Als Timo Scheider am Samstagabend seinen Abschied aus der DTM verkündete, belegte eine große Emotionalität den Presseraum. Doch es verkündete nicht nur einer der bekanntesten und populärsten Fahrer der DTM-Geschichte seinen Abschied. Das 'Wie' war entscheidend. Scheider erhielt einen Abschied, den er so nicht wollte. "Ich habe vor zwei Tagen einen Anruf erhalten, in dem mir mitgeteilt wurde, dass Audi und ich in der DTM keine Zukunft mehr haben. Das Ganze ist natürlich ein Stück weit tragisch, weil ich es mir ein bisschen anders vorgestellt hätte, um ehrlich zu sein", so ein mit den Tränen kämpfender Scheider.

Keine persönliche Verabschiedung, sondern ein Rausschmiss per Telefon. Hat das ein Timo Scheider verdient? Fast geschlossen erhält man die Antwort: Auf keinen Fall! Einer seiner engsten Vertrauten in der DTM, Timo Glock, ist stinksauer über die Art und Weise dieser Aufführung. "Jeder weiß, dass Timo und ich uns schon eine lange Zeit sehr nahe stehen. Und wenn man einen Mann, der 11 Jahre bei Audi ist und 16 Jahre in der DTM, der zweimal die Meisterschaft gewonnen hat, so verabschiedet, muss ich mich fragen, ob man da noch bei Trost ist. Das ist schon unter der Gürtellinie, finde ich", findet er klare Worte.

Timo Scheider kämpfte auf der Pressekonferenz mit den Tränen, Foto: Audi
Timo Scheider kämpfte auf der Pressekonferenz mit den Tränen, Foto: Audi

Glock attackiert Audi-Führung

Obwohl Scheider sichtlich getroffen war, behielt er bei der Pressekonferenz seinen Anstand und dankte Audi für die gemeinsamen Jahre. Ein Verhalten, das Glock würdigt. "Dass er noch so cool geblieben ist und sich bei Audi auch noch bedankt hat - davor habe ich hohen Respekt. Ich glaube, ich hätte da anders in die Kerbe geschlagen", so der BMW-Pilot. "Aber nochmal: So etwas macht man nicht! Das ist nicht respektabel gegenüber einem Timo Scheider, dass man so mit ihm umgeht. Und da sollten sich ein Herr Gass oder wer auch immer das entschieden hat - Ullrich oder wer auch immer - mal überlegen, was sie sich dabei gedacht haben", poltert Glock.

Als Martin Tomczyk am Freitagabend seinen Ausstand mit Fahrern und Gästen feierte, waren auch Glock und Scheider vor Ort. Schon dort fiel Glock ein sichtlich bedrückter Scheider auf. Von den Gründen wusste er jedoch noch nichts. "Ich hatte mich schon gefragt, warum er so nachdenklich ist. Wir haben nebeneinander gesessen und normalerweise blödeln wir immer rum und machen Sprüche. Aber irgendwie war er in sich gekehrt", berichtet Glock. "Ich dachte, er hätte vielleicht einen schlechten Tag gehabt. Aber als dann die Nachricht kam, dass er eine Pressekonferenz gibt, war mir klar, was passiert. Und als ich dann gehört habe, wie man ihm das gesagt hat - das war schon heftig."

Nach 16 Jahren in der DTM ist für Timo Scheider Schluss, Foto: DTM
Nach 16 Jahren in der DTM ist für Timo Scheider Schluss, Foto: DTM

Gass führt sportliche Leistung als Begründung für DTM-Aus an

Auch für die gesamte DTM sei der Verlust Scheiders eine schwere Bürde - und eine unnötige, wie Glock meint. "Ein Timo Scheider hätte es verdient erstens anders abzutreten und zweitens noch weiterzufahren. Er ist zweifacher Champion", erinnert Glock an Scheiders herausragende Leistungen. "Man hat gesehen, als Mike Rockenfeller jetzt von Phoenix zu Abt gegangen ist, hatte er dort ein starkes Wochenende. Jeder weiß, dass Timo Autofahren kann und deshalb hat er es so nicht verdient", so Glock.

Audis DTM-Leiter Dieter Gass stimmt Glock in der Typenfrage zu, sah die sportliche Situation aber als nicht mehr befriedigend an. "Ich finde persönlich, dass Timo ein Verlust für uns und die DTM ist. Er ist eine der Personen, die wir gerne hier sehen. Die Meisterschaft hat auch von ihm profitiert", so Gass einerseits. Jedoch: "Wir haben aber in den letzten Jahren gesehen, dass die Leistung nicht mehr da war, wie wir und auch er sie gerne gesehen hätten", begründet Gass das DTM-Aus für Scheider.