Ross Brawn musste sich nach dem Qualifying zum Deutschland GP der unangenehmen Frage stellen, wie es passieren konnte, dass ein Kandidat für die Pole Position nach Q2 ausscheidet und nur von Platz elf startet. Der Mercedes-Teamchef begründete das Pokerspiel bei Nico Rosberg damit, dass ein Satz weicher Reifen für den dritten Qualifyingabschnitt aufgespart werden sollte. Damit hätte Rosberg ebenso wie Hamilton zwei Sätze frischer Options für Q3 gehabt und in Q2 nur einen Satz Reifen verwendet.

"Um ehrlich zu sein, dachten wir, dass die Rundenzeit gut genug war", gestand Brawn. "Wir wurden davon überrascht, dass die Strecke am Ende von Q2 viel schneller wurde." Der Wind habe nachgelassen und die Strecke schien dadurch mehr Grip zu haben, führte er aus. "Daher fuhren die Autos deutlich schneller. Aber da hatten wir keine Chance mehr, zu reagieren." Dem Kommandostand sei nichts anderes übrig geblieben, als auf den Nägeln zu kauen und mitanzusehen, wie Rosberg um eine Position den Einzug in Q3 verpasste. "Letzten Endes war es eine Fehleinschätzung, aber das Ziel lautete, zwei frische Reifensätze für Q3 aufzusparen."

Keine Probleme mit Vorgaben von Pirelli

Auf eine genaue Prognose für das Rennen wollten sich sowohl Brawn als auch Toto Wolff nicht einlassen, denn beide betonten, dass sich die Strecke am Sonntag ganz anders präsentieren wird als im Freien Training am Freitag, was vor allem an den erwarteten höheren Temperaturen liegt. Zudem hat sich das Setup der Silberpfeile seitdem verändert. "Am Freitag hatten wir eine andere Balance, mit der wir nicht wirklich glücklich waren. Und bei dem Versuch, sie zu verbessern, haben wir es schlimmer gemacht. Wir sind daher wieder zurückgegangen", erklärte Brawn

Für den Teamchef geht es jedoch nur darum, wem es gelingt, am Sonntagnachmittag das Auto in Bestform zu präsentieren. "Mit der Hitze morgen wird es ziemlich herausfordernd. Es wird hart, die Reifen morgen beisammen zu halten. Ich rechne mit zehn bis 15 Grad höheren Streckentemperaturen", meinte er. "Red Bull wird konkurrenzfähig sein", erklärte Wolff. "An der Spitze zu fahren muss das Ziel sein."

Ein Hindernis sollen die mit den neuen Reifen einhergehenden Vorgaben von Pirelli bezüglich Luftdruck und Radsturz dabei nicht sein. "Für uns ist das nicht dramatisch, denn es ist in dem Bereich, in dem wir ohnehin arbeiteten", betonte Brawn. "Daher macht es keinen großen Unterschied. Das gleiche gilt für den Radsturz."