Warum fährt Fernando Alonso das Indy 500?

Es war die Sensation schlechthin, als McLaren mitteilte, dass Fernando Alonso am Indy 500 teilnehmen und gleichzeitig den Monaco GP auslassen würde. McLaren kehrt eigens dafür sogar als Name zu der Großveranstaltung zurück, die man 1974 und 1976 mit Johnny Rutherford gewinnen konnte. Technisch betreut wird der Einsatz vom Team Andretti Autosport. Als Grund für seine Teilnahme gab Alonso die Jagd nach etwas Historischem an.

"Ich will den Hattrick mit Siegen beim Monaco-Grand-Prix, Indy 500 und den 24 Stunden von Le Mans schaffen. Mir ist klar, dass das eine große Herausforderung ist, aber ich bin bereit dafür", sagte Alonso. Diese "Triple Crown" genannte Ehre wurde bislang nur einem einzigen Fahrer überhaupt zuteil: Graham Hill.

Wenige Tage nach der offiziellen Verkündung legte Alonso nochmals nach. "Wenn ich der beste Fahrer der Welt sein will, habe ich nur zwei Optionen: Entweder ich gewinne acht WM-Titel in der Formel 1 und damit einen mehr als Michael (Schumacher). Oder ich gewinne zu unterschiedlichen Zeitpunkten meiner Karriere in verschiedenen Meisterschaften und bin damit jener Fahrer, der in jedem Auto und jeder Rennserie gewinnen kann. Das ist schwierig, aber auch sehr attraktiv. Das ist der Grund für meine Entscheidung", erklärte Alonso seinen Willen, die Geschichtsbücher auszufüllen.

Fernando Alonso will sein eigenes Denkmal erschaffen, Foto: IndyCar
Fernando Alonso will sein eigenes Denkmal erschaffen, Foto: IndyCar

Wer ersetzt Alonso in Monaco?

Die naheliegendste Lösung wurde schließlich auch umgesetzt. Jenson Button, dritter Fahrer bei McLaren, ersetzt Alonso im Fürstentum. Der Brite beendete seine Karriere nach der vergangenen Saison eigentlich, kehrt jedoch für dieses Rennen einmalig zurück. "Als der Anruf von Eric [Boullier; Anm. d. Red.] kam, musste ich nicht lange zögern. Es ist eine einmalige Situation und eine tolle Gelegenheit. Ich freue mich, für eines der verrücktesten, unvorhersehbaren und aufregendsten Rennen des Jahres zurückzukehren", sagte Button im Vorfeld des Wochenendes.

Welche Rolle spielte Zak Brown?

Der neue McLaren-Boss Zak Brown könnte sich kaum deutlicher von seinem Vorgänger Ron Dennis unterscheiden. Unter Dennis wäre dieser Ausflug nie möglich gewesen, wie auch Alonso betonte. "Zak hat größere Visionen als alle Chefs, die ich vor ihm hatte. Er sieht Motorsport anders und denkt McLaren größer als nur in der Formel 1. McLaren hat in der Vergangenheit sowohl das Indy 500 als auch Le Mans gewonnen", verweist der Spanier auf die glorreiche Vergangenheit des Konzerns.

An diese will auch Brown wieder anknüpfen, der trotz aller Kritik von außen hinter dem Indy-Trip steht. Schließlich profitiere auch die Formel 1 davon. "Ich denke, diese Bekanntmachung war großartig für die Welt des Motorsports, definitiv auch für die Formel 1", meinte Brown. Der Umstand, dass Brown ebenso Amerikaner ist, wie die neuen Rechteinhaber der Formel 1, erschwerte den Vorgang zumindest nicht.

War der sportliche Misserfolg von McLaren ein Faktor?

Eindeutig ja. In der Formel 1 fährt McLaren und damit auch Alonso den eigenen Ansprüchen weiterhin hinterher. Auch im dritten Jahr der Partnerschaft mit Honda kämpft das Team überall mit Problemen. Alonso hatte nun die Chance, einerseits Forderungen an das Team zu stellen, die ihren Star-Piloten bei Laune halten wollten. Andererseits konnte er ein Formel-1-Rennen auslassen, ohne großen Verlust zu erleiden. "Wenn das Auto konkurrenzfähig wäre und wir da vorne mit 43 Punkten oder so mitmischen würden, dann könnte ich mir den Verzicht auf mögliche 25 Punkte natürlich nicht leisten", weiß er. Davon aber ist McLaren aber weit entfernt.

Die Saison in der Formel 1 läuft für Fernando Alonso gar nicht nach Plan, Foto: Sutton
Die Saison in der Formel 1 läuft für Fernando Alonso gar nicht nach Plan, Foto: Sutton

Wie waren die Reaktionen der Kollegen?

Gemischt. Viele Fahrer äußerten Verständnis für die Teilnahme an sich, aber dass Alonso dafür den Monaco GP auslässt, ist für einige dann zu viel des Guten. "Ich würde Monaco definitiv nicht auslassen, weil Monaco mein Lieblingsrennen im Kalender ist", sagte Sergio Perez etwa. Nico Hülkenberg, der 2015 in Le Mans fuhr und gleich gewann, würde gar kein Rennen auslassen. "Mein Fall war komplett anders, ich hätte es niemals getan, wenn ich ein Rennen verpasst hätte, vor allem Monaco", sagte der Renault-Pilot.

Volle Unterstützung erhielt Alonso von Lewis Hamilton. Der Mercedes-Pilot lobte die Pluralität, die der Spanier auslebt. "Ich finde, es ist großartig, dass ein Fahrer das tun kann. Ich finde, wir Fahrer sollten in mehr als nur einer Serie fahren. Es gab in der Vergangenheit eine Zeit, als Piloten in mehreren Serien gefahren sind, deshalb finde ich es ziemlich cool, dass er es macht", sagte Hamilton. Ähnlich sah es auch Romain Grosjean. "Das wird eine großartige Sache. Das Indy 500 ist immerhin ein großes Rennen", stellte der Franzose klar.

Was bei den Fahrern Verständnis hervorruft, sorgte bei Red-Bull-Teamchef Christian Horner für blankes Entsetzen. Er konnte es überhaupt nicht nachvollziehen, dass McLaren dieses Spiel mitmacht. Vor allem Zak Brown bekam sein Fett weg. "Er ist auf diese Idee gekommen, ihn nach Indianapolis zu schicken, aber da muss er verrückt sein. Das ist das bekloppteste Rennen, das ich je gesehen habe. Es gibt keine Tests. Er wird einfach nur ins Auto springen! Ich persönlich denke, er sollte da mal einen Psychiater konsultieren", watschte Horner gleich mal das gesamte Rennen ab.

Christian Horner wütete gegen Zak Brown, Foto: Sutton
Christian Horner wütete gegen Zak Brown, Foto: Sutton

Wie schlug sich Alonso bislang?

Die Voraussetzungen für Alonso waren für einen Rookie sehr gut. Mit Andretti Autosport weiß er jenes Team an seiner Seite, das beim Indy 500 in diesem Jahr die meisten Autos einsetzt und damit auch über die besten Vergleichswerte verfügt. Und Alonso wusste gleich zu überzeugen. Schon im ersten Training präsentierte sich der Spanier im Mittelfeld, um sich dann immer weiter zu steigern.

Doch nicht nur die reine Zeit spielt auf dem Oval eine Rolle. Für Alonso war es wichtig, das Verhalten im dortigen Verkehr zu lernen. "Man muss lernen, im Verkehr zu fahren, die ganzen kleinen Tricks, um die Performance des Autos zu nutzen. In welchem Moment im Rennen? Warum? Und das geht nur mit Erfahrung", erläuterte er die Besonderheiten.

Herausragend präsentierte sich Alonso dann im Qualifying. Er schaffte es als mit Abstand bester Rookie gleich unter die besten neun Fahrer und belegte im finalen Shootout Rang fünf, was auch seine Startposition sein wird. In der internen Andretti-Wertung belegte Alonso damit Rang drei, vor Größen wie Ryan Hunter-Reay und Marco Andretti. Im Rennen am Sonntag aber wartet auf Alonso eine ganz neue Herausforderung. 200 Runden werden gefahren, los geht es um 18:19 Uhr deutscher Zeit.