Dass die DTM so etwas noch erleben darf. Ausgerechnet Gary Paffett gewinnt beim Saisonauftakt 2018 in Hockenheim das Samstagsrennen - der erste Sieg seit dem Lausitzring anno 2013. Und seit genau 1.784 Tagen. "Das war sein erster Sieg in der DTM, seitdem ich dabei bin", sagt Mercedes-Motorportchef Uli Fritz zu Motorsport-Magazin.com. "Das war eines der Ziele, dass wir diese Saison erreichen wollten. Das gleich im ersten Rennen zu schaffen, ist mega."

Paffetts Triumphfahrt war keine Glückssache. Der Mercedes-Oldie hatte schon das Qualifying am Samstagmorgen geradezu dominiert. Fast zwei Zehntelsekunden Vorsprung hatte er auf den Zweitplatzierten Marco Wittmann. Vielleicht doch ein kleines Wunder?

Paffett feixend zu Motorsport-Magazin.com: "Während meiner Inlap meinte ich, dass der letzte Sektor nicht gut war. Dann komme ich an die Box und sehe Sektorenbestzeit! War wohl doch ganz gut..." Es war seine 13. Pole Position der DTM, die zum späteren Sieg führen sollte.

Problemfall: Lucas Auer

Dafür musste der Tourenwagen-Veteran allerdings kämpfen. Sogar mehr als gedacht. Nicht die BMW auf Verfolgungsjagd sorgten in den ersten Rennrunden für Probleme, sondern ausgerechnet Lucas Auer, der als Zweiter für einen Mercedes-Doppelsieg zum Auftakt sorgen sollte.

Auer startete von Platz vier, kassierte aber mit Leichtigkeit seine beiden Vordermänner Timo Glock und Marco Wittmann. Wenig später war auch Paffett an der Reihe, der sich nicht wirklich gegen seinen Markenkollegen wehrte - aber verdutzt war über die aggressive Herangehensweise des jungen Österreichers.

Paffett: Kampf war unnötig

Paffett machte nach dem Überholmanöver, das ihn die Führung kostete, eine verärgerte Geste in Richtung Auer. Später erklärte er: "Ich verfolgte zu dem Zeitpunkt die Herangehensweise, dass wir von den BMW wegziehen. Es gab für Lucas keinen Grund, das zu tun, weil wir für denselben Hersteller fahren. Es war unnötig, zu kämpfen, denn das Rennen war noch lange. Ich habe nicht gegen ihn gekämpft, sondern ihn machen lassen, was er wollte."

Auer cool zu Motorsport-Magazin.com: "Wir sind Erster und Zweiter geworden, also habe ich alles richtig gemacht. Ich habe auch ein Handzeichen für ihn: Daumen hoch! Gary ist nämlich ein super Rennen gefahren. Und den BMW waren wir eh überlegen, das war relativ früh abzusehen."

Der Oldie gegen den jungen Wilden - die Geschichten gehen auch in Fabeln meist zu Gunsten des Ersteren aus. Im DTM-Rennen war es nicht anders. "Lucas hat anfangs härter gepusht, die Reifen mehr strapaziert, die Kerbs härter überfahren und so weiter", erklärte Paffett. "Ich war zuversichtlich, dass ich ihn später deshalb kassieren würde."

So kam es auch in der Boxenstopp-Phase, als Paffett dank einer starken Inlap in Runde 15 wenig später die Führung zurückeroberte. Knapp eine Sekunde war Paffett schneller als Auer auf der Runde in die Boxengasse und auch auf der Outlap holte er dank besserer Reifen eine halbe Sekunde raus. Auer hingegen konnte sich mit seinen kalten Reifen nicht gegen den heranstürmenden Teamkollegen wehren.

Fritz: Kritiker Lügen gestraft

Ein Doppelsieg zum Saisonstart, dazu alle sechs Mercedes in den Top-8: Besser hätte es für Mercedes kaum laufen können. Eine Genugtuung vor allem für Teamchef Uli Fritz, der sich in den vergangenen Wochen vorwerfen lassen musste, dass Mercedes wegen des angekündigten Ausstiegs nicht mehr alles investieren könnte.

Fritz mit breitem Grinsen im Gesicht zu Motorsport-Magazin.com: "Wir haben heute all diejenigen Lügen gestraft, die behauptet haben, dass wir nicht mehr voll bei der Sache sind und Kapazitäten rausziehen. Das Team ist motiviert wie eh und je. Und ich bin super-glücklich, dass sie sich mit dem Doppelsieg belohnen konnten."