Jetzt ist das Haas F1 Team komplett. Am Rande des Mexiko Grand Prix gab die US-Truppe die Verpflichtung von Esteban Gutierrez bekannt. Zusammen mit Romain Grosjean steht damit das Fahreraufgebot für die Debütsaison 2016 in der Formel 1. Motorsport-Magazin.com war bei der Gutierrez-Vorstellung dabei und beantwortet nun die wichtigsten Fragen rund um das Team von Gene Haas.

1. - Ist Haas wirklich bereit für die Formel 1?

Bislang scheiterten alle Neueinsteiger – schafft Haas die Trendwende? Die Zeichen stehen gut, mit Ferrari greift das Team auf einen starken Partner zurück. Das Budget soll für 2016 bei rund 100 Millionen Euro liegen – im Vergleich zu den Top-Teams also Low Budget. "Wir werden sicherlich keine Rennen gewinnen", machte sich Teamchef Günther Steiner in Mexiko nichts vor. "Aber wir haben ein gutes Paket. Wir haben noch kein Auto, aber wir können es schaffen." Das Chassis kommt von Dallara. In der Teamfabrik im englischen Banbury sowie in Kannapolis arbeiten rund 200 Haas-Angestellte.

Romain Grosjean schien zumindest überzeugt zu sein, dass Haas über eine Menge Potenzial verfüge. Vor allem die enge Zusammenarbeit mit Ferrari sei der große Plus-Faktor des Teams. "Vor diesem Hintergrund war das Angebot an mich ziemlich sexy", sagte Grosjean am Rande des Mexiko Grand Prix. "Ich könnte mir vorstellen, dass wir überraschen können. Und die Zusammenarbeit mit Ferrari ist ein kalkulierbares Risiko."

2. - Was rechnet sich Haas beim F1-Debüt aus?

Das Ziel klingt ambitioniert: Punkte sollen es sein bei der Premiere in der Formel 1. "Wir wollen Punkte holen", sagte Steiner. "Mit dem Ferrari-Motor und diesem Team können wir das schaffen." Teambesitzer Gene Haas setzt dabei auch auf das Talent der beiden Fahrer Romain Grosjean und Esteban Gutierrez. "Sie werden uns dabei helfen, unser Auto zu entwickeln und am Ende in unserer ersten Saison Punkte zu erzielen", war der US-Unternehmer überzeugt. Eine Top-10-Platzierung im ersten Jahr wäre ein riesiger Erfolg. Die Stärke des Teams steht und fällt vor allem mit der Power des Ferrari-Motors.

3. - Wie läuft die Zusammenarbeit mit Ferrari?

Haas machte kein Geheimnis aus der engen Zusammenarbeit mit dem italienischen Rennstall. Motor und Getriebe stammen aus Maranello, dazu weitere technische Komponenten. Außerdem darf Haas den Windkanal von Ferrari nutzen. Dabei will der US-Amerikaner einen anderen Weg einschlagen als seine erfolglosen Vorgänger. "Wir haben einen ganz anderen Plan als andere Teams", sagte er. "Ein Teil davon: Wir wollen kein Geld verschwenden, wie es viele andere Teams gemacht haben. Unser Plan sieht vor, hauptsächlich Partner von Ferrari zu sein und viel Technologie von ihnen zu erhalten.

Aufgrund der engen Zusammenarbeit mit Ferrari wurde Haas immer wieder unterstellt, eigentlich ein komplettes Kundenauto von den Italienern zu beziehen – was in der Formel 1 nach aktuellem Stand verboten ist. Haas konterte am Freitagabend in Mexiko: "Manche glauben, das sei nicht richtig, aber viele nutzen Motor und Getriebe von anderen Herstellern. Wir gehen noch einen Schritt weiter und glauben, dass wir auf diese Weise ein konkurrenzfähiges Auto zu einem guten Preis erhalten."

Teamchef Günther Steiner im Gespräch mit Romain Grosjean, Foto: Sutton
Teamchef Günther Steiner im Gespräch mit Romain Grosjean, Foto: Sutton

4. – Welche besondere Rolle spielt Gutierrez?

Die Vorstellung von Esteban Gutierrez war das am schlechtesten gehütete Geheimnis der Formel 1. Der junge Mexikaner verfügt zwar nur über zwei Jahre F1-Erfahrung, doch seine Rolle als Ferrari-Testfahrer soll Haas grundlegend bei der Entwicklung helfen. Schließlich kenne er sämtliche Abläufe, versicherte Teamchef Steiner. "In seiner Rolle als dritter Fahrer hat er von den Besten gelernt", sagte der Österreicher. "Er weiß also, wie sie ihre aktuellen Autos entwickelt haben. Er war ein großer Teil davon und das wird er auch bei der Entwicklung unserer Autos sein." Grosjean hingegen bekommt noch keinen Zutritt in Maranello, schließlich steht er bis Ende des Jahres bei Lotus unter Vertrag.

Gutierrez sagte, dass er sehr von der Arbeit bei Ferrari profitiert habe, etwa bei den Tests im Simulator zusammen mit Vettel und Räikkönen. Was er dabei genau gelernt habe, wollte Motorsport-Magazin.com wissen. Antwort: "Wenn ich die ganze Liste aufzähle, dann sind wir noch lange hier... Ich kann sagen, dass Kimi und Seb einen sehr interessanten Weg haben, wie sie mit dem Team arbeiten. Ich hatte Zeit zu sehen, wie unterschiedlich zwei Weltmeister mit dem Team arbeiten."

Gene Haas will mit seinem Team auch in der Formel 1 durchstarten, Foto: Sutton
Gene Haas will mit seinem Team auch in der Formel 1 durchstarten, Foto: Sutton

5. - Wann geht der Haas-Bolide erstmals auf die Strecke?

Gene Haas versicherte, dass das neue Auto beim ersten Test des kommenden Jahres einsatzbereit sei. Der Haas-Bolide feiert seine Streckenpremiere demnach beim Winter-Test in Barcelona vom 22. bis 25. Februar 2016. Der zweite Test folgt ebenfalls in Barcelona vom 1. bis 4. März, bevor es ernst wird. Die neue Saison beginnt am 20. März in Melbourne.

7. – Welche Pläne verfolgen Grosjean und Gutierrez?

Zumindest Romain Grosjean machte keinen großen Hehl daraus, sich wohl nicht auf ewig an Haas zu binden. Das langfristige Ziel bleibt der Gewinn der Weltmeisterschaft, oder in anderen Worten: Ferrari. "Ich weiß, dass ich den Titel nicht dieses oder nächstes Jahr gewinne – aber vielleicht später", sagte Grosjean kürzlich. Zunächst einmal wolle er Haas helfen, die ersten Punkte einzufahren. "Und wer weiß: Vielleicht bekommst du ein Angebot von irgendwoher – einem Weltmeisterauto – dann springst du rein und versuchst es. Es geht nur um Gelegenheiten."

Gutierrez dürfte zunächst froh sein, als Stammfahrer in die Formel 1 zurückzukehren. Bei seinen beiden Jahren mit Sauber bekleckerte sich der Mexikaner nicht gerade mit Ruhm. Im Fahrerlager wird er allerdings als großes Talent angesehen. "Wir wollen uns jetzt erst mal auf das fokussieren, was wir in der ersten Saison erreichen können", sagte Gutierrez zu Motorsport-Magazin.com. "Dann reden wir weiter. Sicherlich haben wir eine gute Beziehung zu Ferrari."

Haas rüstet für den Angriff auf die Formel 1 auf, Foto: Sutton
Haas rüstet für den Angriff auf die Formel 1 auf, Foto: Sutton

8. - Wäre der neue Billig-Motor eine Alternative?

Ab 2017 soll ein Billig-Motor Einzug halten in der Formel 1. Der Preis des 2,2 Liter V6 Turbo soll nur sechs Millionen Euro betragen – ein Drittel der Kosten für eine aktuelle Power Unit. Wäre dieses Aggregat auch etwas für Haas? Ausgeschlossen, diese Möglichkeit scheitert schon wegen der engen Zusammenarbeit mit Ferrari. Ohnehin war Gene Haas alles andere als begeistert vom gemeinsamen Plan Bernie Ecclestones und Jean Todts, den Herstellern mit dem Billig-Motor Paroli zu bieten.

Haas dazu: "Meiner Meinung nach macht so etwas keinen Sinn in der Formel 1. Die akutellen Motoren sollten fünf Jahren laufen und haben jetzt erst zwei. Es wäre fast unmöglich, das Auto auf einen anderen Motor umzubauen. Aber es wäre für die Teams eine schwierige Situation zu lösen, wenn diese anderen Motoren mehr PS hätten als die Hybride. Dann kommen nach zwei, drei Rennen alle an und wollen diesen Motor fahren. Es würde ja auch keinen Sinn machen, einen schlechteren Motor zu fahren, der auch noch mehr kostet."