"Das ist 'ne ganz gemeine Frage!" Die deutsche Motorsport-Ikone Olaf Manthey ist selten um klare Worte verlegen, aber im Interview für die neue Print-Ausgabe des Motorsport-Magazin (jetzt Abo sichern!) gerät der Manthey-Gründer kurz ins Stocken. Kein Wunder, schließlich wollen wir von ihm wissen: "Was ist wertvoller: ein Sieg beim 24-Stunden-Rennen auf dem Nürburgring oder ein Meistertitel in der DTM?"
Mit einem Sieg am Nürburgring vor der firmeneigenen Haustüre des Meuspather Rennstalls hat es dieses Jahr nicht geklappt, doch mit der DTM-Meisterschaft könnte Manthey ein weiteres Kapitel Rennsport-Geschichte schreiben. Manthey-Ass Thomas Preining führt die Gesamtwertung vor dem Saisonfinale in Hockenheim (20.-22. Oktober) mit zehn Punkten Vorsprung vor seinem ärgsten Herausforderer Mirko Bortolotti (SSR-Lamborghini) an.
Erste DTM-Titel für Manthey, Porsche und Preining?
Gewinnt Preining tatsächlich den Titel, wäre es der erste DTM-Triumph für Manthey und auch für Porsche, das sich seit dem Wechsel auf das GT3-Reglement erstmals in der deutschen Traditionsserie engagiert. Ein Kunststück, das Olaf Manthey selbst verwehrt blieb. Der 68-Jährige errang in den Jahren 1984 und 1985 immerhin die Vize-Meisterschaft in der DTM und war 2022 - über 30 Jahre später - der erste Titelträger im 'DTM Classic Cup' für Tourenwagen vornehmlich aus der DTM.
Als Teamchef mit seinem eigenen DTM-Rennstall - 2001 und 2002 setzte Manthey zwei AMG-Mercedes CLK-DTM mit Patrick Huisman, Bernd Mayländer und gelegentlich Marcel Tiemann ein - verpasste der Firmengründer ebenfalls einen Titelgewinn. 21 Jahre später könnte es nun soweit sein, und dann auch noch mit dem ikonischen Grello-Porsche, den Werksfahrer Preining in der DTM pilotiert.
DTM oder 24h Nürburgring: So entscheidet sich Olaf Manthey
Trotz all dieser potenziellen Meilensteine fällt Manthey die Antwort schwer: DTM-Titel oder 24-Stunden-Sieg, was darf es sein? "Das 24-Stunden-Rennen ist nur einmal im Jahr, aber eines der wichtigsten Events im Rennsport, bei dem wie in der DTM auch die besten GT-Teams und Fahrer antreten", holt Manthey aus. "Da die Nordschleife noch mal eine ganz eigene Angelegenheit ist, würde ich vielleicht - aber nur einen kleinen Tick - einen Sieg beim 24-Stunden-Rennen höher ansiedeln als einen DTM-Meistertitel."
Eine knappe Entscheidung, und auch der heutige Manthey-Geschäftsführer Nicki Raeder muss eine ganze Weile in unserem exklusiven Doppel-Interview grübeln. Überraschend: Seine Antwort fällt anders aus als die von Olaf Manthey, dessen 1996 gegründetes Unternehmen im Jahr 2013 mit der Raeder Automotive GmbH der Brüder Nicki und Martin Raeder fusionierte.
Manthey-Chef Raeder: "DTM-Titel wäre mir wichtiger"
"Puh, also dieses Jahr wäre mir der DTM-Titel wichtiger", ringt sich Raeder schließlich zu einer Entscheidung in der 'gemeinen' Titel-Frage durch. "Über die Wertigkeit eines 24-Stunden-Sieges brauchen wir sowieso nicht zu sprechen, aber eine DTM-Meisterschaft im ersten Schritt abhaken zu können, wäre für mich ein wenig wertvoller."
Eine nachvollziehbare Antwort, mit dessen möglichem Ausgang wohl auch Olaf Manthey leben könnte, der flugs hinzufügt: "Und das 24-Stunden-Rennen haben wir ja schon siebenmal gewonnen." In der Tat ist Manthey sogar der Rekordsieger des Eifel-Klassikers, kein anderes Team konnte das 24-Stunden-Rennen häufiger gewinnen. Den zweiten Platz in der ewigen Bestenliste belegt das ebenfalls am Nürburgring beheimatete Team Phoenix Racing unter dem scheidenden Chef Ernst Moser mit sechs Siegen.
Manthey-Porsche gewannen das 24h-Rennen Nürburgring in den Jahren 2006 bis 2009 sowie 2011, 2018 und zuletzt 2021. Gesellt sich zu diesem Rekord, vier weiteren GTE-Klassensiegen bei den 24 Stunden von Le Mans sowie zahlreichen Porsche-Supercup-Titeln mit der DTM-Meisterschaft bald ein weiterer Pokal in der großen Trophäensammlung hinzu?
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