Mercedes dominierte zwar das erste Jahr der neuen Hybrid-Formel, zufrieden ist Aufsichtsratschef Niki Lauda mit der aktuellen Formel 1 aber nicht. Ganz im Gegenteil. "Man müsste sich jetzt intensiv den Kopf darüber zerbrechen, was 2017 sein soll", sagte der dreimalige Formel-1-Weltmeister den Salzburger Nachrichten.

Hintergrund: Spätestens seit Beginn des Hybrid-Zeitalters beschweren sich Fans und Fahrer über die immer leiser und langsamer werdende Formel 1. Zwar ist die Kritik teilweise falsch - in Brasilien wurden beispielsweise neue Rundenrekorde gefahren -, doch der Grundtenor ist bei den meisten Beteiligten gleich: Die Formel 1 muss wieder zur wahren Königsklasse des Motorsports werden.

Dass das nicht von heute auf morgen möglich ist, ist klar. Deshalb wirft Lauda auch gezielt das Jahr 2017 in den Raum. 2015 sind die Regeln klar, 2016 dürften umfangreiche Änderung auf größeren Protest stoßen, weil die aktuellen Regeln dann gerade einmal zwei Jahre galten - und jede Menge Geld verschlangen.

Das größte Problem liegt für Lauda darin, dass die Formel 1 schlichtweg zu einfach geworden sei. "Derzeit erlaubt die Technik jedem jungen Formel-3- oder GP2-Fahrer, auf Anhieb gleich schnell wie die Spitze zu sein, ohne viel Risiko eingehen zu müssen. Früher haben sich die Jungen am Anfang wegen der Leistung, Anpressdruck und so weiter fast in die Hosen gemacht und gewusst, was bei einem Abflug bei 300 passieren kann. Heute fährst du einen Formel 1 fast wie einen Straßenwagen", so der Österreicher.

Ein Auto, das einen geilen Eindruck macht

"Ich wünsche mir ein futuristisches Auto, das für mindestens fünf Jahre einen wirklich geilen Eindruck macht: 1200 PS, breite Reifen, eine Aerodynamik, die eine steil ansteigende Leistungskurve ermöglicht, einfach um einen Sport wie früher zu bieten. Formel 1 zu fahren, muss schneller und wieder komplizierter werden", fordert er.

Bei der Technik müsse sich dabei gar nicht so viel ändern. Die Hybrid-Aggregate müssten bleiben, so Lauda. Unrealistisch ist seine Forderung nicht. Im Qualifying begrenzt die Durchflussmenge die Leistung. 100 Kilogramm pro Stunden dürfen maximal in die Brennkammern befördert werden. Deshalb wird die Drehzahlgrenze von 15.000 Umdrehungen pro Minute nicht einmal ausgenutzt. Weil es über 12.000 Umdrehungen mit der geringen Benzinmenge nicht mehr effizient ist.

Niki Lauda und Rubens 'Die Erfahrung' Barrichello: Mit Barrichello hätte Lauda kein Problem, Foto: Sutton
Niki Lauda und Rubens 'Die Erfahrung' Barrichello: Mit Barrichello hätte Lauda kein Problem, Foto: Sutton

Lässt man einen größeren Benzindurchfluss zu, erhöht sich die Leistung gleich aus zwei Gründen: Zum einen ist mehr Benzin vorhanden, zum anderen höhere Drehzahlen möglich. Im Rennen müsste dann das Verbrauchsmaximum angepasst werden. Derzeit sind für die gesamte Renndistanz 100 Kilogramm, also rund 135 Liter erlaubt.

"Mich stört, wie viele andere, der Fehler, die Autos einzubremsen", spricht sich Lauda in Rage. "Und dass führerscheinlose Teenager Formel 1 fahren können. Wenn wir so weitermachen, wird die Tendenz zu allgemeinem Desinteresse an der Formel 1 noch verstärkt." Zumindest auf die 'führerscheinlosen Teenagern' hat die FIA bereits reagiert. Durch die neuen Richtlinien zum Erlangen der Superlizenz dürfte Max Verstappen nicht starten - allerdings treten die neuen Regeln erst 2016 in Kraft.

Lauda: 18 Autos reichen

Zumindest bei den Finanzen sieht Lauda kein allzu großes Problem. Caterham und Marussia scheint er jedenfalls nicht besonders zu vermissen. "Die 18 reichen absolut aus", meint er. "Jeder, der heute in die Formel 1 geht, weiß, dass man für eine Saison mindestens 100 Mill. Euro braucht. Die Großen sind bei 200 plus. Wer jetzt mit 40 oder 60 Millionen beginnt, kann nicht überleben, so einfach ist das."

Norbert Haug sieht das anders. "Die Formel 1 muss wieder wie früher ein Business-Modell werden. Ein Investor, der weiß, dass er in der Formel 1 die Chance hat aus 50 Millionen 55 Millionen zu machen, steigt gerne ein. Einer, der weiß, dass er aus 50 Millionen mit größter Wahrscheinlichkeit null oder minus 50 Millionen macht, bleibt der Serie allerdings in aller Regel fern", sagte er im Gespräch mit Motorsport-Magazin.com.