John McGuinness wird wohl nie wieder auf einem Superbike auf der Isle of Man starten. Der 45-jährige Brite leidet noch immer an den Folgen seines schweren Unfalls im Mai und muss noch mindestens bis Februar ein orthopädisches Gestell am verletzten rechten Bein tragen.

In einem Interview mit "Bike Social" stellte er nun klar, dass die Königsklasse der Tourist Trophy kein Thema mehr für ihn sei: "Vielleicht kann ich noch einmal an Klassik-Rennen teilnehmen. Supertwins oder die Elektro-Bikes sind vielleicht vorstellbar, aber die großen Superbikes sind wahrscheinlich außerhalb meiner Reichweite."

Comeback nach langer Pause schwierig

"Ich hatte in meiner Karriere nie lange Pausen, aber dann wäre ich ein ganzes Jahr weg gewesen. Das ist schwierig", erklärt McGuinness. Im Alter von 45 Jahren und mit 23 Siegen auf der Isle of Man hat der Brite alles erreicht und ist - im Gegensatz zu vielen seiner ehemaligen Kollegen - noch am Leben. Daher schließt er auch ein endgültiges Karriereende nicht aus.

"Nach dem Unfall dachte ich mir: Ich steige nie wieder auf so ein Motorrad. Ich hatte meine Zeit und muss niemandem mehr etwas beweisen. Aber alle Leute fragen mich ständig, wann ich wieder zurück komme und ob ich vielleicht schon im nächsten Jahr wieder starte. Anscheinend wollen alle, dass ich wieder fahre. Ich persönlich habe darauf aber noch keine Antwort."

McGuinness hatte sich Anfang Mai im Training zum "Northwest 200" in Nordirland bei einem Unfall den rechten Unterschenkel zertrümmert, sowie vier Rückenwirbel und fünf Rippen gebrochen. Vor allem die Beinverletzung entpuppte sich als schwierig. Nach einer Rekonstruktion und Fixierung des Schien- und Wadenbeins waren McGuinness' Beine aber plötzlich unterschiedlich lang.

Langer Leidensweg nach Verletzung

Daher musste das verletzte Bein unterhalb des Kniegelenks erneut gebrochen und ein orthopädisches Gestell von außen eingeschraubt werden. Dieses soll das Bein strecken und damit den zu Beginn fünf Zentimeter großen Unterschied in der Beinlänge ausgleichen. Somit muss McGuinnes noch mindestens bis Februar das Gestell um sein rechtes Bein mit sich herumschleppen.

"Langsam beginne ich, mit diesem fünf Kilo schweren Folterzylinder zu leben. Es ist frustrierend, aber dann denke ich daran: Ich hätte statt des Zaunes auch eine Straßenlaterne mit dem Kopf treffen können. Dann wäre die Sache viel schlimmer ausgegangen."

Immerhin hat sich Honda bei der Isle-of-Man-Legende mittlerweile entschuldigt, denn McGuinness' Unfall wurde durch einen technischen Defekt ausgelöst. Als der Gashebel seiner Fireblade hängen blieb, zog der Brite die Kupplung, doch die Elektronik des Drive-by-wire-Systems beschleunigte weiter.

"Honda hat zugegeben, dass es nicht mein Fehler war, sondern es ein Problem an der Maschine gab. Natürlich könnte man jetzt mit dem Finger auf Leute zeigen, sie verteufeln und fluchen. Aber es ist nun einmal passiert und ich muss damit klarkommen. Ob ich je wieder etwas für Honda machen werde? Darüber hängt im Moment ein großes Fragezeichen."