Nico Rosberg hat sich in Abu Dhabi die wohl wichtigste Pole Position seiner Karriere gesichert. Der Deutsche startet den großen WM-Showdown von ganz vorne und brummte Teamkollege und WM-Rivale Lewis Hamilton im entscheidenden Run knapp vier Zehntelsekunden auf. Ein Abstand, den Rosberg zunächst am Funk kaum glauben konnte.

"Heute war wieder ein großartiger Tag", strahlte der Mercedes-Pilot nach seiner Pole. "So ein Abstand zu Lewis ist klasse, aber das ist nur der Anfang - ein kleiner Schritt. Es ist klar, dass ich morgen versuchen muss zu gewinnen und ich brauche gleichzeitig die Hilfe von Lewis."

Rosberg musste sich - mit Ausnahme des dritten Freien Trainings - in allen Sessions in Abu Dhabi Hamilton geschlagen geben. Im entscheidenden Q3 schlug aber die Stunde des Deutschen. Schon nach dem ersten Run lag er deutlich vor Hamilton, steigerte sich im finalen Run aber nochmals. "Ich erwischte ein gutes Setup und die Balance passte", erklärte Rosberg. Damit endet das teaminterne Qualifying-Duell 12:7 zugunsten des Deutschen. "Natürlich war das Qualifying in diesem Jahr meine Stärke, aber das ist nicht mal die Hälfte. Der Sonntag zählt und genau dort habe ich kürzlich versucht mich zu verbessen. In Interlagos ist mit ein Schritt gelungen und das brauche ich morgen auch."

Insgesamt erzielte Rosberg in Abu Dhabi seine elfte Poleposition im 19. und letzten Saisonrennen 2014 - die mit Abstand beste Startposition des Mercedes-Piloten im Wüstenstaat. 2013 begann er das Rennen von P3, zuvor kam Rosberg nie über den siebten Startplatz hinaus.

Die Entschlossenheit im Blick: Nico Rosberg will Weltmeister werden, Foto: Sutton
Die Entschlossenheit im Blick: Nico Rosberg will Weltmeister werden, Foto: Sutton

WM wichtig und nicht Pole

Trotz Pole Position blieb die Freude des WM-Zweiten aber gedämpft. Endet das Rennen wie das Qualifying, ist Teamkollege Hamilton am Ende Weltmeister. "An diesem Wochenende geht es um die Weltmeisterschaft und nicht um die Pole. Ich habe Vollgas gegeben und stets versucht, das Level hochzuhalten. Ich werde auf Sieg fahren und versuchen, den Druck aufrecht zu erhalten", untermauerte Rosberg. "Lewis hat heute ein bisschen Nerven gezeigt und ich brauche ein bisschen Hilfe von ihm. In Brasilien hat er im Rennen bereits einen Fehler gemacht und darauf muss ich hoffen."

Nun ist das Ziel klar: In der ersten Kurve vorne bleiben, zumindest den Sieg nach Hause fahren und gleichzeitig auf das Beste hoffen. Bereits im Qualifying hatte Rosberg auf Schützenhilfe der beiden Williams gewartet, diese blieb aber vorerst aus. "Es wäre großartig gewesen, wenn irgendwie einer der Williams zwischen uns gekommen wäre, aber das kann morgen immer noch passieren. Ich habe Valtteri [Bottas] schon angeboten, ihm einen Wellnessabend zu bezahlen, damit er in Top-Form ist und morgen total entspannt ins Rennen geht."

Wolff nicht von Rosberg überrascht

Mercedes-Motorsportchef Toto Wolff zeigte sich sehr erfreut über die neuerliche komplette erste Startreihe in Silber. Für den Österreicher kam es trotz zahlreicher vorhergegangener Bestzeiten von Lewis Hamilton aber wenig überraschend, dass am Ende in Abu Dhabi erneut Rosberg der schnellere Mercedes-Pilot im Qualifying war. "Nico hat fantastische Arbeit geleistet, aber das kennen wir in dieser Saison im Qualifying ja schon von ihm", so Wolff. "Es war eine großartige Leistung von ihm, in diesem Jahr elf Pole Positions einzufahren und "Pole-Champion" zu werden."

Paddy Lowe konnte sich dem Lob des Motorsportchefs nur anschließen und war vom finalen Qualifying der Saison geplättet. "Gratulation ans Team und die Fahrer zur Performance in diesem Jahr. Ein Auto zu liefern, das zwölf Mal die komplette erste Startreihe und 18 von 19 möglichen Poles erzielt, ist eine unglaubliche Errungenschaft", jubelte Lowe.

Nach dem Qualifying ist aber bereits vor dem Rennen - dem WM-Showdown. Eingriffe oder Brandreden von Seiten des Teams an die Fahrer wird es laut Wolff aber nicht mehr geben. Dafür sei es schlicht zu spät. "Sie sind nun in ihrer eigenen Welt und wir lassen sie in Frieden, um sich auf morgen Abend vorzubereiten", erklärte Wolff.