Nach Red Bull hat auch Sauber ein echtes Auto für die Formel-1-Saison 2018 präsentiert. Haas und Williams veröffentlichten lediglich Renderings der neuen Formel-1-Boliden. Der Schweizer Rennstall, der 2018 erstmals als Alfa Romeo Sauber F1 Team antritt, überraschte mit einer Vielzahl an hochauflösenden Studiofotos. Deshalb bietet Sauber bislang das beste Material für den Technik-Check.

Der C37 ist das erste Auto, das komplett in der Hand von Technik-Chef Jörg Zander lag. Audis ehemalige LMP1-Koryphäe kam zwar schon im vergangenen Winter nach Hinwil, allerdings war sein Einfluss auf den letztjährigen Formel-1-Boliden beschränkt.

"Die Basis des neuen Autos ist ein sehr viel innovativeres und radikaleres Aerodynamik-Konzept", kündigt Zander selbst an. Und tatsächlich mutet der Sauber C37 auf den ersten Blick spektakulär an. Obwohl das Reglement zur Formel-1-Saison 2018 recht stabil blieb, ist der neue Bolide keine Evolution seines Vorgängers.

Das könnte Sauber vor allem zu Saisonbeginn Probleme bereiten. "Das wichtigste ist nun, das Verhalten global zu verstehen. Es ist eine ganz neue Rennmaschine, wir haben viel mehr Einstellungsmöglichkeiten auf mechanischer und aerodynamischer Seite", so Zander.

Die bisher gezeigten Autos sind eher Evolutionen ihrer Vorgänger. Sauber muss wohl mehr über die 2018er Rennmaschine lernen als die Konkurrenz. "Wir müssen verstehen, wie das Auto funktioniert. Wir müssen ein Setup für eine stabile und konstante Performance finden", fordert Zander deshalb. Die Testfahrten in Barcelona werden dafür ausschlaggebend.

Alfa Romeo Sauber mit Ferrari-Hinterachse

Während Sauber 2017 mit den Vorjahresmotoren von Ferrari antreten musste, erhält der Rennstall nun das aktuellste Material aus Maranello. Die Ingenieure mussten den Boliden somit vom 2016er auf den 2018er Ferrari-Antrieb umrüsten. Der neue Antrieb verspricht nicht nur deutlich mehr Performance, sondern auch ein besseres Packaging. Das Heck des C37 ist deshalb schmaler als das seines Vorgängers.

Mit der neuen Power Unit kommt auch ein neues Getriebe. Das sequentielle Acht-Gang-Getriebe kommt ebenfalls direkt von Ferrari. Weil Ferrari auch das Getriebegehäuse liefert, muss Sauber die Fahrwerkspunkte übernehmen. Die Hinterachse ist deshalb 40 Millimeter weiter hinten als am Vorgänger.

Die Vorderachse des Alfa Romeo Sauber C37 wanderte nach vorne und oben, Foto: Sauber
Die Vorderachse des Alfa Romeo Sauber C37 wanderte nach vorne und oben, Foto: Sauber

Gleichzeitig wurde die Vorderachse weiter nach vorne geschobene. Der Radstand wuchs somit doppelt. Die neue Vorderachse hat aerodynamische Gründe. "So haben wir mehr Platz für Turning Vanes, um mehr Aerodynamik-Performance herauszuholen", erklärt Zander.

Der direkte Vergleich mit dem Vorgänger in der Abu Dhabi Version lässt das leicht erkennen. Bargeboards und vertikale Seitenkastenflügel sind am vorgestellten C37 fast identisch zur letzten Version seines Vorgängers. Der Abstand von Vorderachse zum Bargeboard ist deutlich größer geworden.

Sauber-Vorderachse wächst nach vorne und nach oben

Doch die Vorderachse ist nicht nur nach vorne gewachsen. Sie ist vor allem in die Höhe gewachsen. Die unteren und oberen Querlenker liegen nun deutlich weiter auseinander. Die oberen Querlenker sind auf Chassis-Seite extrem nach oben gerutscht. So weit nach oben, dass am Radträger nun ein Bügel nötig ist, um den Querlenker aufzunehmen.

Ein Hebel verbindet Querlenker und Radträger, Foto: Sauber
Ein Hebel verbindet Querlenker und Radträger, Foto: Sauber

Einen solchen Hebel hatten Mercedes und Toro Rosso schon in der Vorsaison, um ihre Querlenker höher bauen zu können. Dabei geht es weniger um die Kinematik, als vielmehr um die Aerodynamik. Die Teams versuchen, die unteren Querlenker so weit wie möglich nach oben zu ziehen. Damit die Kräfte am oberen Querlenker nicht zu hoch werden, müssen auch sie nach oben wandern.

Auch unter der Abdeckung hat sich am Sauber bei der Aufhängung etwas getan. "Die Inboard-Aufhängungselemente sind viel leichter und kompakter", verspricht Technik-Chef Zander. Vielleicht ist das auch ein Grund, weshalb der C37 im Gegensatz zu seinem Vorgänger nun über einen S-Schacht verfügt. Der Auslass befindet sich allerdings am Übergang von Nase zu Chassis, also ein gutes Stück vor Feder/Dämpfer-Einheit am Pushrod.

Wo der Lufteinlass für den S-Schacht sitzt, lässt sich auf den Bildern nicht erkennen. An der Nasenspitze wird die Luft aber nicht eingesaugt, auch wenn es zwei Löcher vermuten lassen. Ein solcher Einlass wäre aber verboten. Sauber hat das Force-India-Konzept kopiert und führt hier Luft von der Nasenoberseite an die Unterseite des Chassis.

Die Nase des Sauber hat nun zwei Löcher, Foto: Sauber
Die Nase des Sauber hat nun zwei Löcher, Foto: Sauber

"Die Nase und das Konzept des Frontflügels haben wir stark geändert", gesteht Zander. Während die Änderungen an der Nase auffallend sind, bedarf es am Fronflügel schon eines genaueren Blicks. Im Vergleich zur letzten Ausbaustufe des C36 hat sich an der Innenseite nichts geändert. Nur der Bereich rund zwanzig Zentimeter von der Innenseite der Endplatten bis hin zum Flügelrand hat sich verändert.

Erstes Aero-Element am Halo

Als erstes Team hat Sauber seinen 2018er Formel-1-Boliden mit Aero-Element am Halo vorgestellt. Besonders spektakulär ist das aufgesetzte Karbon-Leitblech auf dem Titanbügel nicht, McLaren zeigte hier schon eine diffizilere Version beim Test in Abu Dhabi. Die anderen Teams werden aber wohl spätestens in Melbourne mit Aero-Elementen auf dem Halo anrücken.

Die Kreativzone der Aerodynamiker hinter der Vorderachse hat sich kaum verändert. Selbst die vertikalen Leitbleche am Seitenkasten sind ihren Vorgängern aus 2017 recht ähnlich.

Doppeldecker-Seitenkasten und Doppeldecker-Airbox

Der Doppeldecker-Seitenkasten am Sauber C37, Foto: Sauber
Der Doppeldecker-Seitenkasten am Sauber C37, Foto: Sauber

Allerdings haben es die Seitenkästen selbst in sich. Der Alfa-Sauber hat gleich zwei größere Öffnungen am Seitenkasten. Die Hauptöffnung ist kleiner als in der Vorsaison und liegt unterhalb der seitlichen Crashstruktur. Die zweite Öffnung liegt darüber und deutlich weiter hinten. Aus der Vorderansicht liegt die zweite Öffnung zwischen Crash-Struktur und einem aufgesetzten, horizontalen Seitenkasten-Leitblech.

An der Airbox geht Sauber auch 2018 wieder eigene Wege. Weiterhin teilt eine zentrale Strebe die Airbox in zwei Teile. Dahinter spannt sich eine zusätzliche Öffnung im Karbon-Kleid auf. Eine ähnliche Anordnung konnte man am 2013er Ferrari erkennen.

Die Doppelte Airbox am Alfa Romeo Sauber C37, Foto: Sauber
Die Doppelte Airbox am Alfa Romeo Sauber C37, Foto: Sauber

Nach Problemen mit der Kühlung im vergangenen Jahr stand dieses Kapitel offenbar ganz oben im Lastenheft von Sauber. Der C37 erhielt deshalb ein komplett neues Kühlsystem.

Während der vorgestellte Bolide am Heck noch den Diffusor seines Vorgängers trägt, ist eine Änderung am Heckflügel gut sichtbar: Sauber setzt nun auf zwei Streben, um den Flügel zu befestigen. Der C36 hatte nur eine zentrale Strebe. Interessant: Williams ging mit dem neuen Auto genau den umgekehrten Weg.