Jetzt sind es schon 20 Punkte Rückstand. Lewis Hamilton verliert nach seinem schwierigen Wochenende in Österreich weiter an Boden auf WM-Spitzenreiter Sebastian Vettel. Während der Ferrari-Pilot in Spielberg den zweiten Platz holte, betrieb Hamilton mit Platz vier bestenfalls Schadensbegrenzung.

Nachdem er schon am vergangenen Dienstag darüber informiert worden war, dass er wegen eines Getriebewechsels eine Strafe erhalten würde, schien er während des Wochenendes nicht allzu gut gelaunt.

Am Sonntag nach dem Rennen bat der Mercedes-Pilot schließlich um Verständnis für seine Gemütslage, die ihm teilweise negativ ausgelegt worden war. "Ihr braucht Geduld mit uns Rennfahrern", wand sich Hamilton direkt an die Medienvertreter. "Du kannst nicht immer happy sein mit einem Ergebnis wie Platz zwei, Platz fünf oder so. Irgendwann bist du angepisst, weil du so viel reingesteckt hast. Du trainierst und opferst alles, um sicherzustellen, dass du das bestmögliche Ergebnis holst."

Hamilton bittet um Verständnis

Man müsse Verständnis dafür aufbringen, dass ein Fahrer in Folge eines unbefriedigenden Ergebnisses mit einem Lächeln aus dem Auto hüpft und in die Kameras grinst. Hamilton: "Das würde dann bedeuten, dass es dir egal ist. Aber mich kümmert das mehr als alles andere. An manchen Tagen fühlt es sich schmerzhafter an als an anderen, wo du nach vorne blickst."

Die Getriebe-Strafe war der nächste Rückschlag für Hamilton innerhalb kurzer Zeit. Der verlorene Sieg in Baku wegen eines Problems mit der Kopfstütze war kaum verdaut, da wartete schon das nächste Problem. Im Gegensatz dazu kommt WM-Rivale Vettel meist unbeschadet durch die Wochenenden und Teamkollege Valtteri Bottas blüht immer mehr auf. Kein Wunder, dass Hamilton nicht mit einem Liedchen auf den Lippen durchs Fahrerlager tanzt...

Je größer der Abstand, desto höher der Druck

"Das bedeutet aber nicht, dass ich nicht dankbar bin oder so", erklärte der dreifache Weltmeister. "Es ist einfach dieser intensive Kampf, den das Team und ich so lieben. Aber ich will die Weltmeisterschaft gewinnen und jetzt liege ich 20 Punkte zurück. Ich habe keine Kristallkugel, aber im Moment sieht es nicht so toll aus. Und je größer der Abstand wird, desto mehr baut sich Druck auf. Aber ich hatte andere Jahre, die auch schwierig waren. Das ist eine gute Gelegenheit, daran zu wachsen und etwas Besonderes zu leisten."

Platz vier fühlte sich für Hamilton zunächst an wie eine Niederlage. Vor allem, weil er Daniel Ricciardo in den Schlussrunden gefährlich nah kam und dem Red-Bull-Piloten beinahe noch den Podestplatz weggeschnappt hätte. Hamilton meinte erst, dass er in dieser Situation aggressiver zu Werke hätte gehen müssen.

"Deshalb war ich in den Interviews so enttäuscht", sagte er. "Ich hatte so hart dafür gearbeitet, den Abstand zu verringern und in das Fenster zu kommen. Ich bin all diese Runden so gut gefahren. Wenn du dann auf dem Platz landest, wo du zuvor schon warst, ist das hart."

An Tagen wie diesen...

Toto Wolff war der Meinung, dass Hamilton in dieser Situation richtig gehandelt hat. Wäre er in der letzten Runde stattdessen mit Ricciardo kollidiert, wäre das Drama perfekt gewesen. "Es wäre zu viel Risiko gewesen", sagte der Mercedes-Motorsportchef. "Ricciardo ist im Moment nicht im Titelkampf. Und für Red Bull war es wichtig, beim Heimspiel einen Podestplatz zu holen. Rückblickend war es für Lewis wichtig, Punkte zu holen - auch, wenn es sich wie eine Niederlage anfühlte."

Wolff hatte volles Verständnis für die mäßige Laune des Silberpfeil-Superstars. Schließlich war dieser sowohl am Kopfstützen-Problem in Baku als auch der Getriebestrafe völlig schuldlos gewesen. "Wenn du so im Wettbewerb drin steckst, dann fühlt sich so ein Tag wirklich beschissen an", nahm Wolff den Briten in Schutz. "Insgesamt erlebt er wirklich nicht seine besten Tage. Viel schlechter kann es nicht laufen. Aber: Er wäre nicht so erfolgreich, wenn es ihm nicht wehtun würde, einen schlechten Tag zu haben."