Es begann nach der Übersee-Saison und endete erst am 19. August 2015: Die fortwährenden Gerüchte um Valtteri Bottas und Ferrari. Immer und immer wieder wurde der Finne als Nachfolger von Kimi Räikkönen ins Spiel gebracht und wilde Theorien entwickelt. All die Fragen und Tuschelein lächelte der Finne stets weg und antwortete meist nur mit einem verschmitzten Grinsen auf Anspielungen.

Als schließlich am 19. August Ferrari offiziell Kimi Räikkönen für die Saison 2016 bestätigte, hatten alle Spekulationen ein Ende. Wie Bottas nun zugibt, fiel ihm danach eine große Last von den Schultern. "Diese Zeit war bisher die aufwühlendste meiner Karriere", verrät der Finne. "Mir ist wirklich bewusst geworden, was Medien anrichten können, wenn sie die gleiche Frage wieder und wieder bei jedem Rennen stellen."

Konzentration ging verloren

Rennfahrer - besonders in der Formel 1 - sind Personen des öffentlichen Lebens. Die Fans wollen Anteil an ihren Zukunftsentscheidungen und ihrem Schicksal nehmen. An einem Rennwochenende möchten die Piloten allerdings an die Strecke kommen, die - oftmals - lästigen Fragen der Journalisten möglichst schnell abhandeln und sich danach nur noch auf die Aufgaben in der Box und auf der Strecke konzentrieren. Doch genau das gelang Bottas nicht mehr in Perfektion. Immer und überall begleitete ihn der Schatten des Ferrari-Pferdes. Selbst abseits der Rennstrecke wurde der Finne überall auf die Wechsel-Gerüchte angesprochen und mit Fragen bombardiert. "Es war als wäre ich 24 Stunden täglich, 7 Tage die Woche mit diesem Thema konfrontiert", gibt er bei Autosport ehrlich zu.

Valtteri Bottas' Mund blieb verschlossen, Foto: Sutton
Valtteri Bottas' Mund blieb verschlossen, Foto: Sutton

Ein Umstand, der seiner Meinung nach auch Auswirkungen auf seine Leistung zur Saisonmitte hatte. "Letztlich lief alles recht gut. Es hat bezüglich der Ergebnisse und der Konzentration insgesamt sicher nicht geholfen, aber ich denke nicht, dass es mich zu sehr beeinträchtigt hat."

Ergebnisse nach Bekanntwerden sogar schlechter

Haben all die Gerüchte um Ferrari Valtteri Bottas wirklich geschadet und ihn wichtige Punkte gekostet? Motorsport-Magazin.com wollte es genau wissen und teilte seine Saison in drei Drittel ein: Vor den Gerüchten (Australien bis Bahrain), während der Spekulationen (Monaco bis Ungarn) und nach Bekanntgabe von Räikkönen als Ferrari-Pilot (Spa-Francorchamps bis Abu Dhabi).

Valtteri Bottas Saison 2015 unter der Lupe

Rennen 1. Saisondrittel 2. Saisondrittel 3. Saisondrittel
Australien Nicht am Start
Malaysia 5.
China 6.
Bahrain 4.
Spanien 4.
Monaco 14.
Kanada 3.
Österreich 5.
Großbritannien 5.
Ungarn 13.
Belgien 9.
Italien 4.
Singapur 5.
Japan 5.
Russland 12. (3.)
USA Ausfall
Mexiko 3.
Brasilien 5.
Abu Dhabi 13.
Durschnittliche Platzierung 5,0 7,33 8,33

Beim Blick auf die nackten Zahlen - Patzer von Williams oder Kollisionen wie mit Kimi Räikkönen nicht berücksichtigt - wird deutlich, dass er seine besten Ergebnisse zu Beginn der Saison einfuhr, bevor die Spekulationen rund um ihn und Ferrari begannen (durchschnittliche Position: 5,0). Seinen ersten Podiumsplatz 2015 erzielte Bottas allerdings im zweiten Drittel in Kanada. Lediglich die beiden negativen Ausschläge in Monaco und Ungarn zerstören die gute Bilanz (durchschnittliche Position: 7,33) - trotz Druck der Medien.

Nach Bekanntgabe der Vertragsverlängerung zwischen Ferrari und Räikkönen sieht seine Bilanz sogar am schlechtesten aus. Lediglich eine weitere Top-3-Platzierung folgte in Mexiko (durchschnittliche Platzierung: 8,33). Selbst wenn es beim Russland GP nicht zur Kollision mit Räikkönen in der letzten Runde gekommen wäre und Bottas damit Rang drei nach Hause gefahren hätte, wäre die Bilanz des dritten Saisonabschnittes nur gleichwertig mit der Zeit der Spekulationen gewesen.