Die Formel 1 befindet sich momentan in einer Phase der Selbstbewertung, ab 2017 soll die Königsklasse ein neues Gesicht bekommen. Neben weitreichenden technischen Änderungen gibt es auch Diskussionen, das sportliche Reglement zu ändern, beispielsweise durch ein zusätzliches Sprintrennen am Samstag. Das Sonntagsrennen jedoch soll in seiner jetzigen Form - egal, was kommt - wohl bleiben.

Laut Reglement liegt die Mindestdistanz für ein Formel-1-Rennen bei 300 Kilometern - ausgenommen ist Monaco -, das Rennen selbst darf jedoch nicht länger als zwei Stunden dauern. Somit ergeben sich sehr unterschiedliche Distanzen, was die Dauer der Rennen betrifft. Das Rennen in Monza wird über insgesamt 307 Kilometer ausgetragen und dauert aufgrund der Streckencharakteristik nur etwa 80 Minuten. Der Große Preis von Singapur dagegen dauert fast die gesamten zwei Stunden, mit einer längeren Safety-Car-Phase kann es passieren, dass das Rennen aufgrund der Stundenregelung beendet wird, jedoch nicht durch die abgespulten Runden.

2012 wurde Sebastian Vettel in Singapur bereits nach 59 statt 61 Runden abgewunken, Foto: Sutton
2012 wurde Sebastian Vettel in Singapur bereits nach 59 statt 61 Runden abgewunken, Foto: Sutton

Ist diese Situation schwierig für den Fernsehzuschauer? "Das ist eine interessante Frage. Wir erleben momentan ein Phänomen, dass je jünger der Zuschauer ist, umso ungeduldiger ist er", sagte Toto Wolff am Rande des Ungarn GP. Für den Mercedes-Motorsportchef zählen lange Rennen jedoch auch zur DNA des Sports, schlussendlich läge es jedoch an FIA und den Rechteinhabern, zu klären, welche Renndauer die richtige sei. "Natürlich ist es so: Je länger das Rennen ist, umso mehr Werbung kannst du verkaufen und das ist gut", so Wolff.

Red-Bull-Teamchef Christian Horner zieht angesichts dieser Frage den Vergleich mit anderen Sportarten. "Ein Tennis-Match auf Sand dauert auch länger als auf Rasen, aber deshalb verkürzen sie nicht die Spiele oder die Sätze. Im Fußball dauert auch jede Halbzeit 45 Minuten, obwohl es einerseits Spiele gibt, die von Beginn an aufregend sind und andere, bei denen eine Hälfte besser ist", veranschaulicht Horner seine Sicht der Dinge.

"Ich denke, die historische Herausforderung in der Formel 1 war es, eine Distanz auf dieser Art von Strecke so schnell wie möglich zurückzulegen", meint der Brite. Unterschiede gehören daher zum Sport dazu, zumal die Rennen auch qualitativ unterschiedlich ablaufen können. "Ein Rennen wie in Monza ist unglaublich schnell, nur etwas mehr als eine Stunde lang. Aber es kann auch ziemlich statisch sein. Währenddessen kann ein Rennen in Singapur knapp zwei Stunden dauern, aber es gibt viel mehr Action auf der Strecke", so Horner.

Dieser Meinung schließt sich Pirelli-Motorsportdirektor Paul Hembry an. "Es gibt eine Varianz der Renndistanzen. Singapur ist sehr heiß und da kommen sehr viele erschöpfende Faktoren dazu, von denen wir sagen, wir bräuchten mehr davon. Ich glaube nicht, dass da etwas falsch läuft. Die Varianz ist gut", so Hembery.