Niki Lauda lebt nicht mehr. Das ist ein herber Verlust, der weit über die Formel-1-Welt hinaus für Betroffenheit sorgt. In unserer Branche wird die Bezeichnung "Legende" oft inflationär verwendet, doch auf kaum einen traf sie mehr zu als auf Niki Lauda. Der Umfang der Anteilnahme nach seinem Tod beweist, wie weit sein Legendenstatus reicht.

Nicht nur die F1-Familie kondolierte geschlossen, Prominente aus allen Sparten weltweit drückten in den sozialen Medien ihr tiefstes Bedauern über das Ableben Laudas aus. Auf der Webseite des US-Senders CNN rankt die traurige Nachricht in den Top-Stories auf Platz eins, auch die britische BBC hat Niki Lauda heute an der prominentesten Aufmacher-Position ihres Newsportals.

Ein gebührender Abschied für diese wahre Legende. Ich will an dieser Stelle nicht seine Biografie zum hundertsten Mal nachkauen - denn das können zahlreiche Dokumentationen auf Youtube, seine Info-Seite auf Wikipedia oder die Nachrufe der Nachrichtenagenturen besser. Ich möchte hier allerdings aufzeigen, wie hoch das Ansehen von Niki Laudas Meinung stets war - vor allem für uns Österreicher.

Mehr als nur Motorsport-Legende

Denn Lauda war hierzulande nicht nur Motorsportgott auf Lebenszeit (und nun auch darüber hinaus), sondern geradezu eine öffentliche Instanz. So saß er etwa als Diskussionsteilnehmer mit am Runden Tisch des ORF, nachdem die rot-weiß-rote Wintersportfraktion bei den Olympischen Spielen in Turin 2006 einen Dopingskandal ausgelöst hatte und tat seine Meinung lauthals kund.

Er scheute auch nicht davor zurück, sich mit den österreichischen Behörden anzulegen, als ihm diese einen Testflug während der europäischen Luftraumsperre nach dem Ausbruch des Eyjafjallajökull im April 2010 untersagen wollten. Zuletzt war er auch beliebter Interviewpartner der Boulevardmedien zu gesellschaftlichen oder politischen Themen. Ein "Experte für eh alles", wie man in Österreich so schön sagt.

Niki Lauda ist tot - Erinnerung an die Formel-1-Legende (03:00 Min.)

Spätestens seit er bei RTL den F1-Experten gab, kamen auch die deutschen Motorsport-Fans mit seinem unwiderstehlichen "Wiener Schmäh" in Kontakt. Lauda durfte eigentlich alles sagen, ohne dass ihm jemand deshalb böse war, wovon er auch eifrig Gebrauch machte. Niki Lauda war immer wieder für einen "Sager" gut, die wir Journalisten so sehr lieben.

Bis zuletzt spielte auch die Werbung mit dem Image Laudas, sodass er mit dem Slogan "Ich hab' ja nix zu verschenken" für eine Bank in etwas skurrilen Werbeclips auftrat. Spätestens seit dem Film "Rush - Alles für den Sieg" kann sich auch die jüngere Generation vorstellen, was Niki Lauda nach seinem Feuerunfall auf dem Nürburgring im Jahr 1976 durchmachen musste.

Niki Nazionale lebt weiter

Ich selbst gehöre bereits zu der Generation, die ihn nicht mehr als aktiven Rennfahrer erleben durfte. Als Niki Lauda am 3. November 1985 sein letzten Formel-1-Rennen bestritt, war ich gerade einmal zweieinhalb Jahre alt. Doch die Geschichten meiner Großeltern, wo und wie sie einst von dem Unfall erfahren hatten, begleiteten mich in meinen Anfängen als Motorsportfan.

Laudas sportliches Erbe lebt - zumindest in Österreich - weiter. Sein einziger Heimsieg in Spielberg 1984 oder der allerletzte F1-Triumph in Zandvoort 1985 werden nach wie vor in regelmäßigen Abständen auf dem Spartensender ORF Sport+ ausgestrahlt. Und wer weiß, ob es ohne Lauda überhaupt einen Gerhard Berger, einen Toto Wolff oder eine derart große Motorsportaffinität von Dietrich Mateschitz und seinem Red-Bull-Konzern gegeben hätte.

Die Bezeichnung "Niki Nazionale" war keine Floskel, sie entsprach schlicht der Realität. Knallharter Geschäftsmann, leidenschaftlicher Motorsportler, aber vor allem eines: wahre Legende. So werden wir Niki Lauda in Erinnerung behalten.