Was war das für ein Strafengewitter beim Großen Preis von China. Am zweiten F1-Rennwochenende der Formel-1-Saison 2017 in Shanghai hagelte es für die F1-Piloten jede Menge Sanktionen. Dabei wurde am Freitag nicht einmal richtig gefahren. Doch schon vor der ganz großen Strafenflut am Rennsonntag brandete die Welle los: Im Qualifying kassierten sowohl Renaults Jolyon Palmer als auch Haas' Romain Grosjean Strafversetzungen um fünf Positionen sowie je drei Strafpunkte auf ihre Superlizenz.

Ursache: Beide hatten laut Urteil der Stewards nach dem Crash von Sauber-Fahrer Antonio Giovinazzi auf der Start-Ziel-Geraden Ende des Q1 unter doppelt gelben Flaggen nicht angemessen verzögert bzw. deutlich gemacht, keine bedeutsame Rundenzeit setzen zu wollen. Ein Urteil, das Romain Grosjean mitnichten verstehen wollte, es aber als Rennentscheidung nach Artikel 38.3 des Sportlichen Reglements ohne Einspruchsmöglichkeit zu akzeptieren hatte.

Erbost twitterte der Franzose daraufhin Hamilton-like Auszüge aus der Telemetrie, um der Öffentlichkeit deutlich zu machen, sehr wohl klar verzögert zu haben. Nicht einmal das DRS habe er geöffnet. Ein näherer Blick auf diese Daten bestätigte durchaus die Einschätzung des Franzosen. Doch geändert hat es, wie gesagt, nichts: Das Urteil war gesprochen.

Grosjean: Weiß genau, was eine gelbe Flagge bedeutet

In Bahrain auf seine Twitter-Aktion angesprochen, macht Grosjean noch immer nicht den Eindruck, als habe er die Sache verdaut. "Ich bin nicht sauer", sagt er zwar. Doch ist dem Franzosen deutlich anzumerken, wie genervt er vom Gebaren der Stewards in China war und noch heute ist. "Ich dachte, es sei ein Witz", legt Grosjean schließlich auch nach. "Was die Konsistenz der Strafen angeht, brauchen wir eine bessere Bewertung", fordert er.

Die ganze Sache sei ihm schon ziemlich seltsam vorgekommen."Die Daten habe ich dann getwittert, weil ich so aufgewühlt war und es nichts gibt, was du tun kannst gegen diese Entscheidung", berichtet Grosjean. Doch ist es vor allem nicht einmal die Strafe selbst, die den Haas-Piloten so sehr aufregt. Vielmehr nervt Grosjean der Umgang der Stewards mit einem so erfahrenen Fahrer wie er es sei: "Nach mehr als 100 Grands Prix, ich bin über 30 Jahre alt, weiß ich, was eine gelbe Flagge bedeutet. Ich bin vom Gas gegangen", stellt Grosjean klar.

Ein Dreher in der vorherigen Runde sorgte dafür, dass sich Romain Grosjean trotz klarer Verzögerung unter doppelt Gelb verbesserte, Foto: Sutton
Ein Dreher in der vorherigen Runde sorgte dafür, dass sich Romain Grosjean trotz klarer Verzögerung unter doppelt Gelb verbesserte, Foto: Sutton

So kam es zur unglücklichen Strafe gegen Grosjean

"Was soll ich sonst noch machen? Ich bekomme einfach eine Strafe. Wirklich? Und dann wird anderes Zeug nicht bestraft? Echt merkwürdig ...", sagt Grosjean gefrustet. Eine Regelklarstellung brauche es ja gar nicht, ergänzt der Haas-Mann. "Die Regel ist ziemlich klar, denke ich. Du musst verlangsamen. Die Regeln sagen: Du musst bereit sein, anzuhalten", sagt Grosjean auf Nachfrage von Motorsport-Magazin.com. Sarkastischer Nachsatz: "Das nächste Mal werde ich das Auto eben ganz anhalten und fragen, ob ich wieder fahren kann."

Kern des Problems in seinem Fall sei gewesen, dass er sich in der vorherigen Runde im selben Sektor gedreht habe, sodass er dennoch eine grüne Sektorzeit unter doppelt Gelb angeschrieben habe. "Und dann bekomme ich eine Strafe? Wirklich? Ist das ein Witz?", poltert Grosjean erneut. Darauf habe es seitens der Stewards geheißen, er habe ja in die Boxengasse kommen können, um deutlich zu machen, die Runde abbrechen zu wollen, wie es die Regeln verlangen.

Dazu sei er allerdings viel zu spät über die doppelt gelben Flaggen informiert worden, rechtfertigt sich Grosjean. "Wenn du nach der Hairpin vor der letzten Kurve bist hast du noch zwei, drei Sekunden. Da kommst du nicht eben mal an die Box", beschreibt Grosjean Motorsport-Magazin.com die Situation. "Deshalb habe ich entschieden, die Runde einfach zu beenden. Ich habe aufgepasst, Gas rausgenommen und nicht einmal das DRS geöffnet. Das wars. Pech gehabt. Sie haben da einfach einen anderen Standpunkt. Und das ist Nonsense", grummelt der Franzose.

Foto: Sutton/Twitter
Foto: Sutton/Twitter

Grosjean genervt von Stewards: Konnte mich nicht richtig erklären

Besonders nervt Grosjean dabei, dass er all das den Stewards nicht in Ruhe und nach ausreichend Vorbereitungszeit habe vortragen können. Man müsse generell immer viel zu schnell bei den Kommissaren vorsprechen und sich erklären, kritisiert Grosjean. Das führe dazu, dass es sofort den Anschein erwecke man rechtfertige sich nur, weil man schuldig sei. "Nachher haben wir es nochmal mit Charlie diskutiert und danach glaubte ich, dass ich genug getan hatte. Aber da war die Strafe schon durch", ärgert sich Grosjean über die Abläufe.

Gerade er nehme derartige Situationen überhaupt sehr ernst, ergänzt Grosjean. "Jules (Bianchi; d. Red.) war da ein harter Weckruf. Wir alle wissen, dass es eine ernste Angelegenheit ist und als solche habe ich es auch behandelt. Deshalb war ich echt angenervt davon und habe ein bisschen geflucht."

Wissenswertes über den Bahrain GP (01:00 Min.)