Er ist einer von denen, die nie im Rampenlicht stehen, ohne die die Formel 1 aber nie so glatt und perfekt funktionieren würde, wie sie es in den meisten Fällen tut: Peter Bürger, der für den japanischen Helm-Hersteller Arai den Formel-1-Rennservice betreibt, also dafür sorgt, dass die Arai-Piloten immer perfekt vorbereitete Helme, passende Visiere etc. zur Verfügung haben. Wenn er seinem Job eine offizielle Bezeichnung geben sollte, wie würde er ihn nennen? "Es gibt ja sogar einen Titel - F1-coordinator", lacht Bürger, "das ist so ungefähr die weichste Formulierung, die es dafür geben kann, dass man für alles zuständig ist...."

Zu dem Job kam er eher auf Umwegen: Bürger war früher selbst als Kart-Fahrer aktiv, bestritt Europa- und Weltmeisterschaften - "und irgendwann habe ich dann mal jemanden da mit so einem Arai-Helm rumfahren sehen. Die gab es damals eigentlich in Europa noch gar nicht. Dann ist mir ein halbes Jahr später auf der IFMA ein Prospekt der Europaniederlassung der Firma Arai in die Hände gefallen, dann habe ich die angeschrieben, ob sie mich nicht sponsern wollen. Nachdem die im Kartsport niemand hatten, sind sie eingestiegen, ich habe mich dann mit dem Chef angefreundet, wir haben angefangen, auf den Kartstrecken so eine Art Racing-Service zu machen, weil ich gesehen hatte, wie Arai das im Motorrad-Rennsport macht - und dort habe ich mir einen Namen gemacht."

Irgendwann war für Bürger dann mal "Schluss mit der Kartfahrerei" - er fing an, mit den Helmen in Deutschland auch einen Handel aufzuziehen, baute einen kleinen Laden mit weiteren Rennsport-Klamotten auf, "weil es mich immer geärgert hat, dass es die Sachen nirgendswo in ordentlicher Qualität, schick und zu vernünftigen Preisen zu kaufen gab." Inzwischen hat der "kleine Laden" in Dormagen sechs Mitarbeiter, feiert 2014 sein 25-Jähriges. "1997 kam dann halt die Anfrage, ob ich mich nicht um den Formel-1-Service kümmern wollte - nachdem derjenige, der das bis dahin gemacht hatte, zu Bridgestone abgewandert war." Offiziell erbat er sich Bedenkzeit, "aber im Prinzip wusste ich genau, das ich das machen würde, dass das mein Traumjob ist."

Genau die Hälfte des Fahrerfeldes, elf Piloten, betreut Bürger derzeit - von der Spitze mit Sebastian Vettel, Mark Webber und Lewis Hamilton bis zu den Neulingen Valtteri Bottas und Giedo van der Garde. Wobei er sich natürlich bemüht, sich um alle gleichmäßig zu kümmern - auch wenn es nicht ausbleibt, dass es zu dem einen oder anderen Fahrer eine ganz besondere Beziehung gibt. Zu Sebastian Vettel etwa, den er kennt, "seitdem der als Achtjähriger zusammen mit seinem Vater zum ersten Mal bei mir im Laden stand. Die wollten damals einen Helm haben, der eigentlich ihre Möglichkeiten ein bisschen überstieg" - es fand sich eine Lösung, Sebastian bekam seinen Traumhelm - und hat das nie vergessen. Bis heute prangt das Logo von Bürgers Unternehmen Point an prominenter Stelle auf dem Kopfschutz des dreimaligen Weltmeisters - an einer Stelle, die sich sicher auch teuer verkaufen ließe.

Klar, dass Sebastian dann natürlich auch auf der Liste ganz oben steht, sollten irgendwelche Sonderwünsche in Sachen Helmvorbereitung auftauchen. "Aber normalerweise ist das alles überhaupt kein Problem, Sebastian ist da ganz unkompliziert, hat sich nicht verändert, ist so geblieben, wie er immer war", sagt Bürger, der durch seinen Job automatisch einen recht engen, privaten Zugang zu den Fahrern hat, sie in ihren privaten Räumen erlebt, auch schon mal auf der Massagebank liegend.

"Da bekommt man schon Einblicke in die menschliche Seite - aber da muss sich der Fahrer dann auch drauf verlassen können, dass Privates auch privat bleibt..." So sieht er seinen Job auch nicht nur technisch: "Das sind vielleicht 50 Prozent - die anderen 50 Prozent sind psychologisch." Mit Vettels ständig wechselndem Helmdesign hat er übrigens nichts zu tun: "Das macht Sebastian mit seinem Lackierer ganz allein." Er selbst ist auch eher ein Verfechter der klassischen Linie, sich einmal ein klares, unverwechselbares Helmdesign zuzulegen und dann auch dabei zu bleiben. "Aber das muss jeder für sich selbst entscheiden."

Das einzige, was Bürger an der heutigen Formel 1 manchmal wirklich stört, ist, dass sie heute "zum Teil zu einem Kindersport verkommt. Früher waren da halt echte Männer unterwegs, die etwas dargestellt haben - heute fragt man sich manchmal, ob man wirklich als über 50-Jähriger noch 20-jährigen Jungs nachlaufen soll." Vor allem, wenn die zwar noch nicht viel erreicht haben, von ihrer eigenen Wichtigkeit aber überzeugt sind. "Manche merken nicht, dass es einen nicht automatisch zur Gottheit macht, Formel-1-Fahrer zu sein. Was mir imponiert, sind Leute, die Erfolg haben, aber trotzdem auf dem Boden bleiben, denen klar ist, dass sie ohne ein großes Team hinter sich nichts sind - und dann auch schon mal sagen, komm, setzt dich doch zum Essen zu mir. Und interessanterweise ist das oft bei den sehr Erfolgreichen eher der Fall als bei vielen anderen."