Stoffel Vandoorne reiste geradewegs von den Formel-E-Testfahrten in Valencia zur Formel 1 in Austin. Der McLaren-Pilot tanzt seit seiner Vertragsunterzeichnung bei HWA in dieser Woche auf zwei Hochzeiten. Zu den vorerst letzten vier Rennen seiner F1-Karriere kommen die Vorbereitungen auf die Formel-E-Saison 2018/2019, die Mitte Dezember beginnt. Der Belgier tauscht die schnellsten Rennautos der Welt gegen die elektrischen Pionierwerke.

"Schnell zu fahren ist die eine Sache und das ist toll", holt Vandoorne weit aus, als Motorsport-Magazin.com bei ihm nachhakt, was den Reiz an der Formel E ausmacht. Schließlich arbeitete auch er über Renault World Series, GP2 und Super Formula nur auf die Königsklasse hin, nicht etwa auf die Formel E. Diese, so meint er, hat aber durchaus ihre Vorzüge.

"Ich denke, was am interessantesten ist, ist der Wettbewerb", sagt Vandoorne. "Es macht Spaß schnelle Autos zu fahren, aber was mir noch mehr Spaß macht ist gleiches Material zu haben und in der Lage zu sein, um gute Ergebnisse zu kämpfen." Etwas, das die Formel E mit ihren vielen Einheitskomponenten zweifelsohne bietet.

Vandoorne: Formel 1 und Formel E nicht vergleichbar

"Die Autos sind definitiv nicht so schnell wie die Formel 1, aber ich denke nicht, dass wir sie vergleichen sollten, denn es ist eine völlig andere Philosophie", ergreift der 26-Jährige sogleich Partei für seinen zukünftigen Arbeitsplatz und fügt an: "Ich denke, dass die Autos in den kommenden paar Jahren schneller werden."

Für den Moment reichen ihm in jedem Fall die Qualitäten der aktuellen Formel E, von denen er überzeugt ist, dass die Macher der Serie ihnen auch im Angesicht einer zukünftigen technischer Revolution treu bleiben werden: "Das Racing ist da und das macht es sehr spannend und unterhaltsam, und das ist etwas, das sie auch beibehalten wollen."

Für Vandoorne war die Formel E beileibe nicht die einzige Option, nachdem sein Aus bei McLaren und damit auch in der Formel 1 besiegelt war. In der IndyCar und der Super Formula hätte er ebenfalls mit höhere Chancengleichheit um Siege kämpfen können. Im unmittelbaren Umfeld der Formel 1, sprich in der Formel 2, hätte er nach seinem Titelgewinn 2015 allerdings nicht starten können.

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Formel 2 wie Moto2? Für Vandoorne nicht der richtige Weg

In früheren Jahren war die Formel 2 nicht nur als Nachwuchsserie sondern als eigenständige Serie anerkannt, in der Piloten nach gescheiterten Formel-1-Ausflügen durchaus erneut Anlauf nehmen konnten. Ganz ähnlich dem Modell in der Motorrad-WM, in der bereits mehrfach MotoGP-Piloten zurück in die Moto2 wechselten. "Ich weiß nicht, ob das der richtige Weg wäre", ist sich Vandoorne hinsichtlich eines ähnlichen Modells für Formel 1 und Formel 2 unschlüssig.

Dass sich die historische Formel 2 über die Formel 3000 in den 1980er Jahren langsam zur Serie mit Einheitschassis und Einheitsmotoren entwickelte, hat für Vandoorne durchaus seine Berechtigung. "Ein Bestandteil von Nachwuchsserien ist, dass alle das gleiche Material haben und die Fahrer sich so beweisen können. Das macht das Racing wohl auch spannender und unterhaltsamer", so der Belgier.

"Es ist schwierig zu vergleichen. Die Formel 1 wird immer die Formel 1 sein. Ich denke nicht, dass sie heute in irgendeiner Form anders ist als sie es jemals war. Es war immer schon ein Kampf zwischen Konstrukteuren. Das sorgt für die Unterschiede zwischen den Autos", sagt Vandoorne über die Königsklasse, mit der er selbstverständlich noch nicht abgeschlossen hat.

Vandoorne lässt F1-Comeback außen vor: Fokus zu 100 Prozent auf Formel E

Das Engagement beim eng mit Mercedes verknüpften Team HWA lässt natürlich vermuten, dass sich Vandoorne eine Rückkehr im größeren Stil erhofft. "Es ist so schwierig vorherzusagen, was in sechs Monaten oder einem Jahr ist", wiegelt er ab. "Ich denke, was dieses Jahr auf dem Fahrermarkt passiert ist, hätte so vor ein paar Monaten niemand vorhergesagt." Für ihn steht nun seine neue Aufgabe in der Formel E im Vordergrund.

"Sobald mein Formel-E-Programm startet, wird beim Fokus zu 100 Prozent darauf liege. Ich weiß, dass wir am Anfang die Erwartungen etwas herunterschrauben müssen. Das Team ist neu und ich ebenso. Es wird eine Weile dauern, um auf Speed zu kommen. Aber sobald alles läuft, denke ich, dass wir in einer guten Position für starke Resultate sein sollten", so Vandoorne.