So gut waren sie seit Sebastian Vettels Zeiten nicht mehr: Die Scuderia Toro Rosso hat sich zu einem echten Punktehamsterer gemausert. Das ehemalige Minardi-Team ärgerte dieses Jahr schon einige Male sogar das Red-Bull-Mutterteam - auch das hat es seit der magischen Saison 2008 nicht mehr gegeben. Damals profitierten die Jungbullen noch vom Kundenfahrzeug durch Red Bull Technologies, der jetzige Erfolg hingegen ist hausgemacht. In den letzten Rennen holten Max Verstappen und Carlos Sainz Jr. jedoch zu wenig Punkte für ihren Speed. Vor allem die Zuverlässigkeit hat die Mannschaft von Franz Tost viele sichere Punkte gekostet.

"Um Punkte zu sammeln muss man die Zielflagge sehen und unser Problem ist eindeutig die Zuverlässigkeit", übte der Österreicher in Ungarn Selbstkritik. "Wir haben ein richtig gutes Chassis und zwei hochtalentierte, junge, aber reife Rennfahrer. Doch unsere Zuverlässigkeit ist katastrophal: Von 18 Gelegenheiten, eine Zielflagge zu sehen, haben wir nur 10 wahrgenommen. Das heißt acht Ausfälle - mit dieser hohen Zahl kann man nicht erwarten, auf der Position zu landen, die wir uns erhofft haben." Dies sei die Rang fünf, fügte er hinzu.

Deshalb sei die erste Aufgabe für die zweite Saisonhälfte, die Zuverlässigkeit zu verbessern. "Ich hoffe, dass wir es bis zum Ende des Rennens schaffen, denn wenn wir im Rennen sind, liegen wir die meiste Zeit in den Punkterängen", weiß der 59-Jährige.

Für die Zukunft gerüstet

Tost hat ganze Arbeit geleistet, aus einem Team, das in den letzten Jahren häufig das Ende des Mittelfelds markierte, ein solides Mittelfeldteam zu formen, das in der Lage ist, regelmäßig aus eigener Kraft Punkte zu holen. "Der Wert des Teams wird immer durch den Wert der Mitarbeiter bestimmt. Und über die letzten Jahre hinweg haben wir alles gegeben, um gutes Personal anzuheuern." Die Schlüsselfigur sei - 50 Cent ins Phrasenschwein - James Key gewesen. "Er hat sich mit sehr, sehr fähigen Leuten umgeben."

Zu viele Nuller: Toro Rosso machte bislang zu wenig aus seinen Möglichkeiten, Foto: Sutton
Zu viele Nuller: Toro Rosso machte bislang zu wenig aus seinen Möglichkeiten, Foto: Sutton

Damit stellt sich jedoch auch die Frage nach der Zukunft des Erfolgsteams. Die Vergangenheit hat oft genug gezeigt, dass fähige Leute schnell von größeren Teams abgeworben werden. Tost will dem entgegenwirken, indem er das eigene Team weiter konkurrenzfähig macht. "Alle Schlüsselfiguren haben langfristige Verträge und unsere Infrastruktur wird besser." Bis zum Ende des Monats soll das neue Hauptgebäude in Faenza fertiggestellt werden.

Durch die neue Infrastruktur erhofft sich Tost, dass Kommunikations- und Kooperationsprozesse besser vonstattengehen, wenn alle Ingenieure unter einem Dach zusammenarbeiten. Die Philosophie, alles unter einem Dach zu vereinigen, hat sich in der Formel 1 zum Trend entwickelt, denn auch Ferrari baut mit seinem neuen Hauptquartier auf dasselbe Prinzip.

Viel wichtiger noch: Tost sieht das Team auch finanziell perfekt für die Zukunft gerüstet, womit Toro Rosso sich von anderen Mittefeldteams in einem entscheidenden Punkt absetzt. "Wir sind finanziell sehr gesund und ich erwarte in der Zukunft einige Erfolge. Deshalb sehe ich auch keinen Grund, warum irgendjemand von den Topleuten im Team dieses verlassen soll, speziell nach der harten Phase des Aufbaus." Genügend Gründe also, optimistisch zu sein, und das ist Tost durch und durch: "Ich bin überzeugt, dass Toro Rosso eine gute Zukunft bevorsteht."