Was zunächst aussah wie ein strategischer Clou, stellte sich wenig später als großer Fehler heraus. Als Jamie Green am Ende der 23. Runde als letzter Fahrer seine Optionsreifen gegen die härteren Pneus austauschte, konnte er die Führung vor Augusto Farfus übernehmen. Allerdings hätte er die Reifen bereits eine Runde früher wechseln müssen und bekam so eine Durchfahrtsstrafe, die ihn bis auf den achten Platz zurückwarf.

"Als alle Fahrer vor mir in die Box gefahren bin, habe ich entschieden weiter zu fahren, obwohl mich mein Team zum Boxenstopp gerufen hat", musste Green nach dem Rennen gestehen. "Es war mein Fehler und dafür muss ich mich beim Team entschuldigen. Wenn einer von uns einen Fehler macht, dann bezahlen wir alle dafür. Schade, denn ohne die Strafe hätten wir um das Podium gekämpft."

Wie lange man mit einem Optionsreifen unterwegs sein kann, ist im Artikel 25.4.1 für jeder der insgesamt neun Strecken festgelegt, in allen Fällen etwas weniger als 50 Prozent der Renndistanz. So soll verhindert werden, dass genau zur Rennmitte alle Fahrer gleichzeitig in die Box kommen. In Spielberg ist diese Distanz auf maximal 22 Runden festgelegt, Green war also definitiv zu lang unterwegs.

Komplizierte Regelauslegung

Besonders pikant wird die Geschichte allerdings, wenn man einen Blick auf die Fahrer wirft, die umgekehrt von den härteren Pneus auf die weicheren Optionsreifen wechselten. Gleich acht Fahrer, darunter auch Bruno Spengler und Mattias Ekström, fuhren am Ende der 24. Runde in die Box und starteten mit 25. Runde mit den Optionsreifen, auf denen sie bis zum Rennende nach 47 Runden demnach 22 komplette Umläufe und die Out-Lap aus der Boxengasse unterwegs waren.

Bereits nach dem ersten Rennen in Hockenheim sagte ein DMSB-Sprecher, dass die Outlap bei der Berechnung der maximalen Fahrdistanz der Optionsreifen im Gegensatz zur Inlap nicht gewählt wird. Der Knackpunkt: Auf allen Strecken liegt die Ziellinie vor den Boxenplätzen, offiziell beginnt ein Fahrer noch eine neue Runde, bevor er seine Reifen 50 Meter später wechselt. Bei Zeitvorteilen von bis zu zwei Sekunden, die mit dem weicheren Reifen erzielt werden können, ist das zumindest auf dem Papier ein theoretischer Vorteil für alle Fahrer, die mit den härteren Prime-Reifen in das Rennen starten.