Was ist passiert?

Nach 83 Runden überquerte Audi-Pilot Mattias Ekström die Ziellinie auf dem Norisring in Nürnberg als Erster. Mit seinem Sieg beendete er die lange Durststrecke der Ingolstädter seit dem letzten Heimsieg durch Laurent Aiello 2002. Doch die Freude über den historischen Erfolg währte nicht lange: Der Vater des Geburtstagskindes schüttete ihm kurz nach Rennende im Parc Fermé Wasser in die Tasche des Rennanzuges. Das ist gemäß dem DTM-Reglement nicht erlaubt.

Mehr als sechs Stunde nach Rennende kamen die Rennkommissare deshalb zu der Entscheidung, dass Ekström gegen die Parc-Fermé-Bestimmungen (Art. 44 des Sportlichen Reglements) verstoßen hat und aus der Wertung des fünften DTM-Laufs ausgeschlossen wird. An seiner Stelle geht der Sieg an Mercedes-Fahrer Robert Wickens.

Geht Audi in Berufung?

Ja, das Audi Sport Team Abt Sportsline kündigte noch am Sonntagabend fristgerecht Berufung gegen das Urteil der Sportkommissare an. Das Ergebnis des Rennens ist somit vorläufig. Ob Ekström seinen Norisring-Sieg zurückbekommt, wird vor einem Sportgericht entschieden. Ein Termin steht noch nicht fest. Das Team hat normalerweise zwei Tage Zeit, um eine schriftliche Begründung für die Berufung einzureichen. Audi beantragte jedoch eine Verlängerung dieser Frist auf vier Tage, um sich besser vorbereiten zu können. Dieser Bitte wurde stattgegeben.

Wie reagierten die Betroffenen?

Von Seiten Audis gab es am Sonntagabend in Nürnberg nur wenig zu hören. "Damit sind wir in einem schwebenden Verfahren, zu dem wir keine Äußerungen machen können - wir werden das aber auf jeden Fall weiter verfolgen", sagte Dieter Gass. Auch mit einem Statement von Mattias Ekström ist so schnell nicht zu rechnen. Dr. Wolfgang Ullrich erklärte, dass es seinem Piloten ob des andauernden Verfahrens nicht erlaubt sei, Aussagen zu diesem Thema zu tätigen.

Sieg futsch: Ekström muss auf die Berufung hoffen, Foto: Audi
Sieg futsch: Ekström muss auf die Berufung hoffen, Foto: Audi

Audi-Pilot Timo Scheider beurteilte den Zwischenfall kurz nach Rennende so: "Wenn wir es korrekt sehen, ist es eine Verletzung der Parc-fermé-Bestimmung, aber da bin ich der Falsche, um das zu beurteilen." Allerdings hatte Scheider Verständnis für den Vorgang. "Mattias war völlig ausgelaugt und am Boden, der hat wahrscheinlich nach Wasser gelechzt", sagte er gegenüber Motorsport-Magazin.com und bezweifelte, dass Ekströms Vater einen Hintergedanken dabei hatte. "Er hat es wahrscheinlich einfach nur gut gemeint mit dem Befinden seines Sohnes."

Wie reagierte Mercedes?

Bei Mercedes fiel die Freude über den geerbten Dreifachsieg gedämpft aus. "Nach der Entscheidung der Stewards, beglückwünsche ich Robert zu seinem ersten Sieg in seiner DTM-Karriere", sagte Toto Wolff. Für den vorläufigen Sieger Robert Wickens ist es das zweite Mal in dieser Saison, dass er von einer nachträglichen Strafe profitiert. Bereits in Brands Hatch rückte Wickens nur wegen einer Strafe gegen Gary Paffett auf das Podium nach. Nach seinem ersten Podestplatz holte er so nun auch seinen ersten Sieg. "Mein erster DTM-Sieg - auch wenn ich eine Weile nach Rennende darauf warten musste, bin ich natürlich absolut happy damit", so der Kanadier.

Warum gab es noch eine zweite Strafe gegen Ekström?

Die Disqualifikation war nicht genug! Ekström muss zudem 1.000 Euro Strafe zahlen, weil er sein Lenkrad nach dem Aussteigen im Parc Fermé nicht ordnungsgemäß befestigt hatte.