Bedingt durch die Trennung von Honda musste McLaren für die Formel-1-Saison 2018 ein gewaltiges finanzielles Loch stopfen. Etwa 100 Millionen Euro sollen die Japaner in der gemeinsamen Zeit jährlich in den britischen Rennstall gebuttert haben. Angesichts dieses Einschnittes sieht der MCL33 von Fernando Alonso und Stoffel Vandoorne bis dato jedoch ziemlich kahl aus.

Weder auf den Seitenkästen noch auf der Motorabdeckung des Autos ist das Logo eines großen, finanzkräftigen Sponsors zu sehen. Stattdessen ganz viel Papaya-Orange und damit jede Menge Platz für potente Geldgeber. Etwas, auf das McLaren nach dem Abschied von Honda eigentlich angewiesen sein sollte. Schließlich wollen die F1-Offensive mit Renault sowie das fürstliche Gehalt von Superstar Alonso bezahlt werden.

Laut Executive Director Zak Brown trügt der Schein des nackten McLaren. "Wir haben in der Winterpause fünf neue Partner gebracht. Das ist mehr als jedes andere Team", bekräftigt der US-Amerikaner. Gemeint sind der brasilianische Mineralöl-Gigant Petrobras, der US-amerikanische IT-Konzern DELL, der Wirtschafts- und Finanznachrichtensender CNBC, das Kommunikationsunternehmen Airgain sowie Fernando Alonsos Mode-Label Kimoa.

Das erklärt jedoch nicht, weshalb das Team keinen Haupt- oder Titelsponsor hat, wie es in früheren Jahren mit den Zigarettenkonzernen Marlboro und West oder dem Kommunikationsriesen Vodafone der Fall war. Auch heutzutage ist es Gang und Gäbe, wie Aston Martin bei Red Bull zeigt. "Wir wollen überhaupt keinen Titelsponsor in dem Sinne", wiegelt Brown ab. "Was wir möchten, ist eine Art Hauptpartner."

Brown: Name von McLarens Formel-1-Team ist unverkäuflich

Etwas, das laut Brown oft mit einem klassischen Hauptsponsor verwechselt wird. "Titelsponsoring ist das, woran die meisten Leute dann denken." Doch die Veräußerung des Team-Namens ist für McLaren, anders als in der Vergangenheit, keine Option mehr. "Wir wollen unseren Namen, McLaren, behalten. Deshalb sind wir nicht wirklich daran interessiert, ihn zu verkaufen", so Brown.

Der 46-jährige Brown, selbst ein ausgewiesener Marketing-Experte, stieß Ende 2016 zum Team. Seitdem forcierte er die Anstrengungen bei der Sponsoren-Akquise immens, indem das Marketing-Team des Rennstalls immer weiter ausgebaut wurde. Der Fokus lag von Beginn an auf dem amerikanischen Markt. Nicht umsonst gewährte das Team Alonso seine Ausflüge zum Indy 500 und den 24 Stunden von Daytona.

Im Herbst 2017 waren jedoch noch keine neuen Sponsorendeals unter Dach und Fach. Zu diesem Zeitpunkt hatte Brown damit gerechnet, dass große Sponsoren unter Umständen auch das Fahrzeugdesign diktieren könnten. Ein Ausverkauf des Designs wie bei Force India sei für McLaren zwar nie in Frage gekommen, doch letztendlich scheinen die Sponsoren auf dem neuen Boliden wenig bis keinen Einfluss auf das Design gehabt zu haben.

McLaren war dazu in der Lage, das angedachte, von Alonso beim Indy 500 gefahrene Design mit einem Auto voll und ganz in Papaya-Orange umzusetzen. Von den fünf Sponsoren stammen mit DELL, CNBC und Airgain immerhin drei aus den USA, was das Engagement auf dem US-amerikanischen Markt belegt. Allerdings sind auch Sponsoren verschwunden. Mode-Marke Michael Kors findet man auf dem aktuellen McLaren nicht mehr.

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McLaren trotz wenig Sponsoren voll im Plan

Dennoch bekräftigt Brown: "Wir sind ziemlich glücklich mit dem Fortschritt. Es wird Zeit brauchen. Klar, je mehr Geld reinkommt, desto mehr können wir ins Team investieren. Aber wir sind finanziell auf Kurs." Auf Kurs bedeutet, dass das Team in seinem Dreijahres-Plan liegt. So viel Zeit will sich McLaren geben, um finanziell wieder auf das Level zu kommen, welches es zusammen mit Honda hatte.

Bis es soweit ist, stehen die Anteilseigner uneingeschränkt hinter McLaren, um alle für den Rückkehr an die Spitze notwendigen Investitionen zu decken. "Wir haben viel Geld auf der Bank und sportliche und wohlhabende Shareholder, für die der Erfolg des Teams an erster Stelle steht. Wir haben also alles, was wir brauchen", erklärte Brown schon vor einiger Zeit.

Im Exklusiv-Interview mit Motorsport-Magazin.com gab der Boss jedoch auch zu, dass McLaren das Williams-Schicksal fürchtet. "Sie werden jetzt als ein Mittelfeld-Team angesehen - ein großartiges Team, aber ein Mittelfeld-Team. Wir sind als Top-Team bekannt und die Leute wissen, weshalb wir zuletzt nicht vorne mitgefahren sind. Wenn wir jetzt das Equipment haben um vorne mitzufahren und es nicht schaffen, besteht das Risiko, dass wir auch ein Mittelfeld-Team werden. Das ist unser eigenes Risiko und das wäre inakzeptabel."