Die Formel 1 ist ein Hightech-Business. Neben Abtrieb ist das Gewicht der größte Performance-Treiber. Deshalb zählt jedes einzelne Gramm. Speziell in der Formel-1-Saison 2018 ist Gewicht wieder ein Thema, weil die Integration des Cockpit-Schutzes Halo Gewicht kostet. Die meisten Teams befinden sich am Limit der vorgeschriebenen 733 Kilogramm.

Ferrari darf sich seit dem Australien GP über 50 eingesparte Gramm an einer besonderen Stelle freuen: Sebastian Vettel bekam pünktlich zum Saisonauftakt in Melbourne einen neuen Leichtbau-Helm.

Der japanische Hersteller Arai, auf den Vettel schon seit jeher in der Formel 1 vertraut, hat sein aktuelles Modell überarbeitet und dabei ebenjene 50 Gramm eingespart. Somit kommt nur Vettel in den Genuss der Gewichtsreduktion, Teamkollege Kimi Räikkönen nicht. Der Finne setzt auf Helme von Bell.

Beim Helmdesign bleibt sich Vettel 2018 treu, Foto: JMD - Jens Munser Design
Beim Helmdesign bleibt sich Vettel 2018 treu, Foto: JMD - Jens Munser Design

Allerdings gilt der Arai-Helm in der Szene bislang als Schwergewicht. Die leichtesten Formel-1-Helme kommen ohne Anbauteile auf gut 1.250 Gramm. Dazu kommen noch Teile für Belüftung, Luftabweiser und vor allem die Lackierung. So kommen die leichtesten Helme auf rund 1.400 Gramm.

Der GP-6 RC, wie Arais Formel-1-Helm nach der FIA-Norm 8860 heißt, soll bislang bis zu 200 Gramm mehr gewogen haben als der leichteste Konkurrent. Das ist dem prinzipiellen Konzept geschuldet: Der japanischer Hersteller setzt im Gegensatz zu Schuberth, Stilo und Bell auf eine dickere Karbon-Außenschale.

Vettels Arai-Helm mit anderer Philosophie

Durch die dickere Außenschale kann Arai auf einen weicheren Kern setzen. "Dadurch erhöht sich der Tragekomfort", erklärt Peter Bürger, der für den Einsatz der Arai-Helme in der Formel 1 zuständig ist. "Dadurch liegt der Helm nicht punktuell am Kopf auf, sondern passt sich der Kopf-Form an."

An diesem Konzept änderte Arai bei der Weiterentwicklung des GP-6 RC nichts. Eine neue Homologation war trotzdem nötig. Optisch hat sich am Arai-Helm nichts geändert, sichtbar sind die Optimierungen nicht.

Neben Vettel setzen auch die beiden Red-Bull-Piloten Max Verstappen und Daniel Ricciardo und Toro Rossos Pierre Gasly auf den Helm aus Japan. Weil die neuen Helme erst auf den letzten Drücker fertig wurden und noch zum Lackieren mussten - Vettel lässt seine Helme vom Deutschen Jens Munser designen -, hat jeder Fahrer zunächst nur ein Exemplar des Leicht-Helmes. Die Lieferung kam erst am Donnerstag in Melbourne an.

Wehrlein fuhr mit Spezial-Lackierung für Nacken

50 Gramm hören sich zwar nicht nach besonders viel an, liefern aber dennoch einen Beitrag von 0,002 Sekunden pro Runde. Wichtiger noch ist der Gewichtsvorteil für den Piloten: Bei Kräften von 5G entsprechen 50 Gramm plötzlich 250 Gramm. Die ziehen bei jedem Bremsvorgang und in jeder Kurve am Kopf des Fahrers.

Wie wichtig das sein kann, zeigte der Fall Pascal Wehrlein: Nach seinem Unfall beim Race of Champions 2017 versuchte der damalige Sauber-Pilot alles, um die Belastung auf seinen Nacken so gering wie möglich zu halten. Dafür wurde sogar die Lackierung seines Helms angepasst. Sie war so dünn, dass sie nach nur einem Rennen wieder ausgebessert werden musste.

Helme in der Formel 1 - Teil 3: Die Technik erklärt (25:00 Min.)