In Abu Dhabi fanden am Dienstag und Mittwoch nach dem Grand Prix Formel-1-Testfahrten statt. Dabei ging es ausschließlich darum, die 2019er Generation der Pirelli-Reifen zu testen. Neue Teile durften die Teams nicht testen, selbst Messinstrumente durften nur mit Rücksprache mit Pirelli angebracht werden und wurden nur gestattet, wenn sie dem Reifenverständnis dienten.

Die Mission war also für alle klar. Jedes Team bekam für die beiden Tage insgesamt 22 Sätze Reifen. Sonst müssen 13 Sätze für ein ganzes Wochenende reichen. 14 dieser Sätze wählte Pirelli für alle Teams gleich aus, die restlichen Sätze durften sich die Teams nach Gusto zusammenstellen.

Dabei gab es von Pirelli nicht nur die neuen Mischungen, sondern auch die alten zum Vergleich. Die Bedingungen dafür waren perfekt: Strecke und Temperaturen waren ähnlich wie am Wochenende. Nur etwas stärkerer Wind störte am Dienstag etwas - doch der war nur das Haar in der Suppe.

Pirelli will für Formel-1-Saison 2019 fünf Mischungen homologieren

Insgesamt gab es sechs verschiedene neue Mischungen. Namen haben die neuen Reifen nicht mehr, nur noch Zahlen. Die werden mit dem Buchstaben C [compound, englisch für Mischung] kombiniert. C1 ist dabei der härteste Reifen, C5 der weichste.

Neben den fünf herkömmlichen Mischungen teste Pirelli noch einen Backup-Compound für C4. Dabei ging es darum, den Sprung zwischen C4 und C5/C3 richtig hinzubekommen. C5 entspricht in etwa vom Hypersoft, C4 dem Ultrasoft, C3 dem Soft. Der Supersoft wurde aus dem Programm gestrichen, weil er dem Ultrasoft zu ähnlich war. Deshalb übersprang Pirelli 2018 bei einigen Rennen eine Mischung.

Mischung 2018Mischung 2019Vgl. KonstruktionVgl. Mischung
Superhard---
HardC1NeuNeu, weicher
MediumC2NeuNeu, weicher
SoftC3NeuUnverändert
Supersoft---
UltrasoftC4/C4 backupNeuNeu, noch unklar
HypersoftC5NeuNeu, härter

Insgesamt gibt es somit zwei Mischungen weniger als 2018, fünf verschiedene Reifen wollen die Italiener bis zur Deadline am 1. Dezember homologieren lassen. Der Test liefert die letzten Erkenntnisse darüber, welche C4-Mischung zum Einsatz kommen wird.

Das erste Feedback von Sebastian Vettel am Dienstag fiel nicht besonders positiv aus. "Die Reifen sind sehr ähnlich zum Vorjahr", sagte der Ferrari-Pilot. Am Sonntag nach dem Rennen hatten Hamilton und Vettel die 2018er Reifen noch kritisiert.

Formel-1-Reifen 2019 keine Revolution

"Ja, es ist keine Revolution", sagte Pirellis Formel-1-Boss Mario Isola zu Motorsport-Magazin.com. "Aber ich glaube, auf dieser Strecke hat man noch nicht alle Vorzüge der neuen Reifen austesten können."

Pirelli hatte es sich zur Hauptaufgabe gemacht, Blistering zu vermeiden. 2018 überhitzten die Reifen oftmals und platzten auf. Deshalb ist die Lauffläche 2019 deutlich dünner, dazu haben die Pneus nun höhere Betriebstemperaturen. "Und von der dünneren Lauffläche wissen wir, dass sie funktioniert. Das haben wir bei den Rennen in Barcelona, Le Castellet und Silverstone gesehen", so Isola.

Dort fuhr Pirelli mit 2018er Reifen, bei denen lediglich die Lauffläche um 0,4 Millimeter dünner war. Bei allen drei Rennen gab es deutlich weniger Blistering - das bestätigten auch die Testfahrten, die nach dem Spanien GP stattfanden.

Außerdem war Blistering in Abu Dhabi generell kein Problem, im Rennen beobachtete Pirelli das Phänomen an keinem einzigen Boliden. "Auf anderen Strecken bin ich mir sicher, dass die Piloten größere Unterschiede sehen werden", verspricht Isola. "Diese Strecke hier kaschiert die Änderungen."

Schnelle Kurven gibt es auf dem Yas Marina Circuit praktisch nicht. Sorgen bereitet das Pirelli aber nicht. In der Entwicklungsphase während der Saison testeten die Italiener nach den meisten Grands Prix mit einem Team. Dabei wurde auch in Suzuka und Silverstone getestet. Die Ergebnisse seien vielversprechend, so Isola.

Die ersten Ergebnisse mit dem neuen Hypersoft, dem C5-Reifen, sind laut Pirelli zufriedenstellend. Die Performance bewege sich auf 2018er Niveau bei gleichzeitig weniger Graining. Für diese Evaluation war Abu Dhabi durchaus der richtige Ort.

Teams und Ferrari entscheiden 2019 Mischungen mit

Bis 6. Dezember muss Pirelli die Mischungen für den Australien GP nominiert haben. Die Deadline wurde extra um eine Woche verschoben, um den Test noch auswerten zu können. Logistisch soll sich das gerade so noch ausgehen.

Neu für 2019: Teams und Fahrer werden darum gebeten, ihre Meinung kundzutun. Pirelli sammelt das Feedback und will klare Trends mit in die Entscheidung einfließen lassen. Die Teams sollen aber nicht nur sagen, welche Mischungen sie präferieren, sondern auch warum.

Lieber Einstopp und vollgas statt Einstopp und managen

Generell wird die kommende Saison aber härter ausfallen. 2018 ging Pirelli oftmals eine Stufe weicher als im Vorjahr. Das führte dazu, dass die Teams noch immer versuchten, mit einem Stopp durchzukommen, dafür aber mehr Reifenmanagement betrieben. "Wenn schon nur ein Stopp, dann lieber vollgas", meint Isola.

2019 wird außerdem die maximale Benzinmenge von 105 auf 110 Kilogramm angehoben, Benzinsparen wird einen kleineren Faktor im Rennen einnehmen. Dann sollen nicht die Reifen einbremsen.

Bis 14. Dezember haben die Teams Zeit, der FIA ihre Reifensätze für Melbourne mitzuteilen. Am gleichen Tag erwartet Pirelli auch die Bestellungen für die Testfahrten in Barcelona. Deshalb will man bis dahin schon eine Entwurf für die ersten fünf Saisonrennen haben, welche Mischungen wo zum Einsatz kommen. Die Teams können dann entsprechende Sätze für den Test ordern.

Regenreifen und Intermediates 2019 ebenfalls neu

Neuerungen, die in Abu Dhabi nicht getestet wurden, gibt es übrigens auch bei den Regenreifen. Bei Intermediates und Fullwets gibt es 2019 nur noch eine Mischung, bisher gab es zwei verschiedene. Beim Regenreifen wurden dafür die Vorderreifen überarbeitet, bei den Intermediates beide Achsen.