Nico, die erste Frage: Wie war die Party in Hockenheim?
Nico Rosberg: Die Party war super. Ich habe viele Menschen wiedergesehen, die in meiner eigenen Karriere eine große Rolle gespielt haben. Und natürlich dann das Treffen mit René und Jamie. Die haben in dieser Saison Großartiges geleistet.

Wie spontan war die Aktion, plötzlich in Hockenheim aufzutauchen?
Nico Rosberg: Mein Vater und ich hatten schon vorher überlegt, dass wir direkt nach Hockenheim fliegen, wenn es mit dem Titel klappen würde. Einige Leute wussten darüber Bescheid.

Wie hat René reagiert, als er Dich und Deinen Vater sah?
Nico Rosberg: Der war total begeistert. Wir kannten uns bislang nur flüchtig. So hatten wir endlich mal die Gelegenheit, ausführlich zu plaudern und uns auszutauschen. René hat eine grandiose Saison hinter sich, in der er gezeigt hat, dass er zu den ganz großen Fahrern zählt. Ich habe ihm gerne gratuliert.

Du bist selber sehr erfolgreich gewesen, Formel-1-Weltmeister. Hast Du René ein paar gute Tipps gegeben, wie er jetzt die nächsten Wochen meistern kann, mit all den PR-Terminen usw.?
Nico Rosberg: (lacht) Der braucht keine Tipps von mir. Er hat ja selbst schon so viele Meisterschaften gewonnen. Das ist nichts Neues für ihn. Das wird jetzt vielleicht ein bisschen mehr als nach den vergangenen Erfolgen, aber das kriegt der schon gut hin. Ich denke, er freut sich schon jetzt darauf, den Titel 2018 zu verteidigen.

Du warst im Team Rosberg 2002 der erste Champion des Teams, im gleichen Jahr, in dem Gary Paffett in der Formel 3 mit Rosberg Meister wurde. Erinnerst Du Dich noch an diese Zeit?
Nico Rosberg: Na klar. Das sind besondere Momente, die man nie vergisst. Wir hatten eine Wahnsinns-Saison und am Ende war ich Meister. Viel wichtiger war für mich damals aber die Tatsache, dass ich als Belohnung für den Titel einen Test im Formel-1-BMW bekam. Das war vielleicht der Moment, wo es bei mir endgültig Klick gemacht hat und ich unbedingt in die Formel 1 wollte. Das war so verrückt und so schnell. Ich kam von 140 PS im Formel BMW auf einmal auf 900 PS. Die Beschleunigung war eines der verrücktesten Erlebnisse, die ich jemals hatte.

Nico Rosberg feiert den DTM-Titelgewinn mit Audi-Pilot Rene Rast, Foto: DTM
Nico Rosberg feiert den DTM-Titelgewinn mit Audi-Pilot Rene Rast, Foto: DTM

Wie wichtig sind die Titel für das Team?
Nico Rosberg: Ich sehe da vor allem menschliche Ebene. Das ist der Lohn für sehr harte Arbeit. Wie schon gesagt, sind viele von den Jungs schon sehr lange dabei. Allen voran Arno Zensen. Er hat so oft auch schon knapp Meisterschaften verpasst. Und dann in diesem Herzschlagfinale den Titel zu holen - das ist die Krönung. Aber es ist nicht nur er. Vom Truckie über Mechaniker - es ist schön, wie viele dem Team treu geblieben sind. Mein ehemaliger Fahrzeugingenieur aus der Formel-3-Zeit war beispielsweise jetzt für Jamie zuständig. Die haben in diesem Jahr alles gegeben und die Meisterschaft dominiert.

Der Fahrertitel steht immer im Vordergrund, für Rosberg ist aber der Teamtitel fast wichtiger, oder?
Nico Rosberg: Klar, ist der Fahrertitel wichtig. Für das Team Rosberg ist der Teamtitel natürlich von großer Bedeutung. Aber nicht, weil sie nur einen Titel geholt haben, sondern vor allem, wie. Das ist eine Wahnsinnsleistung. Das Team hat mit fast 100 Punkten Vorsprung die Meisterschaft gewonnen. Das war echt ein Level über allen anderen. Beide Fahrer hatten bis zum Schluss noch Chancen auf den Titel. Mehr geht einfach nicht. Das finde ich sehr beeindruckend.

In wieweit bist Du überhaupt in die Arbeit des Teams involviert?
Nico Rosberg: In das eigentliche Team Rosberg bin ich gar nicht involviert. Ich interessiere mich aktuell für die Engineering-Sparte ‚TRE Vehicle Dynamics'. Das ist ein anderes Unternehmen am gleichen Standort, das sich mit Fahrzeugdynamik beschäftigt. Dort gibt es einen sogenannten Seven Poster ‚Vertikal Dynamik Prüfstand' - das ist absoluter State of the Art und die modernste Anlage in Europa. Wir haben unter anderem sogar Formel-1-Teams, die den Prüfstand nutzen.

Könntest Du Dir vorstellen, selbst mal als Teamchef an der Boxenmauer zu stehen?
Nico Rosberg: Momentan ist das kein Thema. Aber natürlich schaue ich mir alle Optionen im Motorsport an. Das ist halt meine Leidenschaft, besonders die Formel 1. Daher ist es für mich gerade eine große Herausforderung im Management von Robert Kubica zu sein und ihn bei seinem Comeback zu unterstützen. Das ist sehr spannend.

Voller Erfolg: Audi holt alle drei Titel in der DTM, Foto: Tobias Gorges,MMPIXX.COM
Voller Erfolg: Audi holt alle drei Titel in der DTM, Foto: Tobias Gorges,MMPIXX.COM

Du warst ja auch damals selber im DTM-Umfeld unterwegs und kannst die Entwicklung der Serie sicher beurteilen. Wie hat Dir die DTM Saison 2017 gefallen?
Nico Rosberg: Klar verfolge ich die DTM. Das war in diesem Jahr Riesenmotorsport - tolle Rennen, tolle Fights. Alles in allem absolut sehenswert. Es ist schade, dass Mercedes-AMG Ende 2018 aussteigt. Aber ich hoffe, dass die Serie danach trotzdem sehr stark weitergeht.

Was gibt es bei Rosberg sonst Neues?
Nico Rosberg: Das Team kehrt 2018 in den GT-Sport zurück und startet zusätzlich zum DTM-Einsatz ein Projekt mit Lamborghini. Das wird sehr spannend.