Saubere Sache: Nico Müller hat beim Sonntags-Rennen der DTM in Portimao einen blitzsauberen Sieg von der Pole Position eingefahren. Der Audi-Rosberg-Pilot feierte seinen ersten Sieg in der neuen GT3-Ära und den ersten seit Hockenheim 2022. Mit seinem elften Triumph in der DTM zog Müller mit dem heutigen GRT-Teammanager Manuel Reuter und Paul Di Resta gleich, die ebenfalls elf DTM-Rennen gewannen.

Müller hat sich mit dem Sieg eindrucksvoll zurückgemeldet. Im Samstags-Rennen fiel der Audi-Werksfahrer schon früh aus. Diesmal lief alles glatt: Mit 3,4 Sekunden Vorsprung überquerte der Schweizer die Ziellinie vor Felipe Fraga (AF-Corse-Ferrari) und Mirko Borotolotti (GRT-Lamborghini), der seinen Podesterfolg vom Vortag wiederholen konnte. DTM-Neuling Fraga stand mit seinem Ferrari 488 GT3 zum ersten Mal auf dem Podium.

"Wir sind zurück", jubelte Müller während der Auslaufrunde im Teamfunk, nachdem die ehemals so erfolgreiche Rosberg-Truppe eine äußerst schwierige DTM-Saison 2021 durchgemacht hatte. "Balsam für die Seele nach der letzten Saison", bestätigte Müller. "Nach der Pole heute wusste ich, dass es im Rennen nicht so leicht sein würde. Felipe war brutal schnell. Ich hatte einen Reifen-Vorteil, nachdem ich gestern früh ausgefallen war. Den galt es zu nutzen."

Markenvielfalt beim zweiten Rennen der Saison 2022: Hinter Müllers Audi, dem Ferrari von Fraga und Bortolottis Lamborghini folgten Marco Wittmann mit seinem Walkenhorst-BMW und Maximilian Götz im Winward-Mercedes auf den Plätzen vier und fünf. Damit fuhren fünf unterschiedliche Marken in die Top-5.

Wittmann: "Ich bin ohne Klima gefahren! Ich glaube, ich habe einfach vergessen, sie einzuschalten. Die macht man ja gern mal aus, weil man denkt, man hätte mehr Leistung. Ist so eine Kopfsache. Wir haben während der Boxenstopp-Sequenz ein bisschen verloren, Maxi und Kelvin kamen vorbei. Wir hatten hier eine gute letzte Kurve, auch einen höheren Topspeed. Dadurch konnte ich die beiden angreifen. Nach dem schlechten Start gestern für uns ein gutes Ergebnis."

Der amtierende DTM-Champion Götz profitierte nach P10 im Qualifying von einem starken Start und verbesserte sich früh um fünf Positionen. Überholmanöver in der Spitzengruppe waren eher Mangelware mit Ausnahme des Brasilianers Fraga, der sich auf der Strecke gegen den von P2 gestarteten Bortolotti durchsetzen konnte.

"Das fühlt sich an wie ein Sieg", meinte Bortolotti, der die Meisterschaft nach dem ersten Rennwochenende mit 41 Punkten anführt. "Wir haben das ganze Rennen lang gekämpft, mehr war nicht drin. Gegen Fraga hatte ich keine Chance. Wenn ich zu lange gegen ihn gekämpft hätte, wären die anderen von hinten gekommen. Deshalb hätte das nichts gebracht, der war viel schneller."

Fraga, der bei AF Corse auf Liam Lawson und Alex Albon folgte, über seinen ersten Podestplatz in der DTM: "Gestern lief es auch schon gut, aber dann gab es ein Problem beim Re-Start. Das Rennen hat Spaß gemacht, ich hatte einen schönen Kampf mit Mirko. Es ist hart, gegen Jungs wie ihn zu racen. Danach habe ich alles gegeben, um Nico einzuholen - keine Chance! Danach war ich happy mit dem zweiten Platz."

Bestplatzierter Porsche-Fahrer war Laurens Vanthoor als Siebter im 911er von SSR Performance hinter Kelvin van der Linde (Abt-Audi). Sheldon van der Linde (Schubert-BMW), Ricardo Feller (Abt-Audi) und Maro Engel (GruppeM-Mercedes) komplettierten die Top-10, wobei Fraga einen Zusatzpunkt für die schnellste Rennrunde einheimste.

Thiim: "Gibt billigen Lamborghini im Aldi-Katalog"

Für Nicki Thiim (T3-Lamborghini), Thomas Preining (Bernhard-Porsche), Philipp Eng (Schubert-BMW) und Rolf Ineichen (GRT-Lamborghini) war das Rennen kurz nach dem Start vorzeitig beendet. Auslöser war eine Kollision zwischen Preining und Mikael Grenier im hinteren Feld, in dessen Folge sich der Kanadier im GruppeM-Mercedes drehte.

"Da war ein bisschen Chaos, aber das ist normal da hinten", sagte Thiim. "Wir hatten seit vorgestern schon Leistungsprobleme, das hat sich beim Start mal wieder gezeigt." Dann scherzte der Däne in typischer Thiim-Art über seinen lädierten Huracan: "Ich freue mich für die Fans, nächste Woche gibt's bestimmt einen billigen Lamborghini im Aldi-Katalog! Ich will hier nicht rumheulen wie ein kleines Mädchen. Für die Fans soll die Show gut sein, alles andere ist Nebensache!"

Samstags-Sieger Auer im Pech

Pech hatte auch Luca Stolz, der am Samstag den zweiten Platz erzielte hatte. Am Sonntag fiel der HRT-Mercedes-Pilot nach einem Reifenschaden in Folge einer Kollision mit einem anderen Mercedes-Fahrer schon früh aus. Ähnlich schlecht lief es bei Mercedes-Markenkollege Lucas Auer, dem Sieger des Auftaktrennens. Nach einem verpatzten Boxenstopp und einem nicht richtig befestigten Rad musste der Österreicher einen ungeplanten Besuch an der Winward-Box einlegen und fiel bis ans Ende des Feldes zurück. Mit Mikael Grenier (GruppeM-Mercedes) sah ein weiterer AMG-Pilot nicht die Zielflagge.

Letztes DTM-Rennen für Sebastien Loeb

Sebastien Loeb beendete sein zweites und vorerst letztes DTM-Rennen auf Platz 18. Der neunfache Rallye-Weltmeister hatte kurz vor dem Rennstart bestätigt, dass erst einmal keine weiteren Einsätze im Ferrari 488 GT3 geplant sind. Loeb fuhr einige Runden auf dem zweiten Platz hinter David Schumacher und später hinter Mikael Grenier, allerdings hatten sie zu diesem Zeitpunkt ihre Pflicht-Boxenstopps noch nicht absolviert.

Zum zweiten Rennwochenende der Saison 2022 reist die DTM in drei Wochen (20.-22. Mai 2022) auf den Lausitzring, wo zum zweiten Mal nach dem Debüt 2021 die überhöhte Turn-1-Kurve zum Streckenlayout gehört.

DTM Portimao: So lief das Rennen am Sonntag

Die Startaufstellung: Nico Müller sicherte sich seine erste DTM-Pole in einem GT3-Audi und seine siebte in der Tourenwagenserie. Mirko Bortolotti qualifizierte sich nach der Pole am Samstag erneut für die erste Startreihe. Mit Felipe Frage (Ferrari) und Samstags-Sieger Lucas Auer (Mercedes) nahmen Fahrer vier unterschiedlicher Marken das Rennen von den ersten vier Positionen auf. Sheldon van der Linde im Schubert-BMW belegte im Qualifying den fünften Platz, kassierte aber eine 3-Platz-Strafe. Dafür rückte der Samstags-Zweite Luca Stolz im HRT-Mercedes um einen Platz nach vorne. Marco Wittmann, Sheldon und sein Bruder Kelvin van der Linde komplettierten die Top-8 der Startaufstellung.

Das Wetter: Zum Rennstart um 12:30 Uhr Ortszeit (13:30 MEZ) kletterten die Temperaturen auf dem Autodromo Algarve in Portimao auf sommerliche 24 Grad an. Die Strecken-Temperatur auf dem 4,653 Kilometer langen Grand-Prix-Kurs betrug 24 Grad.

Der Start: Während Pole-Setter Nico Müller den Sprint zur ersten Kurve gegen Mirko Bortolotti gewann und Felipe Fraga sowie Lucas Auer auf den weiteren Plätzen folgten, krachte es im hinteren Feld. Thomas Preining erwischte den Mercedes von Mikael Grenier und drehte den Kanadier rum. In diese Szene war auch Nicki Thiim involviert, der seinen T3-Lambo wenig später an der Box abstellen musste. Auch für Preining war das Rennen vorzeitig beendet. Nicht ausweichen konnte mit Philipp Eng mit seinem Schubert-BMW - auch für den Österreicher war das Rennen vorzeitig vorbei.

Rolf Ineichen kam mit seinem GRT-Lamborghini ebenfalls nicht über die erste Runde hinaus - sein zweiter Ausfall in Portimao. Und es wurde nicht besser: Luca Stolz zog sich bei der Kollision mit einem anderen Mercedes einen Reifenschaden zu und musste den HRT-Mercedes nach Start von P5 an der Box parken. Zu den Gewinnern der Startphase zählte Maximilian Götz, der sich vom zehnten bis auf den fünften Platz verbesserte. In Runde 2 gelang es Fraga, Bortolotti den zweiten Platz abzunehmen.

Die erste Rennhälfte: In Runde 6 begann der Boxenstopp-Reigen: Felipe Fraga von P2 bog ebenso in die Box ab wie Kelvin van der Linde, Lucas Auer, Sheldon van der Linde, Dennis Olsen, Lucas Auer, Arjun Maini, Maxi Buhk und Dev Gore. Pole-Mann Nico Müller ließ in Runde 7 frische Reifen aufziehen, während Auer mit einem nicht richtig befestigten Rad auf der Strecke immer langsamer wurde und weit zurückfiel. Auch Maximilian Götz, Ricardo Feller und Maro Engel absolvierten in Runde 7 ihre Pflicht-Reifenwechsel.

Auer musste nach seinem Problem einen weiteren Boxenstopp einlegen, während in Runde 8 zudem Mirko Bortolotti, Marco Wittmann, Rene Rast, Marius Zug und Clemens Schmid ihre Pflicht-Reifenwechsel unternahmen. Laurens Vanthoor und Esteban Muth folgten im 9. Umlauf, während Müller die virtuelle Führung vor Fraga, Bortolotti, Götz und Kelvin van der Linde innehatte. David Schumacher - noch ohne Pflicht-Stopp - sammelte vor Sebastien Loeb - ebenfalls noch auf den Startreifen unterwegs - seine ersten Führungskilometer in der DTM.

Der weitere Rennverlauf: Als sich das Feld ein wenig beruhigt hatte, kassierte Wittmann den Mercedes von Götz in der 16. Runde und übernahm den virtuellen vierten Platz hinter Müller, Fraga und Bortolotti. Schumacher bog in Runde 19 zum Pflicht-Reifenwechsel an die Winward-Box an und kehrte auf P19 zurück - dabei kam er sich kurz mit Mercedes-Markenkollege Maxi Buhk samt leichtem Kontakt ins Gehege.

Sebastien Loeb, der einige Runden lang auf dem zweiten Platz fuhr, holte sich als vorletzter aller Fahrer in Runde 22 einen neuen Satz Reifen ab und ordnete sich auf P20 wieder im Feld ein. Mikael Grenier folgte einen Umlauf später (Auto in Box abgestellt), womit Müller 15 Minuten vor Schluss die Führung im Boxenstopp-bereinigten Feld übernahm. Keine Änderungen auch dahinter mit Fraga, Bortolotti, Wittmann und Götz auf den folgenden Positionen. Daran sollte sich bis zum Rennende nach 33 Runden auch nichts mehr ändern.