Nach 182 Tagen ist es vollbracht: Nico Rosberg hat zum ersten Mal seit Brasilien 2014 wieder ein Formel-1-Rennen gewonnen. Zuletzt verwandelte sich der Mercedes-Pilot eher zum Zaungast der Siegesfeiern von Lewis Hamilton. Nun aber das perfekte Wochenende und ein klares Zeichen an all seine Kritiker. Ganz frei von Selbstzweifeln war der Deutsche vor diesem Erfolg aber nicht.

"Eine gewisse Unsicherheit ist immer dabei. Aber das ist glaube ich normal. Es ist sicher schwierig, wenn Lewis einen Sieg nach dem anderen holt.", gestand Rosberg nach seinem Erfolg. Das gilt aus seiner Sicht aber generell für den Sport. Er betonte immer wieder, dass Hamiltons Siege für ihn keinen Druck oder eine Last bedeuteten. "Auf der anderen Seite habe ich das Selbstbewusstsein und das Wissen, dass ich es schaffen kann. Ich vertraue auf meine Fähigkeiten und meine Herangehensweise. Ich habe geglaubt, dass es mit dem Sieg recht schnell klappt und heute war es soweit."

Nico Rosberg ist wieder an der Spitze, Foto: Sutton
Nico Rosberg ist wieder an der Spitze, Foto: Sutton

Kupplung als Schlüsselfaktor

Den Grundstein für seinen Spanien-Erfolg legte Roberg bereits am Freitag. Während Teamkollege Hamilton mit dem richtigen Setup kämpfte, fand der Deutsche schnell eine Lösung. "Das perfekte Setup gab es nicht, sondern nur den besten Kompromiss", erinnerte er an die schwierigen und wechselhaften Streckenverhältnisse. Entsprechend perfekt verlief das Qualifying für Rosberg mit Platz eins - ähnlich wie der Start ins Rennen. "Ich schaute nach hinten und sah die beiden nebeneinander und erkannte, dass sie meilenweit weg sind", erklärte Rosberg bezüglich Hamilton und Vettel.

Dabei spielte die neue - alte - Mercedes-Kupplung eine entscheidende Rolle. In den ersten vier Saisonrennen setzte Mercedes auf die neue Kupplung, für Barcelona ging die Mannschaft wieder auf die Version von 2014 zurück. "Sie ist einfach konstanter und es funktioniert weniger nach dem Zufallsprinzip", erklärte Rosberg auf Nachfrage von Motorsport-Magazin.com. Genau in diesem Bereich hatte der Deutsche in den ersten Rennen zu kämpfen und beriet sich daher eingehend mit seinem Team. "Kurzfristig war es der beste Weg, dass wir zur alten zurückgehen. Das war anscheinend ein Schritt in die richtige Richtung." Allerdings warnte Rosberg davor, alles bereits rosarot zu sehen, schließlich sei das nur ein einziger geglückter Start gewesen.

Ein einziger guter Start, der aber zum Sieg reichte. Ein deutlich einfacheres Rennen, als die bisherigen der Saison. Rosberg konnte von vorne kontrollieren und hatte die Gewissheit, dass Überholen in Barcelona sehr schwierig ist. Langsamer ließ er es dennoch nicht angehen, wie er Motorsport-Magazin.com versicherte. "Nein, aber bin keine unnötigen Risiken eingegangen, damit ich die Reifen nicht überfahre. Ich habe schon Gas gegeben."

Nico Rosberg kann wieder nach dem Titel greifen, Foto: Sutton
Nico Rosberg kann wieder nach dem Titel greifen, Foto: Sutton

WM-Traum wieder greifbarer

Gas geben will der Vizeweltmeister von 2014 nun auch in der WM. Nach seinem Sieg in Spanien fehlen ihm genau 20 Punkte auf Hamilton. Für Rosberg ein positiver Schritt, aber keinesfalls Genugtuung, nun endlich seinen Teamkollegen geschlagen zu haben. "Daran denke ich nicht. Ich freue mich lediglich über diesen Sieg und wie cool das Wochenende gelaufen ist. Ich habe sieben Punkte aufgeholt - das sind meine Gedanken."

Einen kleinen Wermutstropfen gab es allerdings doch. Wäre es nach Rosberg gegangen, hätte Sebastian Vettel Rang zwei behalten sollen. "Für das Team ist der Doppelsieg super. Aber für mich wäre es interessant gewesen, wenn Sebastian auf P2 geblieben wäre. Das hätte einen extra Punktegewinn auf Lewis bedeutet", schilderte Rosberg die Zwickmühle.