McLaren war der große Verlierer bei den Winter-Testfahrten vor der Formel-1-Saison, die an diesem Wochenende in Australien beginnt. Technische Probleme zogen sich wie ein roter Faden durch die beiden Wochen in Barcelona - und allzu schnell präsentierte sich der orange Rennwagen mit dem Renault-Motor auch nicht. Knüpft McLaren mit der neuen Power Unit an die Schwierigkeiten der vergangenen drei Jahre an?

Geht es nach Fernando Alonso, könnte höchstens der Saisonstart kritisch werden. Für den weiteren Verlauf der Saison sieht er McLaren bärenstark aufgestellt und behauptet sogar: "In Melbourne werden wir auf unserem niedrigsten Stand sein. Während der Saison werden wir uns deutlich verbessern. Wir werden das Team sind, das im Vergleich zu den anderen Teams den größten Sprung macht."

Glaubt auch McLaren-Teamkollege Stoffel Vandoorne, wenngleich mit etwas weniger Euphorie gepaart: "Ich denke schon, dass es so sein wird. Es ist viel passiert über den Winter mit der Power Unit und Renault. Die Beziehung ist ja noch jung. Ich denke, dass in der zweiten Saisonhälfte alles ein bisschen mehr zusammenkommt. Die Entwicklung wird sich dann deutlicher zeigen."

Alonso: Erwarte starken McLaren

Mutige Ansagen, denn auch anderen Rennställen gelang es in der Vergangenheit, einiges an Performance zuzulegen. Alonsos Hauptargument ist natürlich der neue Motor, der die Nachfolge des Honda-Aggregats antritt. "Das braucht Zeit, weil das Chassis mit vielen Updates konstruiert wurde, die in den ersten Rennen kommen werden. Was wir hier sehen, ist wichtig. Ich denke aber, dass es besser und besser werden wird. In der zweiten Saisonhälfte erwarte ich einen sehr starken McLaren."

Worte, die es so auch in der leidigen Honda-Ära gegeben hatte. Doch diesmal klingt Alonso noch mutiger nach all den Rückschlägen der letzten Jahre. Vor dem ersten Rennen des Jahres versichert der Spanier: "Das im Winter waren nur Testfahrten. Wir haben eine gute Basis, mit der wir arbeiten können. Die Erwartungen sind immer hoch, weil wir McLaren sind. Wir müssen besser abliefern als in der Vergangenheit - und das hier wird die Saison, um das zu schaffen."

Formel-1-Saisonstart 2018: Die F1-Teams im schonungslosen Check (31:57 Min.)

Alonso: Testfahrten laufen falsch ab

Die mäßigen Resultate bei den Winter-Tests und Probleme wie defekte Radmuttern, gebrochene Auspuffhalterungen, Batteriedefekte, Hydraulik- und Öllecks sowie zu guter Letzt ein Turbo-Schaden haben Alonso nicht verunsichert. Vielleicht hätte es auch ganz anders ausgesehen, wenn zwischen den beiden Barcelona-Wochen mehr Zeit gewesen wäre. Glaubte jedenfalls Alonso.

Der frühere Doppel-Weltmeister in Melbourne zu Motorsport-Magazin.com: "Die Probleme sind jetzt bereinigt. Das war keine schwierige Lösung, aber du brauchst Zeit in der Fabrik. Ich finde es falsch, dass es an zwei aufeinanderfolgenden Wochen Testfahrten gibt. Wenn du ein paar Teile am Auto umbauen möchtest, musst du bis nach den Tests abwarten. Das haben wir gemacht und ich denke, dass wir bereit sind."

McLaren: Immer ins Q3, beständig in die Top-5

Alonso hat auch nach 17 Jahren in der Formel 1 nichts von seinem Kampfeswillen eingebüßt. Die Partnerschaft mit Renault - kein Wunder - verleiht ihm neuen Auftrieb. Erstmals seit langer Zeit spricht Alonso wieder von möglichen Podestplätzen - wenn auch noch mit gewissen Einschränkungen.

"Wir wollen wieder um Plätze fahren, die uns besser gefallen", kündigte er an. "Wir wollen immer ins Q3, beständig in die Top-5 fahren und hoffentlich nah ans Podium heran. Williams hat das letztes Jahr auch geschafft und Force India war nah dran. Wir wissen, dass sich solche Möglichkeiten ergeben werden. Hoffentlich können wir dann abliefern."

Motor schränkt Chassis nicht ein

Für Podestplätze könnte es 2018 also reichen - von Siegen will Alonso aber nicht sprechen. Noch nicht. Er bildet sich nicht ein, dass mit dem neuen Motorenpartner direkt ein Quantensprung gelingt. Alonso: "Wir haben das Potenzial des Autos wegen der Power Unit nicht eingeschränkt. Das Chassis sollte wieder stark sein und Renault hat über den Winter gute Arbeit geleistet."

Und weiter: "Hier fahren aber andere rum, die mehr Performance haben als wir. Mercedes ist der Favorit, die waren stark über den Winter. Noch sind wir nicht auf deren Level, aber hoffentlich kommen wir bald dorthin. Wir sind noch nicht in der Führungsgruppe angelangt. Aber hoffentlich bald, oder in der zweiten Saisonhälfte, sollten wir da sein - weil wir McLaren sind."