Das Teamduell zwischen Nico Rosberg und Lewis Hamilton verspricht auch in dieser Saison wieder einiges an Brisanz. Der Brite will seinen WM-Titel verteidigen - Rosberg machte zuletzt deutlich, dass er nicht zurückstecken wird und seinem Traum, dem Gewinn der Weltmeisterschaft, nacheifert. Um schon im Vorfeld des Saisonstarts gewisse Dinge zu klären, setzten sich die Fahrer am Mittwoch mit den Teamverantwortlichen in Melbourne zusammen. Gespräche darüber, wie das Team in bestimmten Situation auf der Rennstrecke reagiert.

Mercedes hat bereits angekündigt, Rosberg und Hamilton auch dieses Jahr wieder frei fahren zu lassen. Leitlinien gibt es trotzdem, unterm Strich hat das Team in allen Belangen Vorrang. Rosberg verriet Inhalte der Diskussion: "Wer darf wann was machen? Wann muss man ans Team denken, was bei uns ja sehr oft der Fall ist. Letztendlich sind wir Angestellte des Teams. Für sie ist die Konstrukteurs-WM das Wichtigste. Das wollen die Fans natürlich nicht hören. Ich auch nicht, aber es ist leider so. Deswegen muss ich das immer an erste Stelle setzen. Das ist der Kompromiss."

Für Hamilton und Rosberg gibt es mehr Leitlinien, Foto: Sutton
Für Hamilton und Rosberg gibt es mehr Leitlinien, Foto: Sutton

Männereinigung bei Mercedes

In der vergangenen Saison fuhr Mercedes größtenteils gut mit seiner Taktik, keine Teamorder zu verhängen. Auch 2015 sollen Rosberg und Hamilton frei gegeneinander fahren dürfen. Sollte es jedoch erneut zu einem Knall kommen - siehe Spa-Francorchamps 2014 - droht Ärger. Mögliche Sanktionen wurden am Mittwoch allerdings nicht besprochen, versicherte Rosberg auf Nachfrage von Motorsport-Magazin.com: "Nein. Soweit sollte es auch nicht kommen." Die besprochenen Leitlinien würden auch nicht vertraglich fixiert. "Das ist eine Männereinigung", sagte Rosberg.

Mercedes geht hinsichtlich der Teamdiskussion zwar mit einem Erfahrungsvorsprung ins neue Jahr. Dabei lässt sich aber nicht ausschließen oder gar planen, dass es wieder zu Uneinigkeiten innerhalb der Truppe kommt. Daraus machte auch Rosberg kein Geheimnis. "Die große Herausforderung: Man kann nicht alles hinschreiben", erklärte der 29-Jährige. "Jede Situation ist anders. Es geht um Nuancen und subjektive Meinungen. Sonst wäre es einfach. Es ist nicht möglich, jede Situation vorauszuplanen."

Mercedes-Gesprächsrunde vor dem Saisonstart in Melbourne, Foto: Sutton
Mercedes-Gesprächsrunde vor dem Saisonstart in Melbourne, Foto: Sutton

Leitlinien werden ausführlicher

An den grundsätzlichen Leitlinien über das teaminterne Duell hat sich im Vergleich zum Vorjahr nicht viel geändert. Allerdings sind Ansagen etwas ausführlicher geworden. Eine Konsequenz der gesammelten Erfahrungen aus der vergangenen Saison. "Das Einfachste ist, die Probleme vom letzten Jahr aufzuarbeiten", sagte Rosberg. "Schwierig ist es aber, die potenziellen Probleme der Zukunft aufzuschreiben." Grundsätzlich sei das Team aber sehr entspannt, versicherte Rosberg , der die Neutralität innerhalb der Mannschaft schätzte.

Auch laut Toto Wolff sei das Management seiner beiden Fahrer kein schwieriges Thema. Der Mercedes-Motorsportchef: "Wir sind da transparent und sprechen viel miteinander. Manchmal stimmen wir überein, manchmal nicht. Das ist eine positive Sache, da gibt es überhaupt keine Schwierigkeiten." Das Team hat sich darauf verständigt, auch dieses Jahr die Daten beider Piloten offenzulegen und untereinander auszutauschen. Eine Variante, die nicht unbedingt üblich ist in der Formel 1.

Lewis Hamilton wirkte zuletzt etwas schmallippig, Foto: Mercedes AMG
Lewis Hamilton wirkte zuletzt etwas schmallippig, Foto: Mercedes AMG

Weiter Datenaustausch

"Ich finde das gut so", sagte Rosberg. "Der Austausch für das Team ist enorm wichtig, damit wir die Besten bleiben. Es bringt nur etwas, wenn wir beide eine starke und gleiche Meinung haben." Wahrscheinlich ist allerdings, dass beide Seiten der Mercedes-Garage mögliche Vorteile nicht unbedingt mit offenen Armen preisgeben. Genau hier steckt die Crux im Titelkampf: einerseits für das Team zu arbeiten, andererseits für sich selbst. Eine Situation, die es umso schwieriger macht für Rosberg und Hamilton.

"Es wäre unkomplizierter, wenn wir in verschiedenen Teams fahren würden", sagte Rosberg. "Aber das gleiche Team macht es schwieriger, weil man immer diesen Kompromiss hat: Erst ans Team denken, dann an sich selbst. Vor allem zu Beginn der Saison. Das ist die große Herausforderung." Rosberg machte sich nichts vor: Es wird auch dieses Jahr schwierige Phasen bei Mercedes geben. Das sei aber vollkommen natürlich.

"Es wird Ups und Downs geben. Aber ich bin zuversichtlich, dass wir eine weitere tolle Saison hinbekommen. Es war ein großartiger Kampf und ich bin sicher, dass es weitergeht." Hamiltons Kommentar fiel etwas kompakter aus: "Ich erwarte eine ziemlich ähnliche Saison wie letztes Jahr."