Die Formel 1 erlebte am Freitag in Austin einen äußerst zähen Trainingstag. Der Regen setzte den Circuit of The Americas unter Wasser. Doch es war nicht die Nässe, die dem Fahrbetrieb in den beiden Sessions im Wege stand. Aufgrund der Limitierung von nur drei Sätzen Regenreifen und vier Sätzen Intermediates pro Wochenende blieben die Piloten die meiste Zeit an der Box. Das Reglement spaltet auch hier wieder einmal das Fahrerlager.

"Du hast nur einen Reifensatz den du im ersten Training schon benutzt hast und der hat dann nicht mehr viel Grip", erklärt Verstappen, weshalb die Runden in der zweiten Session am Freitag eine sinnlose Übung waren. Etwas, das auch Lewis Hamiltons Bestzeit zeigte. Der Brite war am Nachmittag auf dem von ihm bereits im FP1 eingesetzten Intermediate anderthalb Sekunden langsamer als in der ersten Session.

Gefahren wurde im zweiten Training aber sowieso kaum. War Räikkönen im ersten Training noch mit 20 Runden der fleißigste Fahrer, fuhr er später nur noch sieben. "Wir wollen keinen weiteren Reifensatz benutzen, denn wir wollen sie vielleicht im Qualifying benutzen. Also ist das ein bisschen sinnlos. Nicht viel fahren, einfach nur herumsitzen. Aber so ist das manchmal", meint Verstappen.

Red Bull fordert Änderung: Formel 1 muss sich etwas einfallen lassen

Seinen Teamkollegen Daniel Ricciardo traf die Reifenregel noch härter. Der Australier fing sich im FP1 einen Plattfuß ein, weshalb er im FP2 nicht einmal auf dem benutzten Reifensatz fahren konnte. Neben ihm fuhren am Nachmittag noch vier weitere Fahrer keine Rundenzeit. "Wir sind natürlich so viel gefahren wie wir konnten", sagt Räikkönen. "Wir haben nur einen Satz, den wir benutzen können ohne uns selbst zu bestrafen."

Red-Bull-Berater Dr. Helmut Marko äußerte sich noch während des zweiten Trainings gegenüber n-tv zu der Thematik. "Man muss sich für die Zukunft etwas einfallen lassen", so der Österreicher, der fordert, dass den Teams mehr Regenreifen und Intermediates zur Verfügung gestellt werden.

Toto Wolff hingegen brachte mehr Verständnis für die Situation Pirellis auf. "Das Problem ist, dass sie die Reifen verschiffen müssen und sie an 90 Prozent der Wochenenden nicht gebraucht werden", so der Mercedes-Teamchef. "Dieses Wochenende ist wahrscheinlich das erste, an dem wir alle Intermediates benutzen."

Pirelli sieht kein Problem: Teams haben noch nie alle Sätze genutzt

Etwas, womit Wolff ziemlich richtig liegt. "Es gab in den letzten acht Jahren kein Wochenende, an dem die Teams alle Reifen genutzt haben", erklärt Pirelli-Manager Mario Isola, der gegenüber Motorsport-Magazin.com Stellung bezieht: "Es ist eine endlose Diskussion. Die Teams verlangen aus unterschiedlichsten Gründen nach mehr Reifen."

Dabei kommt Pirelli beziehungsweise das Reglement den Teams schon damit entgegen, dass im Falle eines Einsatzes des Intermediates im Training ein Extrasatz zur Verfügung gestellt wird. "Wir ersetzen in der Nacht zum Samstag einen Satz Intermediates", so Isola. "Also haben sie Samstagmorgen vier Sätze Intermediates."

"Natürlich will im Qualifying jeder Fahrer für jeden Run einen neuen Satz haben", kann er die Kritik der Piloten nachvollziehen. "Aber ich glaube nicht, dass die Anzahl an Reifen zu gering ist. Ich habe gehört, dass viele Teams wegen der Anzahl verfügbarer Reifen nicht gefahren sind. Aber ich denke das nicht."

Pirelli bot Teams mehr Regenreifen an: Sie haben abgelehnt

Die Krux für das aktuell gültige Reglement sind seiner Ansicht nach Mischbedingungen. Wenn es das ganze Wochenende nass ist, so Isola, seien drei Sätze der Regenreifen ausreichend. "Wenn es sehr nass ist, ist die Abnutzung der Reifen sehr gering. Das Problem ist, wenn die Strecke abtrocknet und sie mit Regenreifen oder Intermediates fahren. Dann hält der Reifen nicht lange."

Tatsächlich hatte Pirelli laut Isola vor der Saison aber sogar selbst eine Regeländerung angestoßen. "Wir haben den Vorschlag gemacht, drei Regenreifen und drei Intermediates zur Verfügung zu stellen. Denn sonst drängen wir die Teams dazu Intermediates zu benutzen, weil sie wissen, dass sie davon einen neuen Satz bekommen", so der Italiener.

Damit wäre die Gesamtanzahl von Nassreifen pro Auto bei acht Sätzen geblieben, denn statt vier Sätzen plus einen Intermediate und drei Sätzen Regenreifen hätten die Teams von beiden Nassmischungen drei Sätze sowie jeweils einen Extrasatz gehabt. Die Idee Pirellis wurde allerdings nicht angenommen. "Wir haben mit den Teams gesprochen, aber sie wollten mit der aktuellen Allokation weitermachen. Sie wollten es so, also ist es so geblieben. Das war ihre Entscheidung", so Isola.