McLaren und Haas gingen mit sehr unterschiedlichen Ambitionen in den Großen Preis von Japan. Während McLaren sich beim Heimspiel von Honda das ganze Wochenende schon schwer tat, verschaffte sich Haas mit dem bisher besten Qualifying in der jungen Teamgeschichte deutlich bessere Voraussetzungen. Am Ende standen jedoch beide Teams mit leeren Händen da.

"Als ich in der letzten Runde Platz 18 auf der Boxentafel gesehen habe, war ich ehrlich gesagt überrascht", so McLaren-Pilot Jenson Button. Dass er und seine Mannschaft in Suzuka kein einfaches Rennen haben würden, war spätestens seit dem Qualifying klar. Der Motorwechsel samt Strafversetzung auf den letzten Startplatz änderte für Button in dieser Hinsicht nicht viel. Mit einem solchen Ergebnis hätte er allerdings trotz allem nicht gerechnet: "Ich hatte nicht gedacht, dass es so schlimm ist." Teamkollege Fernando Alonso erging es mit Platz 16 nicht besser.

Keiner der beiden schaffte es, sich von hinten den Weg durchs Feld zu bahnen. Weder am Start, noch im weiteren Rennverlauf gelang es, auf der Strecke Plätze gutzumachen. Button schaffte es erst bei den Boxenstopps, sich der roten Laterne zu entledigen. Alonso hatte schon vor dem Rennen verdeutlicht, dass ohne Hilfe von Petrus wenig Aussicht auf eine erneute Aufholjagd bestehe. Schlussendlich blieb der Regen fern, und damit auch die Punkte für McLaren. "Unser Rennen heute hat das ganze Wochenende widergespiegelt. Wir waren komplett farblos", sagt Alonso.

Alonso hofft auf einmaligen Ausrutscher

Die Enttäuschung darüber, die schwächste Vorstellung in der bisherigen Saison ausgerechnet vor den Augen von Motorenlieferant Honda und deren japanischen Fans abgeliefert zu haben, saß tief. "Als 16. und 18. ins Ziel zu kommen, ist eine böse Überraschung, besonders nachdem wir in Singapur und Malaysia zuletzt noch in den Punkten gelandet sind", fügt Alonso an.

Der Spanier geht allerdings davon aus, dass sich McLaren eine solche Blöße in den kommenden Rennen nicht noch einmal geben wird: "Es war eindeutig, dass das Streckenlayout unserem Paket nicht entgegenkam. Ich hoffe, dass das ein einmaliger Ausrutscher war und dass wir beim nächsten Rennen in Austin wieder zurück zur alten Form finden."

Alonso hatte im Mittelfeld alle Hände voll zu tun, Foto: Sutton
Alonso hatte im Mittelfeld alle Hände voll zu tun, Foto: Sutton

Button erwartet negative Kritik

Dabei hatten McLaren und Honda scheinbar sämtliche Vorkehrungen getroffen, um beim Rennen in Japan bestmöglich dazustehen. Button rechnete deshalb nach dem Absturz in Suzuka mit jeder Menge Spott und Hohn: "Ich bin mir sicher, dass all die Experten vor dem Fernseher oder auch hinter den Mikrofonen ihre Meinung dazu haben und heute besonders negativ über uns sprechen werden."

Auch die Teamführung konnte nicht anders, als die Niederlage kleinlaut zu akzeptieren. Schönzureden gab es angesichts des Resultats schließlich nichts. "Wir können nicht leugnen, dass wir zutiefst enttäuscht sind. Wir wären nur zu gerne dazu in der Lage gewesen, den Fans mehr Grund zum Jubeln zu geben. Nächstes Jahr werden wir das tun", so McLaren-Renndirektor Eric Boullier. Auch Honda-Motorenchef Yusuke Hasegawa richtete seinen Blick nach dem Rückschlag lieber auf die Zukunft: "Wir werden das Ergebnis akzeptieren, die Daten analysieren, uns aufrappeln und hoffen, beim nächsten Rennen in den USA wieder zurück in den Punkten zu sein."

Haas zahlt Lehrgeld

Ähnlich enttäuschend wie für McLaren lief es für Haas. Für die US-Amerikaner war Suzuka zwar nicht mit dem Druck eines Heimspiels verbunden - das findet am 23. Oktober in Austin statt - doch nach dem Qualifying war die Erwartungshaltung bei Romain Grosejan und Esteban Gutierrez zu Recht hoch.

Von den Startplätzen sieben und zehn ins Rennen gegangen, konnte das Ziel nur heißen, die sieben Rennen andauernde Durststrecke ohne WM-Zähler endlich zu beenden. Am Ende landete Grosjean mit dem undankbaren elften Rang gerade so außerhalb der Punkte. "Ich denke nicht, dass ich nach einem Rennen jemals so frustriert war, wie heute", so der Franzose.

Letztendlich war es aber nicht die Performance des Boliden, sondern die Strategie, die ein besseres Resultat verhinderte. Williams schlich sich mit einer Einstopp-Strategie klammheimlich in die Top-10, während Newcomer Haas seine Fahrer in den Verkehr schickte und sich obendrein beim Reifenmanagement verkalkulierte. "Mit der Pace von unserem Auto war ich viel schneller als die Williams. Wir haben nur die Lebensdauer der harten Reifen nicht richtig eingeschätzt", fügt Grosjean an

Gutierrez stürzt ab

In Sachen Strategie noch schlechter beraten war Gutierrez, der am Ende als 20. die Zielflagge sah. Bis zum ersten Boxenstopp lag der Mexikaner noch hinter dem Teamkollegen auf Platz zehn. "Alles begann gut. Wir haben viel daran gearbeitet, den Start zu optimieren und heute hat sich das gezeigt", so Gutierrez.

Nach dem Reifenwechsel fand er sich jedoch auf dem vorletzten Platz im Sandwich der beiden Manor wieder. Von da an biss sich Gutierrez für den Rest des Nachmittags im hinteren Mittelfeld die Zähne aus - ohne Erfolg: "Ich habe versucht, wieder nach vorne zu kommen und zu überholen. Dann hatte ich einen Zwischenfall mit Carlos Sainz. Er hat früh gebremst und mir die Tür zugemacht, und ich konnte nirgends mehr hin."

Gutierrez hatte Glück, dass es zu keiner schweren Kollision mit dem Konkurrenten kam. Für ihn hatte der Zwischenfall dennoch Konsequenzen. "Ich hatte danach einen Schaden am Frontflügel, was nicht ideal war", so Gutierrez.

Gutierrez drehte sich bei einem misslungenen Überholmanöver gegen Sainz, Foto: Sutton
Gutierrez drehte sich bei einem misslungenen Überholmanöver gegen Sainz, Foto: Sutton

Teamführung gesteht Niederlage ein

Nicht nur die Fahrer, sondern auch Teamchef Günther Steiner hatten sich nach dem Erfolg im Qualifying mehr ausgerechnet. Schließlich war es das erste Mal, dass beide Haas es im Qualifying in die Top-10 schafften. "Das war wirklich kein Rennen, in dem wir auf den Plätzen 11 und 20 ins Ziel kommen wollten", so Steiner.

Letztendlich gestand Haas die Niederlage gegen Williams aber ohne Umschweife ein. "Wir haben versucht, den Kampf mit Williams aufzunehmen und haben es nicht geschafft. Sie konnten die bessere Strategie machen, da sie mit den Reifen ihrer Wahl starten konnten. Aber das ist Racing", fügt Steiner an.