Kannst du noch einmal erklären, was bei Red Bull los war?
Christian Danner: Die Piloten fahren ein Rennen bis zum letzten Boxenstopp, wer dann vorne ist, bleibt vorne. Sie fahren nur noch auf Cruising, die Leistung wird heruntergefahren und sie fahren das Rennen langsam zu Ende. Seb hat sich nicht daran gehalten. Er hat volle Pulle aufgedreht und einfach überholt. Darum war Webber auch so überrascht. Das war genau das Gegenteil davon, was Nico Rosberg gemacht hat. Der war das ganze Rennen viel schneller als Hamilton, aber Ross Brawn hat gesagt, bleibt wo du bist und er hat sich daran gehalten. Das heißt: Bei Red Bull raucht es jetzt richtig, weil Webber natürlich sagen wird, ihr sagt mir immer ich darf ihn nicht angreifen - und jetzt das...

Gibt es einen neuen Bullen-Krieg?
Christian Danner: Zu 100 Prozent, das kracht jetzt richtig.

Was war der genaue Hinweis, dass es diese Absprache gab.
Christian Danner: Als Mark in die Kabine kam, hat er gesagt: 'Hey Seb, ich war auf Multi 21 unterwegs'. Es war klar, dass das etwas mit Engine-Mapping beziehungsweise einer Absprache zu tun hatte. Christian Horner hat später gesagt, die Fahrer wussten genau, was zu tun ist, sprich: Waffenstillstand beziehungsweise Nicht-Angriffspakt - und da hat sich Seb ganz klar nicht dran gehalten. Das ist bitter für den Teamfrieden. Seb macht ja immer auf ganz lieb, aber er ist nicht lieb.

Sebastian Vettel: Nach dem Sieg kommt keine Freude auf, Foto: Sutton
Sebastian Vettel: Nach dem Sieg kommt keine Freude auf, Foto: Sutton

Kein Weltmeister ist lieb, oder?
Christian Danner: Ich habe mit der Aktion kein Problem, aber leichter wird es für Seb dadurch nicht.

Helmut Marko sagt: 'Seb hat weiter unsere Rückendeckung...'
Christian Danner: Dr. Marko hat Sebastian von Anfang an bevorzugt und versucht alles, um Mark klein zu halten. Auch wenn Seb die Absprache nicht beachtet hat, ist das okay. Die Folge davon ist aber, dass Mark beim nächsten Mal gnadenlose dagegenhalten wird, da braucht sich niemand wundern. Da ist jetzt richtig Dampf im Kessel.

Bei Mercedes war es genau anders herum. War das richtig?
Christian Danner: Das fand ich nicht gut. Mercedes hätte Rosberg fahren lassen sollen. Er war im ganzen Rennen schneller. Dass sie Hamilton zu wenig Sprit einfüllen ist Pech, dann ist Rosberg halt schneller. Das fand ich nicht okay.

Wärst du an Nicos Stelle vorbeigefahren?
Christian Danner: Ich kenne natürlich die interne Position der beiden nicht, aber in einer Situation, wenn alle Welt erwartet, dass Lewis schneller ist, hätte ich ihn einfach überholt.

Niki Lauda hat angekündigt, dass er noch einmal mit Ross Brawn über die Aktion sprechen will. Er hat gesagt, er hätte Nico fahren lassen...
Christian Danner: Ich sehe das vordergründig genauso wie Niki. Rosberg war schneller, warum darf er nicht überholen? Das verstehe ich nicht.

Wer trifft denn bei Mercedes die Entscheidungen?
Christian Danner: Ross Brawn trifft die Entscheidungen an der Boxenmauer. Niki wird Ross jetzt sicher fragen: 'Was machst du da eigentlich. Ich finde das nicht gut.' Und Ross wird ihm eine Erklärung geben müssen.

Gibt es denn eine?
Christian Danner: Für mich gibt es keine. Eine Teamorder am Anfang der WM, bei zwei Piloten, wo alles noch offen ist, finde ich fehl am Platz.

Teamorder bei Mercedes: Nico Rosberg darf nicht vorbei, Foto: Sutton
Teamorder bei Mercedes: Nico Rosberg darf nicht vorbei, Foto: Sutton

Was war mit Kimi Räikkönen los?
Christian Danner: Kimi kam mit den Intermediates nicht klar, irgendetwas hat an seinem Auto nicht funktioniert. Das war Pech, er ist dann im Verkehr stecken geblieben. Wenn er freie Fahrt gehabt hätte, hätte es ganz anders ausgesehen. Abschreiben darf man Lotus nicht, die sind viel näher dran, als es heute den Anschein hatte.

Force India hatte offensichtlich Probleme mit den Radmuttern. Wie kann so etwas passieren?
Christian Danner: Eigentlich darf das nicht passieren. Aber so etwas passiert halt, wenn ein kleines Team mit den Großen mitmischen will. Die müssen noch ein bisschen üben.