Langeweile? Fehlanzeige! Das Qualifying von Singapur verkam nicht zur One-Man-Show des Sebastian Vettel, auch wenn er am Ende die Nase trotzdem wieder vorne hatte. Motorsport-Magazin.com nimmt die Topteams unter die Lupe und geht der Frage nach, ob die Konkurrenz sich noch berechtige Hoffnungen machen darf, oder Vettel dem Singapur-Hattrick entgegenfährt.

Red Bull

Erwartungsgemäß sicherte sich Sebastian Vettel in Singapur die Pole Position, doch da der Weltmeister in Q3 nur einmal auf die Strecke ging, wurde die Sache deutlich knapper, als nach den Trainingsleistungen zu erwarten war. Schlussendlich ging Red Bulls Poker allerdings auf und Vettel konnte gegenüber der Konkurrenz einen wertvollen Satz der superweichen Reifen einsparen. Deutlich schlechter lief es hingegen wieder einmal für Mark Webber - der Australier kam nicht über Platz vier hinaus.

Was kann Sebastian Vettel also noch vom dritten Sieg in Folge in Singapur abhalten? Neben dem Defektteufel und chaotischen Wetterverhältnissen wohl am ehesten noch ein schlechter Start, denn liegt der RB9 erst einmal in Front, sieht die Konkurrenz in der Regel nur mehr die Heckleuchte. Trotz der ausgezeichneten Perspektiven bleibt Vettel jedoch vorsichtig. "Das Rennen wird trotzdem lang und es kann viel passieren. Es gibt hier unheimlich viele tückische und schwierige Stellen, deswegen wartet die Hauptaufgabe morgen", betonte er gegenüber Motorsport-Magazin.com.

Mercedes

Wiesen die Silberpfeile am Freitag noch rund eine Sekunde Rückstand auf Red Bull auf, trennten Nico Rosberg im Qualifying lediglich 91 Tausendstel vom Platz an der Sonne. "Es ist unglücklich. Sebastian war das ganze Wochenende sehr, sehr schnell. Es war sehr eng und es ist schade, weil es am Ende nur eine Zehntel war und die noch drin gewesen wäre", trauerte der Wiesbadener der Pole Position ein wenig hinter. Immerhin schnitt er deutlich besser als Lewis Hamilton ab, der nur Fünfter wurde und seinen Tag folgendermaßen zusammenfasste: "Ich war heute einfach nicht schnell genug."

Während es Mercedes in Monaco bereits gelang, ein Stadtrennen für sich zu entscheiden, hängen die Trauben in Singapur deutlich höher. Zwar hoffen die Silberpfeile insgeheim auf einen kuriosen Rennverlauf und das obligate SafetyCar, doch sind sie sich bewusst, dass gegen Red Bull nur schwer ein Kraut gewachsen ist. "Wenn jemand nicht das perfekte Rennen hat oder das Safety Car rauskommt, kann alles passieren", klammerte sich Teamchef Ross Brawn an einen Strohhalm. "Für diesen Fall wollen wir bereit sein und dann unseren Vorteil daraus ziehen. Hoffentlich erwartet uns morgen eine Menge Action."

Lautet das Duell um den Sieg Vettel gegen Rosberg?, Foto: Sutton
Lautet das Duell um den Sieg Vettel gegen Rosberg?, Foto: Sutton

Ferrari

2008 nur durch einen Tankschlauch am Sieg vorbei, 2010 die strahlenden Sieger und 2012 im Tal der Tränen. Bei Ferrari läuft in Singapur momentan nichts zusammen. Vierte Kraft und nur durch Kimi Räikkönens Rückenschmerzen immerhin noch auf den Startplätzen sechs und sieben. Dabei sprach Fernando Alonso von der besten Runde des gesamten Wochenendes, die 1,1 Sekunden langsamer war als der Versuch von Sebastian Vettel. Die Frage, wie groß der Rückstand gewesen wäre, hätte Vettel noch einen weiteren Run gefahren, will man sich bei Ferrari vermutlich nicht stellen.

Doch was nun? Alonso spricht von der Rennstärke des F138 und der Hoffnung, im Rennen wie üblich weit nach vorne zu kommen. "Ich denke, das Podest könnte in unserer Reichweite sein", versucht sich der Spanier in Zweckoptimismus. Aber Überholen ist in Singapur ein kleines Meisterwerk und auch dafür benötigt der Fahrer ein schnelleres Auto als das der Konkurrenz. Wenn Alonso schon auf Glück hofft und eine Safety-Car-Phase in seine Berechnungen mit einbezieht, sind die Aussichten wenig rosig.

Lotus

Freud und Leid liegen oft dicht beieinander. Am Freitag war es Kimi Räikkönen, der den Red Bulls auf den Longruns am nächsten kam, während Romain Grosjean mit dem Defektteufel haderte. 24 Stunden später wendete sich das Blatt und Grosjean fuhr im E21 in Startreihe zwei, während der Rückenkranke Räikkönen nicht über Startplatz 13 hinauskam. Für Grosjean ist das Ziel klar: In den Top-3 losfahren und auch dort ankommen. "Es sieht so aus, als hätte Sebastian [Vettel] einen recht klaren Vorteil, aber wir haben eine Menge frischer Reifen für morgen und daher ist das Podest definitiv das Ziel."

Das Vertrauen in den Lotus von Grosjean war so groß, dass er neben den Red Bulls der einzige Pilot war, der in Q1 auf die Medium-Reifen setzte. Das Risiko zahlte sich aus und am Sonntag stehen die verschiedensten Strategiemöglichkeiten offen. Viele frische Reifen hat Räikkönen auch noch in der Garage stehen - mehr als es gut wäre. Doch trotz Rückenschmerzen und Startplatz 13 schreibt Lotus-Streckenchefingenieur Alan Permane den Finnen nicht ab: "Von Kimi haben wir in der Vergangenheit einige stürmische Fahrten durch das Feld gesehen." 2012 startete er von P12 und kam immerhin auf Rang sechs ins Ziel.