisher geholt, Sainz deren 58.

"Ich habe viel Spaß am Fahren, aber wenn du mitten im Rennen oder sogar in der letzten Runde ausfällst, nimmt dir das einfach den Spaß", so Norris, der aber niemandem einen Vorwurf macht. "Es passiert allen, nicht nur Renault", nimmt er McLarens Motorenlieferanten in Schutz. "Bei den anderen sind letztes Wochenende auch die Motoren hochgegangen."

Abgesehen davon standen auch nicht alle seine Defekte in Zusammenhang mit der Power Unit. "Es war halb und halb, und für jeden frustrierend", so Norris. Trotzdem hatte Renault unter dem Strich dieses Jahr schon mehr Probleme als die anderen drei Hersteller. "In Sachen Zuverlässigkeit war es bisher nicht unsere beste Saison", so Sainz.

Norris hofft auf mehr Glück

"Die Performance des Motors ist nicht unser Problem. Renault hat gegenüber dem Vorjahr einen riesengroßen Schritt gemacht", so der ehemalige Renault-Werksfahrer, der gegenüber Norris allerdings auch deutlich weniger Probleme zu verzeichnen hatte. Lediglich beim Auftakt in Melbourne und zuletzt in Spa fiel er durch Technikprobleme aus.

"Abgesehen davon ist das Jahr für mich nicht so schlecht verlaufen. Ich hatte im Sommer eine gute Punkteserie. War die Zuverlässigkeit also so schlecht? Nein. Könnte sie besser sein? Ja", urteilt Sainz. Norris' Vertrauen in die Technik ist logischerweise nicht ganz so groß. "Ich würde gerne sagen, dass ich unbesorgt bin, aber das ist nicht meine Baustelle", sieht er die Verantwortung bei den Ingenieuren.

Dass es ihn vermehrt erwischt, sieht er allerdings als eine Frage des Zufalls: "Manchmal scheint es so, als hätte ich einfach mehr Pech als die anderen Fahrer. Aber es ist in der Vergangenheit auch anderen Piloten so ergangen, ohne einen richtigen Grund. Sie hatten einfach Pech und mehr Probleme, und das habe ich jetzt auch. Ich hoffe einfach, dass die kommenden Rennen problemlos ablaufen."