Die sich anbahnenden Pläne der Formel-1-Promoter von Liberty Media, ab der Saison 2021 eine Budget-Obergrenze für die Teams einzuführen, sind bei Ferrari nicht auf sonderlich viel Gegenliebe gestoßen. Die Italiener fürchten sowohl um ihren sportliche als auch ihren finanziellen Vorteil in der Königsklasse des Motorsports. Bernie Ecclestone mahnte gegenüber dem britischen Independent, dass die neuen F1-Bosse die Drohungen der Italiener ernst nehmen sollten.

"Wenn sie nicht gewinnen können, werden sie neue Regeln vorschlagen", wird der 87-Jährige zitiert. Die zuletzt ins Gespräch gebrachten Regeländerungen könnten Ferrari jedoch zum Abschied aus der Königsklasse veranlassen. "Wenn sich das Reglement so darstellt, dass Ferrari glaubt, dass es ein Kampf für sie wird und sie die Ausgaben nicht rechtfertigen können, werden sie gehen."

Sergio Marchionne hatte vor wenigen Tage klare Worte in Richtung Liberty Media gefunden. Der Ferrari-Präsident ist der Meinung, dass Chase Carey & Co. sich bei der strategischen Ausrichtung des Sports "nicht einig" seien. Die Formel 1 sei zwar "seit dem Tag unserer Geburt ein Teil unserer DNA, doch wenn der Sandkasten in dem wir spielen irgendwann nicht mehr wiederzuerkennen ist, will ich dort nicht mehr spielen", so Marchionne.

Ecclstone hat Erfahrung mit Ferrari-Forderungen

Ecclestone ist sich sicher, dass es sich hierbei nicht nur um leere Drohungen handelt. Eine Budget-Obergrenze könnte Ferraris Standing als Top-Team in der Formel 1 gefährden und demzufolge auch den Ambitionen der Italiener ein Ende setzen. "Sie wollen keine Budget-Obergrenze. Sie wollen so viel ausgeben, wie sie sich leisten können", so der Brite.

In seiner beinahe 40-jährigen Amtszeit als Chef-Promoter der Königsklasse, musste Ecclestone mehrfach selbst Kompromisse eingehen, um die Scuderia zur Fortsetzung ihres Formel-1-Engagements zu bewegen. In den 1980er Jahren planten die Rechteinhaber nach dem Ende der Turbo-Ära zunächst mit einem Reglement, das Achtzylinder-Motoren vorschrieb.

Ferrari jedoch wollte bei der Rückkehr zu Saugmotoren ab 1989 wieder auf Zwölfzylinder-Aggregate setzen. Enzo Ferrari drohte damit, Ferrari aus der Formel 1 zurückzuziehen und stattdessen in der US-amerikanischen CART-Serie zu starten. 1986 hatte das Team mit dem Ferrari 637 sogar schon seinen Prototypen für den Absprung in die USA fertiggestellt und getestet.

Die Formel-1-Organisatoren lenkten ein und Ferrari blieb dem Sport dank V12-Motoren erhalten. Darüberhinaus motivierte Ecclestone die Scuderia auch mit Sonderkonditionen innerhalb des Concorde Agreements. So wird Ferrari unabhängig von seiner Position in der Konstrukteurs-WM gemäß vertraglicher Regelung mit höheren Preisgeldern bedacht als andere Teams.

Neue Formel-1-Motoren 2021: Porsche, Aston Martin? Alle Details (25:33 Min.)

Ecclestone: Teams ohne Budget sollten Formel 1 verlassen

Liberty Media will neben der Budget-Obergrenze auch die Verteilung der Preisgelder neu regeln. Sonderbehandlungen wie Ferrari sie unter Ecclestone genoss, könnten in diesem Zuge in wenigen Jahren der Vergangenheit angehören. Ecclestone ist davon überzeugt, dass sein System sich über die vergangenen Jahre hinweg bewährt hat und keine derartigen Anpassungen notwendig seien.

"Ich habe es immer schon gesagt: Wenn Leute das Budget nicht haben, müssen sie gehen. Wenn es dann an einem Punkt nur noch drei oder vier Teams gäbe, müsste man natürlich etwas unternehmen. Aber bis das mal passiert, wird niemand etwas machen. Aber alle Teams, die sagen, dass sie es nicht leisten können, sollten sich nicht einschreiben", so Ecclestone.

Neben der geplanten Budget-Obergrenze sowie der Umverteilung der Preisgelder ist Ferrari auch vom kürzlich verabschiedeten Motoren-Reglement nicht begeistert, denn die V6-Aggregate müssen trotz auf dem Papier geringfügig erscheinenden Anpassungen zu großen Teilen neukonstruiert werden. Dies bedeutet abermals hohe Entwicklungskosten.

Hardliner Marchionne sagte, dass er sich als Boss, welcher Ferrari aus der Formel 1 zurückzieht, "blendend fühlen" würde. Er würde stattdessen "an einer alternativen Strategie arbeiten und versuchen, sie [die Formel 1, Anm. d. Red] zu ersetzen", so der Italiener. Seine Strategie wäre außerdem auch "rationaler", wie er betonte.