Niki Lauda könnte der Retter hunderter Mitarbeiter und zehntausender Ticketkäufer der inzwischen insolventen Fluglinie NIKI werden. Wie der Österreicher jetzt unmissverständlich klarstellte, besteht von Seiten des dreimaligen Formel-1-Weltmeisters noch immer Interesse, seine ehemalige Airline wieder zu übernehmen.

NIKI-Insolvenz & Lufthansa-Ausstieg

Bereits unmittelbar im Zuge der Pleite von Air Berlin hatte Lauda zu einer Reihe von Interessenten gezählt. Zuletzt jedoch galt stets die Lufthansa als einzig realistische Option für eine Übernahme der NIKI. Die allerdings war wegen erheblicher Bedenken der Wettbewerbshüter der EU-Kommission kürzlich unvermittelt ausgestiegen. Tatsächlich hätte die Lufthansa mit einer NIKI-Übernahme speziell in Österreich eine marktbeherrschende Position eingenommen.

Doch jetzt tut sich mit Niki Lauda selbst, in Kooperation mit Thomas Cook, eine eigentlich alte, scheinbar längst abgeschriebene Alternative auf, wenngleich Lauda sein Angebot nie zurückgezogen habe. "Ich beginne jetzt mit dem Herrn Flöther (NIKI-Insolvenzverwalter, Anm. d. Redaktion ) zu reden", verkündete Lauda am Donnerstagabend im ORF.

Was ist von der Airline NIKI noch übrig?

"Er will den Flugbetrieb der insolventen NIKI noch sieben Tage am Leben halten. Wenn man in diesem Zeitraum NIKI kaufen könnte, das hängt natürlich vom Preis und allen Bedingungen ab, dann sind auch die Start- und Landerechte noch verfügbar. Die braucht man, wenn man nach Frankfurt, Palma oder wo auch immer hinfliegen will. Die Zeit ist jetzt das Problem."

Deshalb wolle er gleich am Freitag ein Treffen mit dem Insolvenzverwalter arrangieren. "Um zu sehen, wie schnell wir das jetzt über die Bühne kriegen. Ich glaube, dass wird es den Mitarbeitern schuldig sind, dass es schnell geht. Sollte das nicht gehen, kann man es immer noch im Januar machen, dann ist NIKI aber endgültig insolvent. Über die Slots müsste man sich nachher den Kopf zerbrechen."

Niki Lauda sieht gute Übernahme-Chancen

Doch Lauda rechnet sich gute Chancen aus - auch für eine kurzfristige Lösung. "Die Chance ist durch die Insolvenz sehr groß geworden, weil jetzt die ganzen Altlasten wegfallen. Die Schulden der alten Besitzer sind weg. Die NIKI ist jetzt ein weißes Blatt Papier. Jetzt ist die Frage: Wie viele Flugzeuge hat NIKI genau? Diese Frage kann man noch nicht beantworten, weil die Lufthansa die Flieger wieder wegnimmt, die sie selber der NIKI hingestellt hat", sagte Lauda.

"Jetzt muss ich schauen, was der Insolvenzverwalter für wie viele Flieger haben will. Aber die Chancen sind jetzt gut gewachsen. Es muss heute in Frankfurt geklärt werden: Was ist von NIKI noch übriggeblieben? Dann kann der Insolvenzverwalter den Preis bestimmen, dann können wir verhandeln", so Lauda weiter. Im Bereich des ursprünglichen Angebots Laudas, Condors und Thomas Cooks von circa 170 Millionen aus dem September wird der Preis allerdings sicher nicht liegen.

Niki Lauda: Lufthansa-Vorgehen moralisch bedenklich

Überhaupt noch einmal ins Spiel zu kommen habe Lauda voll auf dem kalten Fuß erwischt. "Bei mir war die Überraschung groß, als NIKI jetzt in die Insolvenz geschickt wurde", sagte Lauda - und wetterte kräftig gegen die Lufthansa, zuvor sein scheinbar übermächtiger Konkurrent im Ringen um die Übernahme.

Lauda: "Ich empfinde es moralisch wirklich bedenklich, wenn die Lufthansa, die seit 21. September weiß, dass sie die Airline aus kartellrechtlichen Gründen aus Brüssel nicht kriegen kann, wartet, wartet, verhandelt, und dann kurz vor Weihnachten den Stecker zieht", polterte Lauda im ORF. "Die Moral der Lufthansa, die viel Geld verdient, ist eine Aktion, die gefällt mir nicht. Sie hat gewartet, bis das nächste Jahr kommt, wo im Januar weniger geflogen wird. Und jetzt wissen die ganzen Passagiere nicht, wie sie wegfliegen oder heimkommen."

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Lauda: Derartiges Monopol Gift für Ticketpreise

Damit nicht genug. Auch grundsätzlich sah Lauda eine Lufthansa-Übernahme seiner ehemaligen Airline NIKI kritisch. Aus denselben Gründen wie die EU-Kommission. "Ich bin ein Mensch, der immer vom Wettbewerb gelebt hat", so der ehemalige Rennfahrer. "Es war klar: In Österreich gibt es außer der Lufthansa-Gruppe keine andere Airline mehr, wenn sie NIKI übernimmt. In Österreich hätte die Lufthansa eine marktbeherrschende Stellung übernommen."

Aber: "Der Wettbewerb muss bleiben, er macht die Tickets billiger. Seit die Lufthansa durch die Insolvenz der Air Berlin in Deutschland allein fliegt, sind die Ticketpreise um 30 Prozent gestiegen", nennt Lauda ein Beispiel für negative Auswirkungen für die Fluggäste. "Ich dachte: Das wird in Österreich nicht passieren. In Brüssel wurde richtig entschieden, es muss Wettbewerb geben. Die Lufthansa darf NIKI nicht übernehmen. Das ist meine Motivation, in Kaufverhandlungen einzutreten."

Lauda Air und Niki

NIKI war nicht die erste von Niki Lauda gegründete Fluglinie. Bereits 1979 gründete der Österreicher die "Lauda Air", die 2004 zu einer 100-prozentigen Tochtergesellschaft der Austrian Airlines wurde.

Negative Schlagzeilen machte die Lauda Air, für die Niki Lauda teilweise selbst am Steuer saß, im Jahr 1991, als auf dem Flug von Hongkong via Bangkok nach Wien alle 223 Insassen ums Leben kamen, da sich über Thailand selbstständig die Schubumkehr aktiviert hatte.