Eigentlich sollten sie ja gemeinsam auftreten in der ORF-Sendung "Sport am Sonntag", die heute aus dem deutschen Oberstdorf gesendet wurde. Doch Patrick Friesacher musste passen, steckte noch in einem Schneegestöber – und so mussten die Österreicher ihre beiden Formel 1-Piloten eben einzeln genießen…

Christian Klien machte den Anfang. Er hat bei Red Bull Racing nach einem beinharten Auswahlverfahren eine zweite Formel 1-Chance erhalten, konnte bei den Wintertests gegen seinen Widersacher Vitantonio Liuzzi überzeugen. In der Aussendung des jungen Rennstalls heißt es, dass Klien "bis auf weiteres" das zweite Cockpit neben David Coulthard erhält. Was denn "bis auf weiteres" bedeuten würde, fragt der Interviewer. Klien antwortet, dass "bis auf weiteres eben bis auf weiteres" bedeute und dass er "bis auf weiteres im Auto sitzen" würde - und: "Das Ganze basiert auf Leistung. So lange die passt, sitze ich im Auto."

Der Druck auf die jungen Piloten sei "jetzt natürlich noch größer geworden", aber er würde versuchen "die Chance zu nützen" und "einen guten Job zu erledigen". Ob er sich von David Coulthard "etwas abschauen" könne? "Natürlich", antwortet Klien. "Und was?", fragt der Interviewer. Klien sagt: "Die Linie, die Datenblätter, die Abstimmung und wie er mit den Ingenieuren umgeht." Und was wäre, wenn Klien schneller fahren würde als DC? Könne er dann das Cockpit behalten? Klien: "Es wäre logisch, dass ich dann im Auto sitzen bleibe." Im Qualifying traut sich Klien zu, den Schotten zu schlagen – im Rennen würde Coulthard jedoch seine langjährige Erfahrung zugute kommen.

Ob er einen eigenen Renningenieur habe, fragt der Interviewer allen Ernstes. Klien blickt verdutzt und sagt: "Jeder hat einen eigenen Renningenieur…" Klien ergänzt, dass er nun einen neuen Ingenieur an seiner Seite habe, einen Holländer: "Da kann man sogar ein bisschen Deutsch reden." Ob er sich für Patrick Friesacher freue, wird Klien gefragt. Er bejaht selbstverständlich und verweist darauf, dass "Patrick auch für die Red Bull-Junioren gefahren ist" und dass "dieses Team Früchte getragen hat" und "mit Liuzzi, Nahrain Karthikeyan, Patrick und mir in dieser Saison vier Fahrer aus diesem Team in der Formel 1 sind".

Ob er Patrick Friesacher helfen könne? "Wird schwierig sein", sagt Klien. Denn: "Jeder fährt bei seinem eigenen Team. Von anderen Teams gibt es keine Hilfe. Aber wenn er eine Frage hat, werde ich sicher offen sein…"

15 Minuten nach Klien kommt Patrick Friesacher - Tipps werde er sich ohnehin keine bei Klien holen, sagt der Kärntner. Er sei mit dem Team genügend beschäftigt: "Ich habe zum ersten Mal 40 oder 50 Leute um mich, die für mich arbeiten…"

Am Samstag hat Friesacher "rund 290 Kilometer" im Minardi abgespult – Sorgen wegen der Superlizenz mache er sich keine, er würde auch von seinen in der Formel 3000 erbrachten Leistungen her den Anforderungen der FIA entsprechen. Weitere Sponsoren müsse er keine bringen, er könne sich jetzt "auf die 19 Formel 1-Rennen dieser Saison konzentrieren".

Dass er am Samstag gleich mal schneller als Teamkollege Christijan Albers gefahren ist, freut Friesacher, denn: "Man wird in erster Linie immer an seinem Teamkollegen gemessen." In Melbourne wolle er "ins Ziel kommen", das Endziel sei, "Jordan zu schlagen". Bei dem Test am Samstag habe er "erstmals einen ganzen Tag in der Formel 1 getestet und ich habe es schon im Nacken gespürt". Auf die vielen ihm neuen Strecken bereite er sich "mit Computerspielen" vor, aber: "Wenn man an der Strecke ist, ist dann wieder alles anders."

An Minardi gefalle Friesacher vor allem, dass es "ein familiäres Team" sei, die "professionelle Kälte" anderer Teams gefalle ihm nicht so besonders. Als der Interviewer zugibt, dass die kleine Mannschaft aus Faenza wegen ihrer Liebenswürdigkeit zum Lieblingsteam seiner Kollegen zähle, huscht erstmals ein Lächeln über das Gesicht des Kärntners. Die Anspannung der letzten Tage ist ihm, wie zuvor auch Klien, deutlich ins Gesicht geschrieben…

Die angespannte Gefrierfach-Atmosphäre dieser Sendung erinnert an jene Worte, die Helmut Zwickl gestern im Kurier geschrieben hat: "Die Autos werden zu Tode reglementiert, die Fahrer erhalten Sklavenverträge." Und: "Die Formel 1-Piloten heutzutage sind nichts anderes als Austauschmotoren – stimmt die Leistung nicht, kommt der Neue rein."