Der 31. Oktober war die Deadline. An diesem Tag wollte Red Bull eigentlich spätestens eine Entscheidung im Motoren-Poker haben. Doch noch immer ist unklar, ob und - falls ja - mit welchem Motor Red Bull 2016 antritt. Am 1. November meinte Dr. Helmut Marko nur scherzhaft: "Heute ist Sonntag, da verhandeln wir nicht." Und so gab es auch am Tag nach der Deadline keinen Deal zu vermelden.
Toro Rosso Teamchef Franz Tost sitzt im gleichen Boot. Auch er nimmt die Deadline mit Humor: "An Ende Oktober kann ich mich erinnern, wir hatten aber kein Jahr gesagt." Dabei hat Tost das sinkende Schiff eigentlich schon verlassen, er sitzt bereits im Rettungsboot.
Toro Rosso muss auf Red Bull warten
Wie Motorsport-Magazin.com aus zuverlässiger Quelle erfahren hat, liegt ein unterschriftsreifer Vertrag mit Ferrari bereits vor. Toro Rosso soll demnach Motoren vom Stand Ende 2015 von den Italienern erhalten. Das Problem: Das sinkende Schiff kann auch das Rettungsboot noch mit auf den Meeresboden ziehen.
Solange Red Bull keinen Motorenpartner hat, ist auch ein Ausstieg noch nicht vom Tisch. Steigt Red Bull aus, ist auch Toro Rosso weg. Solange diese Möglichkeit besteht, kann Tost den Vertrag mit Ferrari nicht unterzeichnen. Während Tost in Russland noch angab, sich mit einem Ausstieg gar nicht zu beschäftigen, klang er in Mexiko schon etwas nachdenklicher.
Doch warum hat Toro Rosso einen Motor und Red Bull nicht? Zum einen sehen die Hersteller Toro Rosso nicht als großen Konkurrenten an. Red Bull könnte Mercedes und Ferrari mit einem konkurrenzfähigen Motor gefährlich werden. Außerdem hat sich Toro Rosso außenpolitisch in der Vergangenheit diplomatischer gegeben, hat nicht ständig Motorenpartner Renault an den Pranger gestellt und Vorjahresangebote der Hersteller hochnäsig abgelehnt.
Idealfall: Gemeinsame Lösung
Für Red Bull ist somit die Option Ferrari durch. Noch ein Team werden die Italiener sicher nicht ausrüsten. Mit Haas, Sauber und Toro Rosso ist man ohnehin bei vier angekommen. Im Idealfall hätte Red Bull gerne eine gemeinsame Lösung gehabt, so dass man weiterhin das gleiche Getriebe hätte fahren können. Vom Idealfall sind aber beide Teams bereits lange Zeit meilenweit entfernt.
Denn im Idealfall hätte man schon zu Beginn des Jahres gewusst, welches Aggregat im Heck steckt. Schon im Mai wird mit der Entwicklung des nächstjährigen Autos begonnen. "Jeder Tag kostet uns Zeit auf der Rennstrecke", gibt Tost enttäuscht zu. Die Frage lautet: Fährt das Rettungsboot am Ende des Tages nur langsam, oder geht es unter?
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